Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Motorsport Arena Oschersleben Ende Juli wurde bekannt, dass sich die Verantwortlichen der nördlichsten Rennstrecke Deutschlands mit einem Comeback der Traditions-Rennserie in der Magdeburger Börde beschäftigen.
"Ja, das stimmt und basiert auf gegenseitigem Interesse. Deshalb führen wir aktuell Gespräche mit der ITR (DTM-Organisation; d. Red.) und hoffen, dass es spätestens im September dieses Jahres eine Entscheidung gibt", sagte Ralph Bohnhorst im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
Die Möglichkeit, dass der DTM-Kalender 2023 schon im September dieses Jahres veröffentlicht wird, bestätigte die ITR gegenüber Motorsport-Magazin.com. Auf Anfrage zu möglichen Gesprächen mit Rennstreckenbetreibern heißt es seitens der ITR allerdings, dass man sich dazu während der aktuellen Planungsphase nicht äußern möchte.
"DTM und Superbike-WM haben hohe Anziehungskraft"
Bis auf die Formel 1 und die MotoGP waren in der Vergangenheit praktisch alle nennenswerten Rennserien mit WM-, EM-, DM- und FIA-Status in Oschersleben zu Gast, auch die DTM 2000 und 2001 sowie von 2004 bis 2015.
"Die DTM und auch die Superbike-WM haben in der Region eine hohe Anziehungskraft, deshalb muss es unser Bestreben sein, solch hochkarätige Rennserien hier in unserer Arena begrüßen zu können", betonte Bohnhorst.
Angesichts von bisher 15 DTM-Veranstaltungen in Oschersleben mit offiziell im Schnitt 65.033 Zuschauern über alle drei Tage des jeweiligen Wochenendes ist die Sehnsucht nach einer Rückkehr bei den Arena-Verantwortlichen und vor allem den Fans nur allzu verständlich.
Oschersleben: DTM-Klassiker grüßt am Eingang
Zufall oder nicht? Bei der diesjährigen Jubiläumsfeier der Motorsport Arena Oschersleben stand vor dem Arena-Hotel ein Opel Astra V8 Coupe, das der ehemalige Le-Mans-Gewinner und Opel-Werksfahrer Eric Helary in der DTM-Saison 2000 und dabei auch bei zwei Events in Oschersleben (zweimal Vierter und zweimal Zehnter) pilotiert hat. Das Original-Auto im auffälligen Jägermeister-Design ist heute in Besitz des Unternehmens "72 STAGPOWER" von u. a. Eckhard Schimpf.
Warum fährt die DTM nicht mehr in Oschersleben?
Warum Oschersleben für den DTM-Kalender 2016 völlig überraschend nicht berücksichtigt und durch Budapest ersetzt wurde, ist im Detail bis heute nicht bekannt.
"Es gab einen bestehenden Vertrag und keinerlei Anzeichen, dass es in irgendeiner Form eine Art Verschlechterung gegeben hat. Wir hatten gar keine Anzeichen, dass es dazu kommen könnte, dass Oschersleben für 2016 nicht berücksichtigt wird", sagte der damalige Arena-Geschäftsführer Thomas Voss dem MDR.
Aus ITR-Kreisen hieß es damals, dass angeblich zu wenig Tickets verkauft wurden. Deshalb habe man von einer Vertragsklausel Gebrauch gemacht, um aus dem Kontrakt herauszukommen. Fakt ist, dass die damalige ITR die Zuschauerzahlen in Absprache mit dem jeweiligen Rennstreckenbetreiber öffentlich kommuniziert hat. In den letzten drei Jahren von 2013 bis 2015 lag der von der ITR kommunizierte Besucherschnitt bei über 67.000. Wohl kaum der Grund, Oschersleben aus dem Kalender zu nehmen...
Oschersleben "Wirtschaftsfaktor Nummer 1 in der Region"
Heute ist der vor allem bei ostdeutschen Motorsport-Fans beliebte Rennkurs in der Magdeburger Börde für die Region sehr wichtig, wie Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer auf der Jubiläumsfeier vor rund 300 geladenen Gästen betonte: "Wir freuen uns, dass es die Motorsport Arena Oschersleben gibt, denn sie ist der Wirtschaftsfaktor Nummer 1 in der Region." Dabei kritisierte er unverblümt auch einige wenige Kritiker, die sich je nach Windrichtung immer dann melden, wenn der erzeugte Lärm angeblich unerträglich ist...
Und gerade der verbreitete Lärm ist für viele Rennfans das sprichwörtliche Salz in der Suppe bei einer Motorsport-Veranstaltung und so ist es nicht verwunderlich, wenn Großereignisse auf zwei und vier Rädern Menschenmassen aus nah und fern förmlich anziehen. Laut Geschäftsführer Ralph Bohnhorst liegt der Besucherrekord (Motorrad-Veranstaltung) bei rund 60.000 pro Tag!
