Rubens Barrichello hat einige schlaflose Nächte hinter sich. Bereits mehrfach hat ihm seine Frau im vergangenen Jahr am nächsten Morgen gesagt, dass er seinen Renningenieur anrufen solle. "Ist sein Name Tony? Du hast die ganze Nacht über ihn geredet. Rufe ihn an!" Umgekehrt bekam auch Barrichello einige Anrufe aus der Fabrik in England, wenn er in seiner brasilianischen Heimat weilte - selbst in der Nacht.

"Ich hatte schon immer dieses Gefühl, gebraucht zu werden", erinnert sich der Brasilianer an seine Formel-1-Teams - selbst bei Ferrari. Er habe sich seinen Platz erkämpft. Dabei gehe es nicht um Nestwärme und Liebe. "Es geht darum, die Arbeit zu erledigen." Die Zusammenarbeit mit Williams bezeichnet er als eine gute Ehe. Für ihn ist die Zeit bei Williams sogar die beste in seiner langen F1-Karriere.

Besser denn je

"Obwohl ich im Moment kein Auto habe, mit dem ich gewinnen kann", sagte er Motorsport-Magazin.com. "Aber ich bin in dem Team, für das ich immer fahren wollte, in einer Umgebung, in der ich mich sehr wohl fühle, in der ich geschätzt werde. Und ich fahre besser denn je."

Williams wisse seine Fähigkeiten am besten von allen Teams auszunutzen. "Sie hören voll auf mich und handeln dann auch", sagt Barrichello. "Sie denken vielleicht, es sei quatsch, aber sie versuchen es dennoch und sehen dann den Vorteil." Mit dieser Einstellung arbeitete sich Barrichello in die Herzen der Williams-Mannschaft, die ihn bei jeder Gelegenheit lobt.

Aggressive Aussichten

Für die Saison 2011 hat der Brasilianer bereits positive Signale ausgemacht. "Ich sehe nur gute Zeichen und ich verändere die schlechten", sagte er Autosport. Er habe die schwachen Bereiche des Autos ausgemacht und Verbesserungen vorgeschlagen. "Das neue Auto ist definitiv aggressiver."

Auch dem Williams-KERS traut er einiges zu. "Wir glauben, dass es stark sein wird. Aber es wird verdammt hart, so viele verschiedene Knöpfe zu drücken!" Der entscheidende Faktor sind jedoch die neuen Pirelli-Reifen und welches Team sie am besten zum Arbeiten bekommt. "Das wird einigen Teams helfen und anderen nicht."

Mit Brawn GP hat Barrichello schon einmal einen kometenhaften Aufstieg aus dem Nichts der Startaufstellung an die Spitze miterlebt. Könnte 2011 also das Jahr von Williams und Barrichello werden? "Wenn man unterschreibt, denkt man nie, dass es kein gutes Jahr sein könnte", so Barrichello. "Denn es könnte eines werden, etwas Brillantes könnte passieren."

Bereits jetzt kann Barrichello auf die meisten Grand Prix aller Formel-1-Fahrer der Geschichte zurückblicken. "Es gibt genug, was ich meinen Enkeln erzählen kann. Aber noch jage ich meinen WM-Titel!" Das dürfte für Barrichello noch viele schlaflose Nächte bedeuten. Die Frage ist, ob dies auch für die Topteams gilt?