Drei rote Flaggen, zwei schwere Unfälle, ein Auto im Kiesbett - das war die Bilanz des regenüberströmten Sonntags-Qualifyings der DTM auf dem Red Bull Ring. Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes) und Dev Gore (Rosberg-Audi) mussten nach ihren Crashes im Medical Center gecheckt werden und später vollständig auf den Rennstart verzichten (Grenier) oder nach nur einer Rennrunde Feierabend machen (Gore).

Nicht wenige Fahrer übten im Nachgang offene Kritik an der Entscheidung der Rennleitung, das Qualifying unter diesen Bedingungen und nach zwei vorangegangenen Unfällen wieder aufzunehmen. So Mirko Bortolotti, der mit seinem GRT-Lamborghini bei knapp vier Sekunden Rückstand zu Pole-Setter Maro Engel nicht über den 23. Platz hinauskam.

"Das große Problem war, dass das Qualifying überhaupt stattgefunden hat", sagte der Meisterschafts-Vierte zu Motorsport-Magazin.com. "Es kann nicht sein, dass Autos aus der Box heraus oder mitten auf der Geraden abfliegen. Wir waren an einem gewissen Punkt, an dem wir gesagt haben, dass wir das Auto jetzt abstellen, weil wir das Rennen nicht kompromittieren wollen."

Der erfahrene Lamborghini-Werksfahrer, der das Rennen nach einer Aufholjagd und dank geschickter Reifen-Strategie auf dem neunten Platz beendete, weiter: "Es geht hier um Performance und nicht darum, wer auf der Strecke bleibt. Es muss gegeben sein, dass niemand wegen der Bedingungen mitten auf der Geraden abfliegt. Ansonsten gibt es keinen fairen Wettbewerb."

Ähnlich bewertete Titelgegner Rene Rast die widrigen Umstände auf dem 4,318 Kilometer langen Kurs, der in den Bereichen zwischen Turn 1 bis 3 zu Teilen neu asphaltiert wurde. Vor allem störte sich der dreimalige DTM-Champion an der Entscheidung, das Qualifying nach dem Gore-Unfall mit noch knapp sechs Minuten auf der Uhr noch einmal zu starten. Viel Zeit hatten die Fahrer allerdings nicht, nachdem ein weiterer Abflug von Abt-Teamkollege Ricardo Feller bei noch 01:20 Minuten auf der Uhr für den endgültigen Abbruch sorgte.

Rast auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Ich fand es auch gefährlich. Die letzten Minuten hätten nicht sein müssen. Da war zu viel Aquaplaning auf der ganzen Strecke. Wenn Autos vor dir fuhren, hast du nichts gesehen, auch nicht, wo das Wasser stand." Abt-Teamchef Thomas Biermaier pflichtete bei: "Dass man nach der roten Flagge noch mal einen Restart macht, war unglücklich."

Viel zu gefährlich sei es am Ende gewesen und auch nicht die richtige Entscheidung, weiterzufahren, stimmte der Meisterschaftsführende Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) mit ein. Der Südafrikaner, der trotz einer Nullrunde in Spielberg weiter die DTM-Tabelle anführt, bekam die kniffligen Verhältnisse noch später im Rennen zu spüren, als er sich in Kurve 3 drehte und zwischenzeitlich ans Ende des Feldes zurückfiel.

"Wir sind Rennfahrer", ordnete van der Linde ein. "Wir wussten alle, was wir hier machen und akzeptieren auch, dass das zum Sport dazu gehört. Aber am Ende war es einfach ein bisschen zu viel."

Dass die Wetterlage am Sonntagvormittag äußerst heikel war, wusste natürlich auch Rennleiter Scot Elkins. Der US-Amerikaner räumte ein, dass ein früherer Abbruch des Qualifyings eine mögliche Option gewesen sei. Warum er entschied, die Session trotz all der Vorfälle weiterlaufen zu lassen, erklärte Elkins in einer Presserunde mit ausgewählten Medienvertretern, zu der auch Motorsport-Magazin.com gehörte.

Elkins: "Bei der zweiten roten Flagge haben wir in Betracht gezogen, vielleicht nicht weiterzumachen. Wir haben bei 05:40 Minuten Restzeit auf der Uhr gestoppt. Mein Gedanke war, dass das ausreichend Zeit für alle sei, noch eine Runde fahren zu können. Deshalb haben wir das Qualifying noch einmal aufgenommen. Ich dachte, es wäre fair, allen noch eine Chance zu geben. Unglücklicherweise kam dann noch eine rote Flagge bei 01:40 Minuten Restdauer, wonach wir die Session beendet haben."

Ein längerer zwischenzeitlicher Abbruch wäre trotz des engen Zeitplans kein Problem gewesen (Elkins: "Die DTM hat Priorität"), doch eine Verbesserung der Wetterbedingungen war nicht in Sicht. Das im Anschluss geplante Rennen des BMW M2 Cup musste tatsächlich wegen des starken Regens komplett abgesagt werden. Es sei immer ein schmaler Grat, räumte Elkins ein und erklärte, dass gerade die 'Abflugstelle' mit Kameras ganz besonders überwacht worden sei.

Der erfahrene Renndirektor weiter: "Vielleicht hätte ich bei der zweiten roten Flagge stoppen sollen. Es war aber noch genug Zeit für eine weitere Runde und ich dachte, dass sie diese Runde haben wollen. Deshalb haben wir weitergemacht. Das Wetter ist die eine Sache, die wir nicht kontrollieren können."