25 Jahre Motorsport Arena Oschersleben
Seit der Eröffnung vor 25 Jahren ist die Rennstrecke, knapp 30 km von der Ottostadt Magdeburg entfernt, Austragungsort für verschiedene nationale und internationale Rennsport-Events, von FIA-Prädikaten mit WM- und EM-Status, Deutschen Meisterschaften und Markenpokalen bis hin zu Langstreckenrennen über eine Distanz von 24 Stunden für Motorräder.
"Schon die Anfänge der Rennstrecke machten deutlich, dass hier ein wichtiger Abschnitt der Motorsportgeschichte Deutschlands geprägt wird", meinte Ralph Bohnhorst, einer von drei Geschäftsführern des Bördekurses. "Mit Formaten wie der German Speedweek und damit der Langstrecken-Weltmeisterschaft für Motorräder oder dem alljährlichen Saisonauftakt des ADAC GT Masters hat die Arena schon lange Zeit wichtige Bausteine des professionellen Sports als festen Bestandteil im Portfolio gehabt."
European NASCAR kommt nach Oschersleben
Passend zum Jubiläum kündigte die Geschäftsleitung der Motorsport Arena Oschersleben zudem eine Überraschung - vor allem für US-Motorsport-Fans hierzulande an: Als absolutes neues Highlight wird 2023 die European NASCAR in der Motorsport Arena Oschersleben eine Premiere feiern! Ein Gruß vom Daytona International Speedway (DIS) - hier haben die NASCAR-Verantwortlichen ihren Hauptsitz - ist auf der Facebook-Seite der Arena zu hören und zu sehen.
An 280 Betriebstagen heißt es jährlich "Start frei" in den unterschiedlichen Geschäftsbereichen und damit den verschiedensten Eventformaten. Zur multifunktionalen Anlage gehören neben der heute 3,696 Kilometer langen Rennstrecke auch ein 4-Sterne Hotel, ein Fahrsicherheitszentrum und eine 1,081 Kilometer lange Kartbahn. Damit ist die Arena auch Arbeitgeber für rund 100 Beschäftigte.
"Uns war es schon immer wichtig, neben der Austragung des professionellen Sports auch dem Breitensport, Hobbysportlern oder Firmen für verschiedene Events eine Plattform zu bieten", erläutert Bohnhorst die Schwerpunkte, auf die Wert gelegen wird. "Die Rennstrecke steht auf breit aufgestellten und sehr gesunden Füßen und das ist wichtig, als einer der großen Arbeitgeber hier in der Region." Auch viele regionale Unternehmen arbeiten mit der Motorsport Arena erfolgreich zusammen, um die Anlage immer auf dem neusten Stand zu halten.
"Wettbewerbsfähig über die europäischen Grenzen hinaus"
"Die Arena ist mit ihrer Überwachungstechnik, der medizinischen Absicherung durch das Medical Center und den noch anstehenden Erweiterungen an der Rennstrecke, mit Light Panels und Glasfaserzugang, eine wettbewerbsfähige Anlage, nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern über die europäischen Grenzen hinaus", erklärt Ralph Bohnhorst wichtige Details der Rennstrecke.
Der 59 Jahre alte Niedersachse mit Benzin im Blut ist seit Ende 2016 einer von drei Geschäftsführern der Motorsport Arena Oschersleben und besser bekannt als FIM-Sportkommissar, Motorrad-Grand-Prix-Sieger, Seitenwagen-Europameister, als Teilnehmer am 24h-Rennen Nürburgring, aber vor allem als Rekordjäger und Weltrekordhalter auf einem Salzsee im amerikanischen Bonneville, der zwischen den US-Staaten Nevada und Utah liegt. Hier peilt "Bohni" bei einer weiteren Bestmarke einen neuen Geschwindigkeitsrekord an. Dabei gilt es, die bisherige Höchstgeschwindigkeit von 393 km/h zu knacken.
Als Michael Schumacher in Oschersleben zu Gast war
Wenn von Zweiradsport in der Arena die Rede ist, darf auch der Name Michael Schumacher nicht fehlen. Zum Formel-1-Rekordweltmeister hat Ralph Bohnhorst ein besonderes Verhältnis, wie er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com verrät.
"Michael war im Mai 2006 im Rahmen einer Sponsor-Veranstaltung von Shell hier bei uns zu Gast und ließ es sich dabei auch nicht nehmen, einige Runden mit einem zwei Jahre alten Ferrari F1 zu drehen. Dabei hat er den bestehenden Streckenrekord von 1:11 Minuten um handgestoppte zwei Sekunden unterboten. Die dabei erzielte Zeit (1:09) hat mich damals ebenso sehr beeindruckt, wie der Sensationssieg von Alex Zanardi bei einem Rennen der Tourenwagen-WM (WTCC) im August 2005 - und der ist ihm nicht geschenkt worden", betont Bohnhorst im Rückblick auf zwei von vielen Arena-Höhepunkten.
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