Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) hat das Samstagsrennen der DTM auf dem Nürburgring gewonnen. Der in Österreich lebende Italiener siegte im siebten Saisonlauf, der durch kurzzeitigen Regen aufgewirbelt und wegen einer Safety-Car-Phase unterbrochen wurde, souverän von der Pole Position. Lucas Auer (Winward-Mercedes) von Startplatz acht und der Meisterschaftsführende Thomas Preining (Manthey-Porsche) vom Lokalmatador Manthey komplettierten das Podium.

Sieben unterschiedliche Sieger in den ersten sieben Rennen - das hat es in der über 30-jährigen Geschichte der DTM seit 1984 noch nie zuvor gegeben.

Bortolotti feiert ersten DTM-Sieg

Für Bortolotti war es in seiner zweiten DTM-Saison der erste Sieg, während sich der Münchner Rennstall SSR Performance über den freuten Erfolg in diesem Jahr freuen konnte. Beim Saisonauftakt gewann Franck Perera im SSR-Lambo - und der Franzose stand jetzt am Nürburgring im Fokus des Geschehens!

Beim Re-Start nach einer Safety-Car-Phase (Runde 25/38) - ausgelöst durch den dritten SSR-Fahrer im Bunde, Alessio Deledda - fuhr Perera hinter dem Führenden Teamkollegen Bortolotti auf der zweiten Position, war zu diesem Zeitpunkt aber überrundet. Grund: Zuvor beim Rennstart hatte er von P6 den Viertplatzierten Kelvin van der Linde (Abt-Audi) gedreht und dafür drei Penalty Laps kassiert.

Parc Ferme: Polesetter Mirko Bortolotti mit Award
Mirko Bortolotti feiert ersten DTM-Sieg, Foto: DTM

Unsportlich! Untersuchung gegen Bortolotti-Teamkollege

Perera bummelte nach dem Schwenken der grünen Flaggen in Folge der einzigen Safety-Car-Phase des Rennens herum und hielt hinter Bortolotti den Rest des Feldes auf, sodass dieser wieder an der Spitze wegziehen konnte.

Pereras Aktion gefiel der Rennleitung wenig überraschend überhaupt nicht - gegen ihn wurde nach dem Rennende wegen unsportlichen Verhaltens eine Untersuchung eingeleitet. Von dieser Aktion profitierte letztendlich Lucas Auer, der die Verwirrung nutzte, um vom vierten Platz an Ricardo Feller und Thomas Preining vorbei auf den zweiten Platz nach vorne zu stürmen.

"Franck war auf Regenreifen", beschrieb Bortolotti die Situation während der Safety-. "Ich wusste, dass er ein paar Probleme haben würde. Ich wollte schnelle eine Lücke aufmachen. Lucas war am Ende richtig schnell. Ich musste das ganze Rennen durchpushen, um endlich den ersten Sieg zu holen."

Auer profitiert von Re-Start-Verwirrung

Auer machte in den verbleibenden Runden zwar Boden gut auf Bortolotti, konnte den Lamborghini Huracan GT3 Evo2 aber nicht entscheidend angreifen. "Der zweite Platz ist heute wie ein Sieg", fand der AMG-Fahrer. Während der Österreicher seinen ersten Podestplatz in der laufenden Saison eroberte, fuhr Porsche-Werksfahrer Preining bereits zum vierten Mal auf das Treppchen.

"Einerseits war das wie ein Sieg für mich, weil ich 20 Kilo vom Norisring (durch den Sieg; d. Red.) an Bord hatte", sagte Preining bei ProSieben. "Ich hatte eher mit P6 gerechnet. Andererseits bin ich etwas enttäuscht, dass ich Auer nicht halten konnte. Da haben die SSR-Jungs super zusammengearbeitet und mich blockiert."

Der von P3 gestartete Feller musste sich mit dem vierten Platz begnügen. "Ich verstehe nicht ganz, wieso Perera nicht an die Box gefahren ist", sagte der Schweizer in einer ersten Reaktion. "Irgendwie ist er losgefahren, dann aber doch nicht. Luggi (Auer) hat die Chance genutzt und ist mit Schwung an uns vorbeigefahren. Wir dürfen ja erst ab der Finish-Linie überholen. Das hat man bei Thomas gemerkt. Der war schon daneben und dann ganz zögerlich. So will man das Podium nicht verlieren."

