Nico Müller wechselt nach seinem Abschied von Audi Sport zu Peugeot. Der zweifache DTM-Vizemeister startet mit dem Autobauer aus Frankreich künftig in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC und bei den berühmten 24 Stunden von Le Mans. Die Neuverpflichtung gab Peugeot einen Tag nach der Bekanntgabe der vorzeitigen Vertragsauflösung zwischen Müller und Audi Sport bekannt.

Der Schweizer ging neun Jahre für die Ingolstädter in der DTM an den Start. Sein letztes Rennen für die Marke mit den vier Ringen bestreitet Müller beim diesjährigen DTM-Saisonfinale auf dem Hockenheimring Anfang Oktober.

Müller: Le Mans mit Peugeot statt Audi

Damit startet Müller künftig doch noch mit einem Autohersteller in der WEC und bei den berühmten 24 Stunden von Le Mans. In der Saison 2022 bereitete er sich mit dem privaten LMP2-Team Vector Sport bereits auf die Prototypen-Herausforderung vor.

Müller war ursprünglich wie der dreifache DTM-Champion Rene Rast für Audis LMDh-Programm vorgesehen. Im Zuge der endgültigen Einstellung des Projekts mit dem Einstieg in die Formel 1 ab 2026 gab es auch für Müller keine Beschäftigung mehr auf Werkssport-Niveau.

Nico Müller startet künftig im Peugeot-Rennoverall, Foto: Peugeot
Nico Müller startet künftig im Peugeot-Rennoverall, Foto: Peugeot

Müller: Erster Kontakt mit Peugeot vor drei Monaten

Wie Müller zu Peugeot gekommen ist, wollte Motorsport-Magazin.com in einer digitalen Presserunde mit ausgewählten Medienvertretern wissen: "Es begann mit Unsicherheiten zu Audis LMDh-Projekt. Mein mittel- bis langfristiges Ziel war es, mit Audi in Le Mans zu starten. Dazu hatte ich mich bekannt. Als klar wurde, dass der Plan nicht so wasserdicht ist wie erhofft, habe ich die Augen offengehalten und nach links wie rechts geschaut."

Müller weiter: "Ich bin immer offen mit Audi umgegangen, wir hatten eine tolle Beziehung. Der Kontakt mit Peugeot kam vor rund drei Monaten auf, als wir uns ausgetauscht haben. Als die Dinge konkreter wurden, habe ich direkt eine Einigung mit Audi gefunden. Und auch mit Peugeot lief es sehr unkompliziert."

Mit Müller und Rast hat auch das belgische Team WRT den Autobauer aus Ingolstadt verlassen, das für die Einsätze in der WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans vorgesehen war. WRT übernimmt diesen Job ab 2024 bei BMW M Motorsport.

Müller hatte mehrere Möglichkeiten, seine Karriere nach dem Audi-Aus fortzusetzen. "Ich hatte keine Prioritätenliste", sagte Müller. "Ich wollte schauen, wo sich die Leute wohlfühlen und wo sich Chancen für die weitere Karriere ergeben können. Ich hatte mehrere Optionen und Peugeot war die, mit der ich mich am wohlsten gefühlt habe."

Foto: LAT Images
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Müller mit Di Resta, Duval, Vergne und Co. am Start

Bei der Marke mit dem Löwen im Wappen folgt Müller im Stammcockpit auf James Rossiter. Der Brite wurde von Peugeot als Test- und Entwicklungsfahrer verpflichtet und sprang bei den WEC-Rennen in Monza und Fuji ein, weil der eigentlich von Peugeot verpflichtete Kevin Magnussen kurzfristig in die Formel 1 zurückkehrte.

Peugeot-Sportdirektor Olivier Jansonnie bestätigte im Zuge des Müller-Deals: "James ist unser Test- und Ersatzfahrer, wie wir es 2021 bekanntgegeben haben. Seine Erfahrung und seine Performance sind ein Schlüssel in der Entwicklung des 9X8, sowohl auf der Strecke als auch im Simulator."

Peugeot hat sich für das Comeback in Le Mans einige namhafte Piloten gesichert: Neben Müller gehören der frühere Formel-1-Fahrer und DTM-Champion Paul Di Resta, der zweifache Formel-E-Meister Jean-Eric Vergne, Le-Mans-Sieger und Ex-Audi-Werksfahrer Loic Duval, Mikkel Jensen und Gustavo Menezes zum aktuellen Stammpersonal.

Foto: NIECHWIADOWICZ.COM
Foto: NIECHWIADOWICZ.COM

Müllers Peugeot-Debüt schon dieses Jahr?

Müller könnte sein Debüt im neuen Peugeot-Hypercar noch dieses Jahr beim Saisonfinale der WEC in Bahrain geben. Entschieden sei das noch nicht. "Ich habe bislang noch nicht im Auto gesessen", sagte er. "Wir befinden uns dazu in der Planungsphase. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr noch ins Auto steigen kann. Es macht aber keinen Sinn, Rennen zu fahren, wenn man noch nicht vorbereitet ist. Das hängt von unterschiedlichen Faktoren ab."

Zur Vorbereitung auf die WEC-Saison 2023 und den Klassiker in Le Mans bestreitet Peugeot schon dieses Jahr erste Rennen mit seinem 9X8-Hypercar. Nach dem Renndebüt im italienischen Monza Mitte Juli, gingen die Franzosen am vergangenen Wochenende auch in Fuji an den Start. Peugeot beendete das Rennen in Japan mit beiden Fahrzeugen, jedoch nicht ohne Schwierigkeiten bzw. Kinderkrankheiten.

Die #94 (Duval/Menezes/Rossiter) ereilte nach zweieinhalb Stunden ein Ölleck, das eine Zwangspause von 13 Runden in der Boxengasse verursachte. Mit technischen Problemen hatte auch das Schwesterauto mit der Startnummer #93 (Di Resta/ Jensen/ Vergne) zu kämpfen, nach einer Reparaturpause landete es hinter dem dominanten Doppelsieger Toyota und dem LMP1-Apine auf dem vierten Platz.

Nico Müller: 2023 in WEC und Formel E

2023 steht Müller ein geschäftiges Jahr bevor. Bereits bestätigt ist seine Rückkehr in die Formel E mit dem früheren Audi-Werksteam Abt Sportsline. Der Rennstall aus Kempten setzt bei seinem Comeback auf Kundenautos des indischen Automobilgiganten Mahindra und hat mit Müller sowie Robin Frijns sein früheres DTM-Fahrer-Gespann verpflichtet. Müller blickt auf 17 Formel-E-Starts zwischen 2019 und 2021 mit Dragon/Penske zurück und war seit 2018 offizieller Audi-Ersatzfahrer in der Elektro-Rennserie.

Müller: "Das wird ein intensives Jahr, das ist klar. Aber wenn die Vorbereitung passt, dann ist das gut in den Griff zu bekommen. Ich bin froh, dass ich zwei Partner habe, mit denen ich in Weltmeisterschaften antreten kann. Die FIA weiß, dass einige Fahrer in beiden Rennserien starten. Hoffentlich gibt es keine Kalenderüberschneidungen. Falls es doch so kommt, gibt es Mechanismen, die dann greifen."