Regen-Poker beim Sonntagsrennen der DTM in Spielberg bei abtrocknender Rennstrecke - nur Thomas Preining interessierte das nicht! Der Porsche-Fahrer fuhr mit seinem 911er auf Regenreifen mehr als souverän zum Sieg. Sein zweiter nach dem Triumph auf dem Norisring und sein vierter Podestplatz in der DTM-Saison 2022.

Die beiden Mercedes-Piloten Luca Stolz (HRT) und Maro Engel (GruppeM) komplettierten das Podium auf den Plätzen zwei und drei, wobei Engel wegen einer Kollision noch unter Beobachtung der Rennleitung stand.

Preining machte schon frühzeitig klar, dass er bei seinem Heimspiel voll auf Sieg fährt. Vom siebten Startplatz preschte der Porsche-Werksfahrer nach vorne und übernahm in der 15. Runde die Führung von Pole-Setter Engel. Während einige Fahrer spät im Rennen auf Slick-Reifen setzten, blieb Preining den Regenreifen treu und fuhr den Sieg wortwörtlich nach Hause. Beim Zieleinlauf hatte er 4,6 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Stolz, der nach einem frühen Boxenstopp vom elften Startplatz durchs Feld pflügte.

"Ich bin überglücklich. Ein DTM-Rennen zu gewinnen ist eine große Ehre. Es gibt so großartige Fahrer und Teams. Alles ist auf einem sehr hohen Level und das ist die Spitze des Rennfahrens. Ein Rennen in der DTM zu gewinnen ist besonders und es zuhause zu schaffen, macht es noch besser", zeigt sich Sieger Thomas Preining nach dem Rennen emotional.

Sheldon van der Linde kam nicht über den zwölften Rang hinaus und reist ohne Punkte vom vorletzten Rennwochenende des Jahres ab - allerdings noch immer mit der Meisterschaftsführung im Gepäck.

Während der Südafrikaner den Dreher in Kurve drei auf seine Kappe nimmt, schmerzen die vielen verlorenen Punkte. "Ich habe keine Worte. Ich bin das ganze Rennen gefahren, ohne groß an etwas zu denken. Ich hatte null Gefühle. Es kommt aber so langsam zurück und ich realisiere, was passiert ist", so Sheldon van der Linde am ProSieben-Mikrofon.

Der Schubert-BMW-Pilot hat vor dem Saisonfinale in Hockenheim in zwei Wochen weiter 130 Punkte auf dem Konto, gefolgt vom neuen Gesamtzweiten Lucas Auer. Der Österreicher fuhr spät im Rennen mit Slick-Reifen auf den sechsten Platz und kassierte für die schnellste Rennrunde einen weiteren Zähler - macht 119 Punkte vor Rene Rast, der in den Schlussrunden auf den elften Platz zurückfiel und bei 118 Zählern stehenbleibt. Rennsieger Preining und Mirko Bortolotti folgen mit 116 bzw. 112 Punkten auf P4 und P5 in der Gesamtwertung.

Die Top-10 im Sonntagsrennen auf dem Red Bull Ring: 1. Thomas Preining, 2. Luca Stolz, 3. Maro Engel, 4. Arjun Maini, 5. Philipp Eng, 6. Lucas Auer, 7. Maximilian Götz, 8. Nico Müller, 9. Mirko Bortolotti, 10. Dennis Olsen.

DTM in Spielberg: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Mercedes konnte das meiste aus den regnerischen Bedingungen im Qualifying herausholen: Mario Engel konnte sich vor Maximilian Götz die Pole Position sichern. Götz musste das Rennen aufgrund einer Startplatzstrafe von Startplatz 5 in Angriff nehmen. Damit startete Nick Cassidy von Platz zwei, gefolgt von Felipe Fraga, Philipp Eng, Maximilian Götz, Arjun Maini, Thomas Preining, David Schumacher, René Rast und Ricardo Feller. Lucas Auer nahm das Sonntagsrennen von Rang 12 in Angriff, Sheldon van der Linde nach einer Grid-Strafe lediglich von Rang 15. Nach einem schwachen Qualifying musste Mirko Bortolotti von Platz 22 starten.

Der Start: Aufgrund der regnerischen Streckenbedingungen entschied sich die Rennleitung für zwei statt einer Einführungsrunde - gleichzeitig zog sich der Regen konstant zurück. Aus Sicherheitsgründen erfolgte der Start nicht in den engen Zweierreihen, sondern hintereinander. Nick Cassidy griff Pole-Setter Maro Engel direkt an, doch der Mercedes-Pilot verteidigte sich erfolgreich durch die ersten Kurven. Drama im hinteren Feld: Sheldon van der Linde drehte sich von Startplatz 15 in Turn 3 und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Starker Start unterdessen von Philipp Eng, der seinen BMW an Felipe Fraga vorbeibugsierte. David Schumacher machte ebenfalls einen Platz gut und beendete die Startrunde auf dem siebten Platz.