Dennis Olsen (Manthey-Porsche), der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann (Project-1-BMW), der amtierende Meister Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) von Startplatz 16 und Bruder Kelvin van der Linde (Abt-Audi) komplettierten die Top-8. Der ältere der beiden van-der-Linde-Brüder war der heimliche Sieger des Rennens, schließlich wurde er nach der Startkollision mit Perera zwischenzeitlich bis auf den letzten Platz durchgereicht.

'KVDL': "Ich dachte, dass ich mit der Pace um den Sieg kämpfen kann. Das (Kollision mit Perera) war super-bitter. Klar hat man dann wahnsinnig Wut im Bauch. Vor allem, wie die Saison bisher gelaufen ist. Ich hatte endlich die Chance, viele Punkte mitzunehmen. Dann war auf einmal alles weg. Auf einmal war ich wieder in den Top-10 und konnte noch ein paar Punkte mitnehmen."

Heftiger Porsche-Unfall und Regen

Für einen Schreckmoment sorgte ein heftiger Unfall zwischen Christian Engelhart (Toksport-Porsche) und Ayhancan Güven (Bernhard-Porsche) in der 19. Runde. Engelhart verlor beim Anbremsen auf die erste Kurve die Kontrolle über seinen 911er und rutschte mit dem Heck voran quer über die Strecke. Die Fahrt endete genau im Heck von Markenkollege Ayhancan Güven und dessen Bernhard-Porsche. Beide Fahrer konnten ihre Fahrzeuge aus eigener Kraft verlassen, doch der Porsche 911 GT3 R des Türken hatte einen schweren Schaden davongetragen.

Die Rennleitung rief wegen des Porsche-Zwischenfalls eine Full-Course-Yellow-Phase aus. Unter anderem die Führenden Bortolotti und Preining nutzten diese Gelegenheit für den Pflicht-Boxenstopp. Alle Fahrer entschieden sich zu diesem Zeitpunkt für einen Wechsel auf neue Slick-Reifen. Wenige Minuten später nahm der Regen deutlich zu. Rast, Perera, Heinemann und Aitken reagierten schnell und ließen Regenreifen aufziehen. Verrücktes Eifel-Wetter: Kaum später zog sich der Regen wieder zurück...

Schumacher nach Mercedes-Kollision raus

Neben den verunfallten Porsche-Piloten Engelhart und Güven sahen auch David Schumacher (Kollision mit Luca Stolz), Luca Engstler (Technische Probleme) und Alessio Deledda (Unfall in Turn 1, Safety Car im Anschluss) nicht die Zielflagge.

DTM Nürburgring: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Mirko Bortolotti sicherte sich mit einer überragenden Runde die Pole Position im Qualifying am Samstagmorgen - seine dritte in der DTM und die zweite für SSR-Lamborghini in der laufenden Saison. Sieben unterschiedliche Fahrer fuhren bislang auf den ersten Startplatz. Thomas Preining führte den Grello-Porsche von Lokalmatador Manthey auf den zweiten Platz in der Startaufstellung - zum vierten Mal in Folge! Die Abt-Audi-Teamkollegen Ricardo Feller und Kelvin van der Linde teilten sich die zweite Startreihe. Jack Aitken, Franck Perera, Dennis Olsen, Lucas Auer, Rene Rast und Marco Wittmann komplettierten die Top-10.

Der Start:Nachdem Mirko Bortolotti auf dem Weg zur Startaufstellung bereits eine Kollision hatte, konnte er den Start ohne Probleme in Angriff nehmen. Das ließ sich auch über den Sprint zur ersten Kurve sagen. Bortolotti zog davon, dahinter verteidigte sich Thomas Preining im Grello-Porsche gegen die beiden Abt-Audis. Auch Kelvin van der Linde versuchte sein Glück und positionierte sich außen, als sich plötzlich Franck Perera im zweiten SSR-Lamborghini verschätze und den Südafrikaner in der ersten Kurve abschoss. Kelvin van der Linde drehte sich weg, Perera kam durch. Marco Wittmann im Project-1-BMW konnte von Platz 10 zwei Plätze gutmachen und ging dabei sogar an Rene Rast vorbei. Einen Hammer-Start erwischte auch Lucas Auer, der von Startplatz 8 auf den vierten Rang vorfuhr.

