Auf der Nürburgring-Nordschleife ist der berühmte Manthey-Grello seit Jahren eine Macht und zählt zu den absoluten Fan-Lieblingen. Doch der Ring ist nicht genug für den gelb-grünen Hingucker-Porsche: Dieses Jahr hat der wohl bekannteste 911er der Motorsportwelt auch die DTM kräftig aufgemischt und in den Händen von Thomas Preining die Meisterschaft gewonnen.
Rückblickend alles richtig gemacht, allerdings war nicht zu jeder Zeit glasklar, dass Manthey mit einem Porsche 911 GT3 R im Grello-Design in der deutschen Traditionsrennserie antreten würde. Es herrschte tatsächlich Skepsis darüber, ob man in der Debütsaison nicht erst einmal etwas weniger visuell auf die Pauke hauen sollte. Schließlich steht der Grello auf der Nordschleife für Erfolg und hat sich längst zur wertvollen Marke entwickelt.
Grello-Frage wurde auch bei Porsche diskutiert
"Selbst bei Porsche kam die Frage auf, ob man die Marke 'Grello' riskieren will", verriet Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Aber manchmal muss man mutig und selbstbewusst sein. Ich habe mir gesagt: Wenn wir in der DTM nicht performen, dann haben wir sowieso ein Problem, sind nicht so gut, wie wir glauben, und müssen etwas tun, um wieder dorthin zu kommen."
An der Performance mangelte es nicht bei Preining, der Manthey, Porsche und den Grello beim Saisonfinale in Hockenheim vorzeitig zur ersten DTM-Meisterschaft führte. Der Österreicher erzielte in den 16 Rennen drei Siege, mit acht Podestplätzen die meisten aller Fahrer und obendrein drei Pole Positions. Preining war neben Ricardo Feller (Abt-Audi) zudem der einzige Pilot im Starterfeld, der in jedem der Rennen punkten konnte.
Grello in der DTM? "Sollte man sich sehr gut überlegen"
"Der Grello ist zu einer Marke geworden", wusste auch Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach. "Er hat den Sprung heraus aus der Langstrecke geschafft und es ist toll, dass er jetzt auch in der DTM erfolgreich ist. Eine Mega-Geschichte!"
Dabei hatte Laudenbach zunächst eine gewisse Sorge, ob der Grello im Falle eines Misserfolgs nicht verheizt würde: "Ich habe hier (in Hockenheim; d. Red.) mit Olaf Manthey gesprochen und meinen Hut gezogen. Ich war auch einer von denen, die gesagt haben, dass man sich das sehr gut überlegen sollte. Aber man muss auch mal mutig sein. Das war man, und es hat funktioniert."
Olaf Manthey: "Die Strahlkraft wird von den Fans erzeugt"
Natürlich handelt es sich beim Manthey-Grello um einen 'handelsüblichen' Porsche 911 GT3 R der neuen Generation, wie er von Teams weltweit eingesetzt wird, doch der Kult um das Auto speziell auf der Nordschleife ist eine einzigartige Geschichte. "Die Strahlkraft wird von den Fans erzeugt, nicht von uns. Wir versuchen einfach, mit diesem Auto erfolgreich zu sein", sagte der Teamgründer und heutige Berater, Olaf Manthey, zu Motorsport-Magazin.com.
Dass Preining von Manthey gleich auf den Grello-Porsche 'losgelassen' wurde, zeugte ebenso vom Vertrauen der Meuspather in sein großes Potenzial. Den Anstoß zu dieser Wahl lieferte der langjährige Manthey-Ingenieur Patrick Arkenau. Nicki Raeder bestätigte: "Der war überzeugt davon und konnte uns alle auch überzeugen." Als Alternative hätte auch der zweite Manthey-Porsche, der von den Fans getaufte 'Greeno', zur Wahl gestanden. In diesem 911er tat sich Porsche-Vertragsfahrer Dennis Olsen lange Zeit schwer und schloss die Saison mit zwei Podestplätzen auf dem siebten Rang ab.
Nicki Raeder über Grello: "Dieses Auto sorgt für Druck"
"Dieses Auto sorgt für Druck, auch bei Werksfahrern", beschrieb Raeder das Grello-Feeling. "Den bekam auch Preining bei seinem Manthey-Debüt 2022 bei einem NLS-Rennen auf dem Nürburgring zu spüren. Raeder: "Als er letztes Jahr zum ersten Mal den Grello auf der Nordschleife gefahren ist, war er nervös und hatte sehr viel Respekt. Dieser Respekt ist fast in eine Unsicherheit umgeschlagen. Weil dieses Auto einfach ein Statement ist und so viele Leute drauf schauen, herrscht Druck bei den Fahrern. Das hat Tommy gelernt über die Saison."
Speziell über den DTM-Triumph des Grello dürfte man sich auch bei der Porsche AG in Zuffenhausen gefreut haben. Neben Motorsportchef Laudenbach besuchten die Vorstandsmitglieder Michael Steiner und Andreas Haffner das Finale auf dem Hockenheimring, letztgenannte allerdings eher aus privatem Interesse statt in hochdienstlicher Funktion. Die DTM kommt inzwischen gut an beim deutschen Sportwagenbauer, die drei Meister-Titel dürften das Interesse noch verstärken.
"Dieser Titel ist etwas wert", bestätigte Laudenbach, ordnete aus Respekt vor anderen Serien aber ebenso ein: "Ich möchte die DTM nicht über andere Serien stellen. Es wäre falsch, sie mit SRO-Serien oder anderen zu vergleichen. Die DTM hat eine gewisse Alleinstellung wegen des Sprint-Formats und ist zudem eine nationale Meisterschaft. Und wir befinden uns in einem Automobilland. Ja, sie hat eine wichtige Stellung. Ich möchte aber kein Ranking aufstellen, das wäre falsch. Wir schauen uns jährlich alle Rennserien an, suchen die raus, in denen wir Erfolg haben wollen und unterstützen sie in gewisser Weise."
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