Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) redet vor laufenden TV-Kameras meist nicht viel, dafür aber Klartext. "Das war nix. Ein Scheiß-Rennen", lautete seine Bilanz am ProSieben-Mikro zum Sonntagsrennen der DTM auf dem Lausitzring. Der Österreicher musste sich nach seinem Sieg am Samstag diesmal mit dem neunten Platz begnügen.

Warum Auer alles andere als begeistert war, ist klar: Der Landgraf-Mercedes-Pilot erwischte von P4 einen Bombenstart und duellierte sich in den ersten Kurven mit Marco Wittmann (Schubert-BMW) um die zweite Position. Ein kleiner Kontakt mit dem grünen BMW M4 GT3 ausgangs von Kurve 7 schickte Auer aber kurz abseits der Strecke und in der Folge auf Platz acht zurück.

DTM Lausitzring: Highlights und Zusammenfassung Rennen 2 (04:40 Min.)

"Ich bin in der ersten Runde gleich mal abgedrängt worden", erklärte Auer das Malheur. "Dadurch wurde mein Auto beschädigt. Schade, da wäre schon noch was gegangen. Ich hatte extrem viel Untersteuern, das Auto war sehr schwierig zu fahren, vielleicht war das Lenkrad krumm." Die Rennleitung untersuchte die leichte Kollision zwischen Wittmann und Auer. Urteil: Renn-Zwischenfall.

Wittmanns Schubser gegen Auers Mercedes-AMG GT3 hatten die TV-Kameras zunächst gar nicht eingefangen, weil sich das Geschehen auf den Wiesenritt von Thomas Preining (Manthey-Porsche, von Startplatz 3) und wenig später folgenden Ausfall von Ben Green (Emil-Frey-Ferrari, von Startplatz 5) konzentrierte. Erst später wurde ersichtlich, warum Auer trotz des Raketen-Starts so viele Plätze verloren hatte.

Lucas Auer führt DTM-Gesamtwertung an

Mit P9 betrieb der 30-Jährige unter diesen Umständen eigentlich noch Schadensbegrenzung auf hohem Niveau. Doch der Frust saß zunächst tief bei Auer, der seine zehnte Saison in der DTM bestreitet: "Sonst ist Platz neun mit dem Gewicht nicht so verkehrt, aber es wäre mehr gegangen. Der Speed war am ganzen Wochenende super." Mit dem Gewicht spielte Auer auf die 20 Kilogramm Erfolgsballast an, die er wegen seines Sieges am Vortag mit sich herumschleppte.

Mit seinen zwei Saisonsiegen führt der Mercedes-AMG-Werksfahrer die DTM-Tabelle nach dem vierten Rennen an. Auer hat 69 Punkte auf dem Konto, sechs Zähler mehr als Markenkollege Jules Gounon (Winward-Mercedes). Auer feierte am Samstag seinen elften Sieg im 159. DTM-Rennen und befindet sich in der ewigen Siegerliste an elfter Stelle zusammen mit Manuel Reuter, Paul Di Resta und Nico Müller. Bemerkenswert: Vier seiner elf Siege holte Auer am Lausitzring.

ABS-Sensorfehler kostet Marco Wittmann Podest-Chance

Auer und Wittmann teilten am Sonntag ein ähnliches Schicksal: Der BMW-Werkspilot kam ebenfalls nicht schadlos über die Runden. Zwar konnte der zweimalige DTM-Champion zunächst den zweiten Platz behaupten, doch ein ABS-Sensorfehler schickte Wittmann wenig später in Kurve 1 mit blockierenden Rädern durch die Wiese. Bis er das Problem im Cockpit behoben hatte, war er schon aus den Top-10 herausgefallen. Wittmann beendete das Rennen schließlich als Achter, direkt vor Auer.

"Für Marco tut es mir besonders leid, dass er das Problem mit dem ABS hatte", litt Schubert-Teamchef Torsten Schubert mit. "Wir müssen uns im Nachhinein genau anschauen, wie es zu dem kurzzeitigen Ausfall des Systems kommen konnte."

Wittmann, Fünfter im Samstagsrennen, zog trotzdem Positives aus dem Wochenende, nachdem erstmals seit September 2021 (!) wieder in der ersten Startreihe gestanden hatte. "Die Räder haben massiv blockiert und es ging geradeaus für mich", schilderte er das ABS-Problem. "Von da an war das Rennen um ein Podium gelaufen, weil die Reifen eckig waren. Es war keine richtige Verzögerung mehr möglich, das Auto hatte kein Kurvenverhalten, und es ging nur darum, bis zum Öffnen des Boxenstopp-Fensters durchzukommen, um frische Räder zu holen."