Die erste Rennhälfte:Während sich Mirko Bortolotti an der Spitze des Feldes langsam absetzte, hatte Thomas Preining ordentlich mit seinem Zusatzgewicht zu kämpfen. Der Österreicher musste einen schnellen Abt-Renner von Ricardo Feller abwehren. Dahinter konnte sich Lucas Auer mit einem kurzen Abstand halten. In Runde 5 krachte es dann allerdings. David Schumacher wollte an Luca Stolz vorbei, versuchte es folglich mit einem optimistischen Manöver in Kurve 4, wobei es allerdings zur Berührung kam und sich Stolz im HRT-Mercedes wegdrehte. Schumacher bekam in der Folge eine Penalty Lap aufgebrummt, die ihn aus den Punkterängen auf den letzten Platz zurückwarf. Kelvin van der Linde schluckte den Frust aus der ersten Kurve offenbar gut herunter und arbeitete sich nach etwas über einer Viertelstunde wieder auf den 16 Rang vor. Damit kratzte er wieder an den Punkten.

Ricardo Feller nahm unterdessen etwas Druck aus dem Duell gegen Thomas Preining, der sich trotz anfänglicher Attacke auf dem zweiten Platz halten konnte. Sheldon van der Linde machte von der Hilfe seines Teamkollegen Rene Rast Gebrauch: Der Schubert-BMW-Fahrer war von Rang 16 gestartet und nun bereits Zehnter. Nach 20 Minuten wurde das Boxenstopp-Fenster geöffnet. Für die Strategen keine leichte Angelegenheit, denn kurz zuvor hatte es leicht zu regnen bekommen. Von der Rennleitung wurde das Rennen zum Wet Race erklärt, womit der Gebrauch von Regenreifen der Marke Pirelli möglich wurde. Nur wenige Autos steuerten in den Folgeminuten die Box an. Aus der Spitzengruppe war der Fünfte des bisherigen Rennens, Jack Aitken, der erste Fahrer, der sich neue Reifen an der Box abholte. Von Regenreifen keine Spur - Aitken bekam neue Slicks.

Der weitere Rennverlauf:Kurz vor der Halbzeit kam es dann zu einem Schock-Moment: Bei einem versuchten Überholmanöver verlor Christian Engelhart innen neben der Ideallinie sein Auto und rutschte fast ungebremst in das Heck vom Küs-Porsche von Ayhancan Güven. Die Rennleitung schaltete auf Full Course Yellow: Die Autos nutzten diesen Moment und steuerten für ihren Stopp die Box an. Der Slick war auch hier der bevorzugte Reifen. Bei etwas mehr als 24 Minuten auf der Uhr wurde wieder die grüne Flagge geschwenkt. Nur wenig später rutschte dann plötzlich Alessio Deledda im Bereich von Kurve 1 ins Kiesbett. Sein Rennen war zu Ende, die gelbe Flagge wurde in Kurve 1 geschwenkt. Der Regen nahm zu, was Rast, Perera, Heinemann und Aitken dazu veranlasste, auf Regenreifen zu wechseln. Wenige Minuten darauf wurde das Safety Car auf die Strecke geschickt, um den SSR-Performance-Lambo von Deledda per Streckenkran abzutransportieren.

Der Reifen-Poker von Rast, Aitken und Co. ging aber nicht auf. Die beiden genannten fuhren wieder an die Box, um den Wechsel auf Slicks zu vollziehen. Bei 13 Minuten vor Schluss dann der Restart. Mirko Bortolotti zog gleich davon, dahinter der Dreikampf. Thomas Preining musste sich gegen Ricardo Feller und Lucas Auer verteidigen. Einen Dreikampf, aus dem überraschend Auer als Sieger hervorging. Feller dagegen konnte nicht profitieren und hing weiter hinter Preining fest. Das Mittelfeld stand ganz im Zeichen von den beiden Brüdern Sheldon und Kelvin van der Linde. Letzterer war auf den 7. Platz vorgefahren. Kelvin van der Linde konnte sich nach dem Start-Crash mit Franck Perera sogar auf den 8. Rang zurückkämpfen. Mirko Bortolotti ließ sich den Sieg aber nicht mehr nehmen. Nach über einer Stunde fuhr der 33-jährige Italiener seinen ersten Erfolg in der DTM ein. Lucas Auer und Thomas Preining nahmen die übrigen zwei Plätze auf dem Podium ein.