Die erste Rennhälfte: Die ersten Runden gingen eher unspektakulär über die Bühne, mit nur wenigen Positionswechseln. Kelvin van der Linde war von Beginn an gut unterwegs und verbesserte sich nach Start von P21 bis auf die 17. Position. David Schumacher verlor den zuvor eroberten siebten Platz in Runde 4 wieder an Porsche-Pilot Thomas Preining.

Die Strecke präsentierte sich in den ersten 8 Runden weiterhin pitschnass, aber der Regen hatte sich ziemlich über dem Red Bull Ring verzogen. Unterdessen sorgte Preining für Action: Erst berührte er leicht Maximilian Götz' Mercedes leicht am Heck, dann Arjun Mainis Benz an der Seite. Resultat: Der 911er-Fahrer übernahm den fünften Platz vor Götz und dem Inder!

In Runde 7 absolvierte Luca Stolz als erster Fahrer seinen Pflicht-Boxenstopp. In Runde 9 kam es zum harten Duell zwischen Philipp Eng und Hintermann Felipe Fraga um den dritten Platz: Der BMW-Pilot verteidigte sich stark, während sein Ferrari-Gegner leicht von der Strecke abkam und bis auf den sechsten Rang zurückfiel. Einen Umlauf später verlor Fraga dann komplett die Kontrolle über den AF-Corse-Ferrari, drehte sich in der rutschigen Kurve 3 und fiel aus den Punkterängen raus.

Preining war überhaupt nicht mehr zu halten und kassierte in Runde 11 Vordermann Eng für den dritten Platz. Gleichzeitig legten Nick Cassidy von P2 und Kelvin van der Linde ihre Pflicht-Reifenwechsel ein. David Schumacher kassierte Winward-Teamkollege Max Götz im 12. Umlauf für den fünften Platz hinter Mercedes-Markenkollege Arjun Maini. Eng steuerte in Runde 13 die Schubert-Box für einen frischen Satz Regenreifen an.

In Runde 15 holte sich Marco Wittmann von Platz acht einen neuen Satz Regenreifen an der Walkenhorst-Box ab. Preining machte innerhalb weniger Runden Sekunde um Sekunde auf Spitzenreiter Maro Engel gut und übernahm in Runde 16 in der vorletzten Kurve konsequent die Führung.

Der weitere Rennverlauf: Bis zur 19. Runde hatte Preining seinen Vorsprung bereits auf 6 Sekunden ausgebaut! Maro Engel fiel hinter Maini auf P3 zurück. David Schumacher absolvierte seinen Boxenstopp. In Runde 20 holte sich auch Rene Rast (von Platz 5) neue Regenreifen ab und blieb nach einem kurzen Outlap-Duell mit Ineichens Lamborghini vorne.

In Runde 23 wurde es geschäftig in der Box: Lucas Auer auf Slicks! Auch Maxi Buhk und Rolf Ineichen kamen rein. In Runde 24 bzw. 15 Minuten vor dem Rennende folgten Spitzreiter Preining, Götz, Vanthoor, Müller, Bortolotti, Zug, Fraga und Sheldon van der Linde an die Box. Maini und Engel stoppten in Runde 25, beide ließen Slick-Reifen aufziehen. Damit war das Feld Boxenstopp bereinigt.

In Runde 26 drehte sich Fraga im Ferrari schon zum zweiten Mal in Kurve 3 - Sheldon van der Linde konnte knapp ausweichen und die Fahrt auf dem 19. Platz fortsetzen. Für Kelvin van der Linde endete das Rennen vorzeitig wegen eines Reifenschadens. In Runde 27 steuerte David Schumacher von P8 ein weiteres Mal die Boxengasse an und ließ Slick-Reifen aufziehen. In Runde 29 drehte Maro Engel seinen Porsche-Kontrahenten Laurens Vanthoor auf der Strecke.

Auf immer weiter abtrocknender Strecke begannen die Fahrer mit Slick-Reifen langsam aber sicher zu profitieren - deutliche Zeitenunterschiede kristallisierten sich allerdings erst in den Schlussminuten heraus. Marco Wittmann wurde auf Punktekurs liegend etwa mit seinem BMW und Regenreifen bis auf Platz 11 durchgereicht. Götz überholte Rast in Runde 33 für Platz fünf, auch Auer kam am Audi-Piloten vorbei. Engel preschte mit seinem Mercedes an Engs BMW vorbei auf Platz drei.