Pro: Positive Überraschung

von Kerstin Hasenbichler

Renault und Robert Kubica zählten zu den positiven Überraschungen 2010. Obwohl Renault nicht das Budget der Top-Teams wie Red Bull, Ferrari und McLaren vorweisen konnte, gelang den Franzosen mit dem R30 ein schnelles und zuverlässiges Auto. Mit diesem Auto und seinen fahrerischen Fähigkeiten konnte Kubica die vier Top-Teams sowohl im Qualifying als auch im Rennen des Öfteren ärgern.

Nur drei Mal musste Renault eine Nullrunde beklagen, ansonsten fuhren immer ein oder beide Fahrer in die Punkte. Am Ende wurden die Franzosen sogar Mercedes GP im Kampf um Platz vier in der Konstrukteurswertung gefährlich. Hätte Renault neben Kubica einen zweiten, starken Fahrer gehabt, hätte man Mercedes GP Platz vier abjagen können. Schließlich holte Renault genauso viele Podestplätze wie Mercedes GP, die immerhin Nico Rosberg und Michael Schumacher als Fahrer hatten.

Robert Kubica ließ sein Können aufblitzen, Foto: Sutton
Robert Kubica ließ sein Können aufblitzen, Foto: Sutton

Im Gegensatz zu Kubica musste Vitaly Petrov viel Kritik einstecken. Obwohl der Rookie natürlich etliche Fehler beging und auch Unfälle baute, wusste er auch einige Male zu überzeugen. So zum Beispiel beim Saisonfinale in Abu Dhabi, wo er rundenlang Fernando Alonso - immerhin zweifacher Champion - hinter sich lassen konnte.

Die Weiterentwicklung war einer der Pluspunkte der Franzosen. So produzierte man für fast alle Rennen einen neuen Frontflügel und konstruierte einen der besten F-Kanäle - wenn auch etwas spät. 2011 wird man sehen, ob Lotus Renault GP genauso stark ist wie Renault oder vielleicht sogar noch stärker.

Contra: Ein-Mann-Team

von Stephan Heublein

Renault war gut, aber Renault hätte noch viel besser sein können, wenn das Team zwei gleichwertige Fahrer gehabt hätte. Robert Kubica war vor allem in der ersten Saisonhalbzeit ein Garant für Spitzenergebnisse, doch Vitaly Petrov wurde seiner Rolle nicht gerecht - ein Nick Heidfeld hätte als Nummer 2 sichere WM-Punkte garantiert, mit denen Renault wahrscheinlich vor dem Mercedes-Werksteam gelandet wäre.

Vitaly Petrov kostete sein Team einiges an Zeit und Geld, Foto: Sutton
Vitaly Petrov kostete sein Team einiges an Zeit und Geld, Foto: Sutton

Stattdessen setzte Renault auf den Bezahlfahrer Petrov, der seine Mitgift bei beinahe zahllosen Unfällen, Abflügen und Karbonschäden quasi für Reparaturkosten aufbrauchte. Die Hoffnung auf die Erschließung des russischen Marktes ging ebenfalls noch nicht auf - immerhin gehört der einzige russische Sponsor Lada zum Renault-Konzern.

Dabei stand schon vor der Saison fest, dass es sich bei den Schwarz-Gelben um einen kleinen Etikettenschwindel handelte. Immerhin gehörten dem französischen Autobauer nur noch Minderheitsanteile, die er nach Saisonende komplett abgab. Entsprechend fehlte es an Budget, um das Auto auch gegen Saisonende weiterzuentwickeln oder früher mit einem F-Kanal zu fahren - sonst hätte das Team Mercedes GP noch gefährlicher werden können.

So musste man sich mit dem fünften Konstrukteursrang zufrieden geben, der selbst nach der Ungewissheit des Winters als Ziel angesehen werden musste. Renault konnte also hin und wieder überraschen, insgesamt ließ man aber zu viel Potenzial ungenutzt.

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