Motorsport-Veranstalter müssen sich bei zunehmendem Wettbewerb in der Unterhaltungsbranche gut überlegen, wie sie die Menschen noch an die Rennstrecke locken können. Der Sport selbst ist natürlich ein wichtiger - und wohl der entscheidende - Aspekt. Das 'Drumherum' darf heutzutage aber auch nicht mehr zu kurz kommen. Ohne zusätzliches Entertainment kann so ein Tag oder gar ein Wochenende an der Strecke schließlich ziemlich lang werden...

Der ADAC als neuer Rechtehalter DTM hat das Rad mit folgender Aktion zwar nicht neu erfunden, es aber erstmals in Deutschland wortwörtlich ins Rollen gebracht: die sogenannte Track-Safari. Dabei fahren handelsübliche Reisebusse zusammen mit zahlreichen GT3-Autos während einer speziellen Session an einem Rennwochenende über die Strecke. Reisegäste erhalten so die exklusive Gelegenheit, einen DTM-Boliden aus nächster Nähe und in 'freier Wildbahn' zu erleben.

Track-Safari mit Bussen bei der DTM auf dem Nürburgring
Track-Safari mit Reisebussen bei der DTM am Nürburgring, Foto: ADAC Motorsport7dtm

Track-Safari, Fahrerlager und Co.: Was die DTM bietet

Eine spannende, wenn auch nicht billige Alternative zu weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten, die Ticketinhaber beim Besuch eines DTM-Wochenendes erwartet. Im kostenlosen Programm enthalten sind unter anderem freier Zugang ins Fahrerlager mit der Möglichkeit, die DTM-Fahrer zu treffen, ein öffentlicher Pitwalk samt Autogrammstunde, DJ-Areas, gelegentliche Konzerte oder Merchandising-Stände im Fan-Bereich.

Beim vergangenen DTM-Event auf dem Nürburgring feierte die Strecken-Safari ihre Premiere für die Öffentlichkeit. Getestet hatte der ADAC die Aktion schon während der Vorsaison-Testfahrten in Spielberg, jetzt konnten auch zahlende Privatpersonen erstmals ein Ticket buchen. Ganz billig ist der Spaß freilich nicht: 99 Euro werden fällig für den Kauf der Busfahrt über zwei Runden auf der Strecke. Zu sehen gibt es unterschiedliche GT3-Modelle der DTM-Teams.

"Die Session am Nürburgring war für alle Teilnehmer eine spannende Erfahrung", sagte der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW). "In der Schikane bin ich direkt neben dem Bus mit zwei Rädern über den Curb gesprungen. Ich hoffe, dass die Fans genauso viel Spaß hatten wie ich."

Track-Safari mit Bussen bei der DTM auf dem Nürburgring
Die Busse fuhren während einer speziellen Session über die Strecke, Foto: ADAC Motorsport7dtm

Track-Safari feiert gelungene DTM-Premiere

Eine Track-Safari ist sicherlich nichts, was man sich obendrein zum Eintrittsticket mal eben so leisten würde. Zu speziellen Anlässen oder als Geschenk für einen großen Motorsport-Fan bietet der ADAC aber immerhin eine passende Gelegenheit mit diesem Konzept, dessen Ursprünge in der japanischen Super-GT-Serie liegen. Motorsport-Magazin.com konnte eine solche Strecken-Safari bereits 2019 am Rande des Show-Rennens zwischen der DTM und der Super GT in Fuji erleben.

Die öffentliche Premiere auf dem Nürburgring kam offenbar gut an. Drei Busse schickte der ADAC am Freitagnachmittag zur Track-Safari los, zwei davon für Privatbesucher und einen weiteren voll mit Gästen der Serienpartner sowie einigen Influencern. Laut Angaben des ADAC wurden alle Tickets für die rund 80 privat buchbaren Plätze in den beiden Bussen verkauft. Reich wird der zweigrößte Automobilklub der Welt mit dieser Aktion sicherlich nicht, doch immerhin bietet er den Fans eine besondere Abwechslung zum weiteren Programm an der Rennstrecke.

