Pro: Ruder herumgerissen

von Kerstin Hasenbichler

In den 90er Jahren zählte Williams zu den Top-Teams, doch in den letzten Jahren rutschte der britische Rennstall ins Mittelfeld ab. Statt auf innovative Ideen zu setzen, musste das Team rund um Frank Williams mangels nötigen Kleingelds den konservativen Weg beschreiten.

2010 bestritt man allerdings einen anderen Weg und entwarf das Auto von Grund auf neu. Der Saisonstart verlief zwar zäh, doch mit jedem Rennen lernte Williams das Auto besser kennen. Während andere Teams zu schwächeln anfingen, konnte Williams das Ruder herumreißen und ab Valencia konstant in die Top-10 fahren.

Nico Hülkenberg brachte Williams für einen Tag zurück an die Spitze, Foto: WilliamsF1
Nico Hülkenberg brachte Williams für einen Tag zurück an die Spitze, Foto: WilliamsF1

Im Endspurt fing der britische Rennstall sogar Force India um einen Punkt ab und verteidigte damit den sechsten Platz in der Konstrukteurswertung. Mit der Pole Position von Nico Hülkenberg in Brasilien gelang Williams für einen kurzen Moment die Rückkehr an die Spitze, was nicht nur für den Spirit im Team wichtig war, sondern auch in Hinblick auf mögliche Sponsoren für 2011.

Contra: Wo sind die alten Zeiten?

von Stephan Heublein

Für Racer wie Frank Williams und Patrick Head zählt nur eines: der Sieg. Demnach war auch die Saison 2010 eine Enttäuschung. Ohne Sieg, ja sogar ohne Podestplatz waren vierte, fünfte und sechste Plätze die absoluten Highlights der Saison - zu wenig für die früher viel höheren Ansprüche von Williams.

Die wohl größte Schmach war gleichzeitig der größte Erfolg: Die Pole Position von Nico Hülkenberg in Brasilien wurde als Sensation angesehen - einst standen Poles für Williams auf der Samstagstagesordnung. In Interlagos halfen ein stark aufgelegter Rookie, aber vor allem abtrocknende Streckenverhältnisse bei der kurzzeitigen Rückkehr an die Spitze.

In Monaco gab es gleich zwei Totalschäden, Foto: Sutton
In Monaco gab es gleich zwei Totalschäden, Foto: Sutton

Mehr war mit einem zunächst schwachen, dann etwas besseren Auto nicht drin - man kämpfte bis zuletzt gegen Force India um den sechsten Konstrukteursrang; weit hinter den ehemaligen Rivalen Ferrari und McLaren. Zu allem Überfluss fehlte es Williams an Geld und kündigten mehrere Sponsoren den Rückzug an. Umso logischer, aber auch trauriger ist es, dass Hülkenberg einem Paydriver wie Pastor Maldonado Platz machen muss.

Teamzeugnisse: Eine Saisonbilanz aller zwölf Formel-1-Teams lesen Sie in der neuen Ausgabe des Motorsport-Magazins - Noten für alle von Red Bull bis Virgin. Ausgabe 16 ist im Handel erhältlich oder am besten direkt online bestellen: