Der Super Bowl ist nichts anderes als die größte Einzel-Sportveranstaltung der Welt, wie auch die diesjährige 56. Auflage in Los Angeles mal wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt.

100 Millionen TV-Zuschauer weltweit, allein mehr als zwei Millionen in Deutschland, Ticketpreise um die 10.000 Dollar (darauf können wir verzichten), Promis ohne Ende, Dwayne 'The Rock' Johnson als Anheizer auf dem Spielfeld, Kampf-Jets über den Wolken und nicht zuletzt ein Spiel, dessen Regeln hierzulande kaum jemand in Gänze versteht.

Macht auch nichts, die Show ist einmalig auf der Welt und zieht Sport-Fans samt wahnsinniger Halftime-Show in ihren Bann. Davon kann sich auch der Motorsport, wie etwa die Traditionsserie DTM, eine Scheibe abschneiden. Wir wollen mal nicht vergessen: Die DTM existiert schon seit 1984, also immerhin rund halb so lange wie der Super Bowl. Das können heute nicht mehr viele Rennserien von sich behaupten!

Die Historie ist das größte Pfand der DTM im Wettbewerb mit anderen Rennserien oder Unterhaltungsmöglichkeiten. Und nachdem sie jetzt wieder eine gewisse Stabilität erreicht hat, muss daran unbedingt angeknüpft werden. Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, dass die DTM in Deutschland sogar mal beliebter war als die Formel 1, bis ein gewisser Michael Schumacher (fuhr auch mal DTM) alles auf den Kopf stellte.

Die Quarterbacks der NFL machen es vor: Die DTM-Fahrer müssen wieder Helden sein, moderne Gladiatoren wie die bis heute gefeierten, wilden Hunde und Charaktere a la Ludwig, Schneider, Stuck, Ekström, Alzen, Asch, Rosberg, Reuter und, und, und.

Damals wussten die Hersteller ganz genau, warum sie Stars wie Mika Häkkinen, Ralf Schumacher, David Coulthard, Heinz-Harald Frentzen, Juan Pablo Montoya oder Jean Alesi in die DTM holten. Sie sorgten für die nötige Bekanntheit und boten einstigen Talenten namens Paffett, Spengler, Rockenfeller, Scheider oder Wehrlein die Chance, selbst zu namhaften Größen heranzureifen.

Die Basis für die nächste Generation ist gelegt: Der Hersteller-Einfluss nimmt langsam ab, die Fahrer rücken in den Vordergrund und werden auch verbal etwas weniger eingebremst, private Teams mit markanten Teamchefs preschen vor und mit den GT3-Autos darf auch mal Tür an Tür über die Kerbs geflogen werden.

Die Formel 1 macht es dank des US-Einflusses von Liberty Media inzwischen prächtig vor mit Show und Social Media. Die einstige Ankündigung, mit den Grands Prix quasi Super Bowl ähnliche Events erschaffen zu wollen, war keine dumme Idee. Ein Vorbild auch für die DTM im kleineren Maßstab, TV-Partner ProSieben zeigt mit Football schließlich, wie erfolgreich das funktionieren kann.

Es muss nicht gleich eine eigene Netflix-Serie sein. Aber warum tauchen die DTM-Fahrer nicht mal in anderen Formaten des Senderkonzerns auf, um einem größeren Publikum bekannt zu werden? Halbwegs in einem Kostüm singen oder bei 'Schlag den Star' mithalten kann sicherlich auch der eine oder andere Rennfahrer. That's Entertaiment!

Und holt die Promis zurück an die Rennstrecken! Mag nicht jeder Racing-Fan, aber sie sind nun mal das Salz in der Suppe und können ein neues Publikum anlocken. Wir erinnern uns an Giovane Elber, Kool Savas oder Moritz Bleibtreu. Heidi Klums Top Models waren schon zu Gast, bitte mehr davon. In früheren Zeiten luden die Hersteller so ziemlich alles ein, was Rang und/oder Namen hat. Weil sie wussten, dass das den Stellenwert einer Veranstaltung hebt.

Dazu ein hochwertiges Rahmenprogramm (ist auf einem guten Weg, DTM Classic lässt grüßen), Konzerte im Fahrerlager mit passenden Acts (Wer kam damals nur auf Anastacia?!), Autogrammstunden, eine coole Fahrer-Präsentation wie in den USA Standard, mehr Feuerwerk wie am Lausitzring und natürlich viel weniger Corona. Dann kann auch die DTM mit ihrer großen Historie ein Stück weit Super-Bowl-Feeling versprühen. Und vielleicht schaut ja sogar mal 'The Rock' vorbei.