Die DTM bietet ihren Besuchern unterschiedliche Angebote, Foto: ADAC Motorsport
Die DTM bietet ihren Besuchern unterschiedliche Angebote, Foto: ADAC Motorsport

ADAC-Motorsportchef: "Man muss eine gute Show bieten"

Der ADAC verfolgt das ambitionierte Ziel, die DTM wie zu früheren Zeiten zu einem Fan-Magneten aufzubauen. Toller Rennsport und spannende Charaktere unter den Rennfahrern gehören ebenso dazu wie das nötige "Entertainment", wie ADAC-Motorsportchef Thomas Voss im Interview für die neue Print-Ausgabe des Motorsport-Magazin erklärt: "In dem Moment, wo die Zuschauerränge voll sind - nicht nur am Norisring, wo das immer sehr schnell der Fall ist - sondern auch in Oschersleben oder in der Lausitz, kommt alles andere automatisch: Die Fahrer wollen wieder in der DTM fahren, die Hersteller ebenso, und auch die Medien zeigen Interesse. Dafür muss man eine gute Show bieten."

Die Track-Safaris sind nicht an jedem DTM-Rennwochenende möglich, beim kommenden Event auf dem Lausitzring (18.-20. August) bietet sich aber die nächste Gelegenheit. Ticktes für die Safari und Eintrittskarten für die Rennen (ab 39,00 Euro/Renntag oder ab 59,00 Euro/Wochenende für Erwachsene, Kinder unter 16 Jahren kostenlos) gibt es auf der offiziellen DTM-Webseite.

Track-Safari mit Bussen bei der DTM auf dem Nürburgring
GT3-Autos drehen ihre Runden während der Track-Safari, Foto: ADAC Motorsport7dtm

DTM am Nürburgring: Fans gehen hin und schalten ein

Dass das allgemeine Interesse am Rennsport in Deutschland trotz vielfacher Kritik - Stichwort: Umweltschutz - weiter vorhanden ist, zeigte etwa der DTM-Lauf in der Eifel. Trotz schlechter Wettervorhersagen und Regen verfolgten insgesamt 49.300 Zuschauer das Geschehen am Nürburgring von Freitag bis Sonntag. Beachtlich auch das Gästeaufkommen: Die in Meuspath, nur einen Steinwurf vom Eifelkurs entfernt, beheimateten Teams Manthey (500) und Scherer PHX (400) begrüßten jeweils gleich mehrere hundert Gäste.

Das schlechte Wetter bescherte der DTM und TV-Partner ProSieben obendrein eine diesjährige Rekordquote: Am verregneten Sonntag und trotz der Übertragung der Frauen-Fußball-WM verfolgten das zweite Rennen des Wochenendes insgesamt 550.000 Zuschauer. Ein Marktanteil von 8,0 Prozent in der Zielgruppe der 14-49-Jährigen konnte sich ebenso sehen lassen. Am Samstag verfolgten 320.000 Zuschauer das DTM-Rennen vor dem Fernseher.

Die DTM startet 2023 bei acht Events in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, Foto: ADAC Motorsport
Die DTM startet 2023 bei acht Events in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, Foto: ADAC Motorsport

Zuschauer-Aktionen wie die Track-Safari sind ein Teil des auf lange Sicht angelegten Projekts mit der DTM, die der ADAC im Dezember vergangenen Jahres übernommen hat. Zwei bis drei Jahre werde es laut Voss brauchen, um diese Ziele zu erreichen. Und dazu brauche es auch die geeigneten Partner, darunter die in der DTM involvierten Hersteller.

Vor dem vergangenen Rennwochenende auf dem Norisring hatte die Motorsportabteilung des ADAC die Markenvertreter zum Austausch eingeladen. Voss: "Wir wollten schauen, ob die Hersteller überhaupt gleicher Meinung sind. Da muss ich sagen, dass wir eine große Einigkeit erzielt haben, auch darüber, wie es mit der Serie weitergehen kann und wie sie dabei helfen können."

Aufruf an unsere MSM-Leser: Schreibt uns gerne unten in die Kommentare, was ihr euch vom Besuch eines DTM-Rennwochenendes erhofft! Eure Antworten reichen wir gerne direkt an die Verantwortlichen der DTM weiter.