Rene Rast ist nicht nur ein erfolgreicher, sondern auch ein üblicherweise besonnener Rennfahrer. Nach dem frühen Ausfall beim Sonntagsrennen der DTM auf dem Nürburgring verlor der dreifache Champion allerdings kurzzeitig die Fassung und schimpfte munter drauf los. Vorausgegangen war eine Kollision mit David Schumacher (Winward-Mercedes), die ihm jegliche Chancen auf Punkte nahm.

Rast während des Rennens am ProSieben-Mikrofon: "Ich bin enttäuscht. Die Verhaltensweise der Fahrer hier hat nichts mit professionellem Fahren zu tun. Manche sollten erst mal in die Nachwuchsserien, um Erfahrung zu sammeln. Es gibt keinen Respekt, man lässt sich keinen Platz. Es wird einfach alles durchgehen gelassen. Jeder macht, was er will. Wie ein kleiner Hundehaufen. Es macht keinen Spaß mehr! Es muss einfach härtere Strafen geben, damit sich die Jungs und Mädels an die Regeln halten."

Es gehe Rast generell um die Verhaltensweise in der DTM. Sicherlich schwang beim Abt-Audi-Piloten auch eine Menge Frust mit nach einem schwierigen Wochenende in der Eifel. Rast kam schon im Samstagsrennen nicht über den neunten Platz hinaus, nachdem er von Laurens Vanthoor (SSR-Porsche) gedreht worden war. Rast war danach sicher, dass er wie seine Abt-Teamkollegen Kelvin van der Linde (P2) und Ricardo Feller (P3) auch aufs Podium hätte fahren können.

"Ein Wochenende zum Vergessen", bilanzierte Rast. "Zweimal abgeschossen worden. Gestern waren wir auf einem guten Platz und wären aufs Podium gefahren. Wir schauen nach vorne und sind immer noch Vierter in der Meisterschaft. Wir geben noch nicht auf."

DTM-Meister Götz: "Chaoten gehören ruhiggestellt"

Für Rast begann der Sonntag in der Eifel bereits alles andere als gewünscht. Im ultra-engen Qualifying fehlten ihm drei Zehntelsekunden zu Pole-Setter und Samstagssieger Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) - nur Platz 17 in der Startaufstellung. Beim Rennstart wurde Rast früh bis auf P20 durchgereicht, bevor seine Kollision mit Schumacher die einzige Safety-Car-Phase des Rennens auslöste.

Vor dem Rennstart hatte auch der amtierende DTM-Meister Maximilian Götz (Winward-Mercedes) seine Kritik an den Fahrer-Standards im großen Starterfeld der knapp 30 GT3-Autos erneuert. Für seinen Streckengegner am Samstag beim Kampf um den letzten Podestplatz, Ricardo Feller (Abt-Audi), gab es noch Lob. "Wir haben eine coole Show und faires Racing gezeigt", so Götz, der dann anprangerte: "So muss es sein. Es sind aber Chaoten dabei, wo man sagen muss: Schon wieder und immer die gleichen, und die gehören mal ruhiggestellt."

Samstag zu viel - Sonntag faires Racing?

Andere Fahrer hielten sich mit Kritik rund um das Nürburgring-Wochenende eher zurück. "Gestern war es ziemlich rutschig und das hat ein paar Jungs überrascht", sagte der Sonntags-Zweite Dennis Olsen (SSR-Porsche). "Für mich fühlte es sich heute nicht zu aggressiv an. Ich selbst hatte nicht allzu viele Kontakte, nichts Großartiges. Ich würde sagen, dass es faires Racing war."

Sonntags-Sieger Luca Stolz (HRT-Mercedes) erklärte: "Gestern gab es ein bisschen zu viel Kontakt. Aber es war nass und knifflig. In den ersten fünf Runden hatte man nicht viel Grip. Und im ersten Sektor kannst du immer zu Dritt nebeneinander fahren. Heute fand ich das Racing toll." Mercedes-Markenkollege Lucas Auer (Winward-Mercedes, P3) fügte an: "Der Druck steigt und die Fahrer gehen aggressiver zu Werke, weil sie noch mehr auf die Resultate achten."

Zahlreiche Ausfälle am Nürburgring

Auch im Sonntagsrennen auf dem Nürburgring ging es durchaus hart zur Sache: Neben Rast und Schumacher sahen auch Mirko Bortolotti (Kollision), Philipp Eng (von P5 gestartet, durch Boxenstopps zurückgefallen, dann Kollision), Clemens Schmid (Kollision mit Eng), Maro Engel (Kollision mit Cassidy) und Ricardo Feller (Bremse) nicht die Zielflagge. Ebenso fielen Dev Gore und Nick Cassidy vorzeitig aus.

David Schumacher, der für den Kontakt mit Rast in der vierten Runde eine 5-Sekunden-Zeitstrafe kassierte und ebenfalls vorzeitig ausfiel, muss unterdessen weiter auf seine ersten Zähler in der DTM warten.

DTM-Rookie und GT-Umsteiger Schumacher in der Winward-Pressemitteilung: "Der fünfte Ausfall in Folge - es ist wirklich frustrierend. Ich war schneller als Rast und wollte rasch vorbei, um den Anschluss nicht zu verlieren. Er hat mir sehr wenig Platz gelassen, aber dennoch geht die Kollision natürlich auch zum Teil auf meine Kappe."

Rast büßte in der DTM-Meisterschaft 2022 einen Platz ein und fiel auf die vierte Position zurück. Mit 81 Punkten liegt er hinter Spitzenreiter Sheldon van der Linde (110 Punkte), Mirko Bortolotti (89 Punkte) und dem neuen Dritten Lucas Auer (85 Punkte). Gesamt-Fünfter ist Luca Stolz (73 Punkte) nach seinem ersten DTM-Sieg und zuvor zwei Podestplätzen.