Seit wann haben Sie davon geträumt, einmal in einem F1-Rennwagen zu sitzen?
Sergio Pérez: Seit meiner Kindheit. Ich war sechs Jahre alt, als ich mit meinem Vater und meinem Bruder zum Kart fahren ging. Ab dann habe ich davon geträumt, es in die Formel 1 zu schaffen. Meine Familie befasst sich seit langer Zeit mit Motorsport. Mein Vater fuhr zeitweise selbst Rennen und war eine Art Fahrermanager für Adrian Fernandez. Mein Bruder Antonio ist ebenfalls Rennfahrer. Er ist 24 und hat gerade die mexikanische NASCAR-Serie gewonnen. Die Formel 1 war immer mein Ziel, und ich wusste, dass ich dafür würde Opfer bringen müssen. Mir war klar, dass ich mein Land und meine Familie in sehr jungen Jahren würde verlassen müssen, um meinen Weg in Europa zu machen. Ich war erst 15 Jahre alt, als ich in ein kleines Dorf in Bayern zog. Das war nicht einfach.

Wie fühlen Sie sich mental und körperlich einen Tag, nachdem der Traum wahr wurde?
Sergio Pérez: Ich fühle mich sowohl mental als auch körperlich stärker. Und meine Motivation, mich auf beiden Gebieten weiter zu verbessern, ist noch gewachsen. Ich habe jetzt ein paar Monate Zeit, um mich optimal auf meinen ersten Grand Prix vorzubereiten, und ich werde die Zeit bestmöglich nutzen.

Was bedeutet es Ihnen, der erste mexikanische F1-Pilot seit drei Jahrzehnten zu sein?
Sergio Pérez: Ich liebe Mexiko, und es ist grossartig, so viel Unterstützung aus meiner Heimat zu bekommen. Insbesondere von Carlos Slim junior, der mir schon sehr lange ein enger Freund und guter Berater ist. Die Mexikaner begeistern sich für den Motorsport und sind euphorisch, wieder einen F1-Fahrer zu haben. Das ist ein sehr schönes Gefühl und zusätzliche Motivation.

Was war der grösste Unterschied zum GP2-Rennwagen, und was haben Sie am ersten Testtag gelernt?
Sergio Pérez: Der grösste Unterschied zur GP2 sind die Bremsen und die Fliehkräfte. Auch das Grip-Niveau ist im Vergleich zur GP2 unglaublich hoch. Ein anderer grosser Unterschied ist die Menge an Informationen und die vielen Abläufe, mit denen man sich zurechtfinden muss. Das Team ist auch viel grösser. Viele Ingenieure sind um einen herum und wollen Rückmeldungen. In dieser Umgebung zu arbeiten und zu lernen, was in der Formel 1 von einem Fahrer verlangt wird, innerhalb und ausserhalb des Cockpits, war das Wichtigste gestern. Dass ich bereits einen Vertrag für 2011 hatte, war eine grosse Hilfe. Ich stand nicht unter Druck, eine tolle Rundenzeit abzuliefern, sondern konnte mich aufs Lernen konzentrieren. Das Programm war auch nicht auf gute Rundenzeiten ausgelegt. Tatsächlich hatte ich, weil wir auch Pech mit roten Flaggen hatten, zum Schluss nur einen Schuss mit frischen Reifen.

Was werden Sie in der Winterpause machen?
Sergio Pérez: Wie wild trainieren! Für mein erstes Rennen muss ich so fit wie irgend möglich sein. Und ich werde viel Zeit mit den Ingenieuren in Hinwil verbringen, um über den C30 zu lernen. Im Januar ziehe ich in die Schweiz, um dem Team so nahe wie möglich zu sein.