Nach dem Aus der DTM-Dachorganisation ITR Ende 2022 und der damit verbundenen Übernahme des ADAC war lange Zeit nicht klar, ob und in welcher Form es mit historischem Motorsport aus früheren DTM-Zeiten weitergeht.

Den Stein (DTM Classic) ins Rollen hatte die am 09. Dezember 2022 neu gegründete Internationale Historische Tourenwagen Rennen e.V. (IHTR) schließlich gebracht. Nach wochenlangen und konstruktiven Gesprächen mit den Verantwortlichen des ADAC, der das Ansinnen von Beginn an unterstützte, wurden vor wenigen Tagen die Weichen endgültig gestellt.

Klassik-Events am Norisring und Lausitzring

Dabei spielt vor allem die seit 1984 bestehende DTM eine Hauptrolle. Bei den beiden Veranstaltungen, dem Saisonhöhepunkt auf dem Nürnberger Norisring am zweiten Juli-Wochenende sowie Mitte August auf dem Lausitzring werden, wie schon im vergangenen Jahr, klassische Gruppe-A-Tourenwagen der 1980er Jahre und High-Tech-Prototypen der 1990er Jahre ein Bestandteil der DTM-Plattform sein.

"Die DTM Classic ist bei den Fans sehr beliebt und rundet mit einem Streifzug durch die faszinierende DTM-Geschichte einen DTM-Event ab. Wir wollen die Fans weiterhin mit historischen Rennfahrzeugen begeistern, ändern aber das Konzept, denn wir wollen mit der DTM Classic eine attraktive Ergänzung schaffen und nicht mit den etablierten Klassik-Rennserien konkurrieren", erklärte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss in einer Pressemitteilung.

Klassiker der Rennsportgeschichte bei der DTM, Foto: DTM
Klassiker der Rennsportgeschichte bei der DTM, Foto: DTM

ADAC-Chef: Keine Lust auf "Zerfleischungsprozess"

Noch bei der Präsentation Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte Voss die historische Rennszene und deren Uneinigkeit hart kritisiert. "Das hat ja mittlerweile leider schon ein bisschen Tradition. Meine große Hoffnung wäre, dass da irgendwann einmal Einigkeit untereinander herrscht. Und dann würde ich lieber nur mit einem Vertreter reden und nicht mit drei. Das wäre mein persönlicher Wunsch."

Die historischen DTM-Fahrzeuge, und deren Fahrer seien eine Attraktion, weshalb auch Zuschauer an eine Rennstrecke kommen. "Das ist uns vollkommen bewusst", meinte Voss, der sich einen großen Pool von historischen Rennfahrzeugen und nur einen Ansprechpartner für das Ganze wünschte. "Dann werden alle Beteiligten deutlich zufriedener sein als bei diesem Zerfleischungsprozess, der da gerade stattfindet."

In die gleiche Kerbe schlug schon zu ITR-Zeiten der frühere DTM-Chef Gerhard Berger, als er gegenüber Motorsport-Magazin.com die Problematik mit einigen Serienbetreibern, "die nur ihre eigenen Interessen verfolgen würden" und der ITR ein Dorn im Auge waren, anprangerte. "Das sind sicher alles engagierte Leute und Hobby-Motorsportler, aber keine Profis", hatte Berger deren Handeln kritisiert und als Konsequenz die DTM Classic unter seiner Regie ins Leben gerufen.

In der Saison 2022 gingen die Classic-Meisterschaften sogar an höchst prominente Vertreter: Das Berliner Urgestein Peter Mücke sicherte sich mit seinem bei Fans beliebten Ford Capri den Titel im DTM Classic DRM Cup. Im DTM Classic Cup für Tourenwagen vornehmlich aus der DTM ging Olaf Manthey, dessen einst gegründetes Manthey-Team 2023 sein Debüt in der DTM gibt, auf einem BMW 635 CSi als Champion empor.

Der ikonische Ford Capri von Peter Mücke, Foto: DTM
Der ikonische Ford Capri von Peter Mücke, Foto: DTM

Klassik-Konzept: Verschiedene Rennsport-Themen

Der Zwist ist zwar immer noch nicht ganz beigelegt, aber die IHTR hat dem ADAC einen Weg aufgezeigt, den die Verantwortlichen nun mit einem überarbeiteten Konzept in die Tat umgesetzt haben, um den Fans noch mehr Abwechslung aus den verschiedenen Epochen, auch außerhalb der DTM, bieten zu können.

Dabei setzen die Verantwortlichen auf verschiedene Themen der Motorsportgeschichte, wie beispielsweise die von 1972 bis 1985 in zwei Divisionen (bis 2000 und bis 4000 ccm) ausgeschriebene Deutsche Rennsport-Meisterschaft (DRM) mit Tourenwagen nach dem FIA-Gruppe-2- und ab 1977 Gruppe-5-Reglement.

DRM-Rekordsieger ist Hans Heyer, der erst vor wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag gefeiert und der mit Ford (2) und Lancia (1) insgesamt drei Titel gewonnen hat. Weitere Titelträger sind so klangvolle Namen wie Hans-Joachim Stuck (Ford), 1972 erster Gesamtsieger der DRM, Klaus Ludwig, der mit Porsche und Ford triumphierte, Dieter Glemser (zwei Titel mit Ford), Bob Wollek (Porsche/2), Harald Ertl (BMW/1) sowie die Porsche-Werksfahrer Stefan Bellof und Jochen Mass, die ebenfalls jeweils einmal erfolgreich waren.

Neben Fahrzeugen aus der technisch abwechslungsreichen Geschichte der DTM sowie der DRM plant der ADAC nach Informationen von Motorsport-Magazin.com zukünftig auch Wertungsläufe oder Einladungsrennen mit historischen GT-Fahrzeugen, Sportwagen der Gruppe-C sowie historischen Formel-1-Rennwagen unter der Dachmarke DTM Classic im Rahmen der DTM durchzuführen.

DTM 2023: Der Rennkalender

26.05. - 28.05.2023 Oschersleben
23.06. - 25.06.2023: Zandvoort
07.07. - 09.07.2023: Norisring
04.08. - 06.08.2023: Nürburgring
18.08. - 20.08.2023: Lausitzring
08.09. - 10.09.2023: Sachsenring
22.09. - 24.09.2023: Red Bull Ring
20.10. - 22.10.2023: Hockenheimring