Fast zwei Stunden hat es gedauert, bis es im Fall Maro Engel und Laurens Vanthoor zu einer Entscheidung der Stewards kam. Der deutsche Pilot, der am Ende des Spielberg-Rennens auf dem Red Bull Ring als Dritter aufs Podium fahren konnte, war während seiner Aufholjagd mit Laurenz Vanthoor kollidiert.

Was viele als klares Vergehen vom GruppeM-Pilot Engel deuteten, sollte aber zu einem überraschenden Ergebnis führen: Keine Strafe für Engel, der damit sein Podium behalten darf. Eine ungewöhnliche Entscheidung? Wir klären auf.

Vanthoor mit Schuldzuweisung, Engel entschuldigt sich

Weniger als 10 Minuten waren auf dem Red Bull Ring noch zu fahren, als es in Kurve 3 zwischen Maro Engel und Laurens Vanthoor zu einem Crash kam. Der SSR-Performance-Porsche war am auf der Außenseite am Einlenken, als der Mercedes von Engel innen in die Kurve hineinstach und ihm schlichtweg der Platz ausging. Es kam zum Crash: Während Engel aber ohne Positionsverlust davonkam und später aufs Podest fuhr, drehte sich Vanthoor weg.

Für Porsche-Fahrer Vanthoor, dem Punkte folglich verwehrt blieben, nach dem Rennen ein klarer Fall. "Ich bin Maro nicht böse", sagte Vanthoor zu Motorsport-Magazin.com. "Aber es liegt in seiner Verantwortung. Er fuhr ja hinter mir, was soll ich da machen?"

Maro Engel dagegen hielt sich am ProSieben-Mikrofon unterdessen mit Schuldzuweisungen zurück, wenngleich er sich für den Vorfall bei seinem Rennfahrer-Kollegen entschuldigte. „Sorry, das war keine Absicht“, so der 37-jährige Mercedes-Pilot.

Für Laurenz Vanthoor wurde es im Rennen nicht nur einmal eng - hier mit Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde, Foto: DTM
Für Laurenz Vanthoor wurde es im Rennen nicht nur einmal eng - hier mit Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde, Foto: DTM

Gleichzeitig sah er die Schuld aber nicht bei sich: „Das müssen die Stewards entscheiden. Ich kann nur sagen, dass es natürlich sehr unglücklich war. Ich bin auf Slicks, habe in dem Moment viel mehr Grip, fahre innen am Scheitelpunkt und er schneidet eben von ganz links auf der Strecke ganz scharf nach rechts. Das kam in dem Moment für mich völlig unerwartet.“

Rennleiter erklärt: „Das ist nicht wie im Straßenverkehrt“

Doch wer hatte Recht? Eine Frage, auf dessen Antwort wir stundenlang warten mussten. Viele erwarteten noch eine Strafe für Engel, doch es kam anders. Um Punkt 16:22 wurde eine Entscheidung getroffen: „no further action“ und damit keine Strafe für Maro Engel in Spielberg. „Rennvorfall“ lautete die knappe Begründung in der Meldung.

Doch wie kam es wirklich zu dieser Entscheidung? Rennleiter Scot Elkins gab uns eine bessere Erklärung. „Da spielten zwei große Faktoren eine Rolle: erstens, dass Engel auf Slick- und Vanthoor auf Regenreifen fuhr. Zweitens waren die Streckenbedingungen sehr gemischt, es war sowohl nass als auch trocken“, sagte Elkins in einer Presserunde mit ausgewählten Medienvertretern, zu denen auch Motorspot-Magazin.com gehörte.

Die Rennleitung hat dabei in der Race Control die Einsicht auf viele verschiedene Kamera-Perspektiven und reichlich Informationen. „Beide Fahrer wählten in dieser Kurve eine sehr unterschiedliche Linie. Uns war nicht klar, welche Alternativen Engel gehabt hätte.“ Gleichzeitig habe Vanthoor von außen auf der nassen aber so eingelenkt, gerade weil er auf Regenreifen unterwegs war.

„Es ist nicht wie im Straßenverkehr, wo immer der Schuld hat, der hinten drauffährt“, so Elkins. „Für die Stewards war es sehr schwierig, einem Fahrer die Schuld zuzuweisen. Wenn wir das nicht zu 100 Prozent können, dann ist es ein Renn-Zwischenfall.“ Zumal nach Elkins Eindruck beide Piloten nicht damit gerechnet hätten, dass der jeweils andere dort auftauchen würden.