Mit der Veröffentlichung des Rennkalenders für die Saison 2022 hat die DTM diesmal ebenso überraschend wie frühzeitig vorgelegt. Während der Kalender für das folgende Jahr bislang traditionell im Rahmen des Saisonfinales im Oktober vorgestellt worden ist, hat die DTM-Dachorganisation ITR diesmal schon Anfang September Fakten geschaffen.
Das ermöglicht aktuellen sowie künftigen Teams und Partnern nicht nur Planungssicherheit, sondern hat auch einen netten Nebeneffekt, der nie zuvor entscheidender war: Andere GT3-Rennserien, die nach dem Reglementwechsel nun theoretisch mit der DTM konkurrieren, können die bereits kommunizierten Austragungsorte und Daten bei ihren eigenen Planungen nicht außer Acht lassen.
Die frühzeitige Bekanntgabe des DTM-Kalenders geht mit zwei offenen Baustellen einher. Für die anvisierten Renn-Termine vom 03.-05. Juni sowie vom 17.-19. Juni 2022 gibt es noch keine konkreten Austragungsorte. Beide Daten sind im provisorischen Kalender mit dem Kürzel 'TBA' (to be announced/wird noch bekanntgegeben) versehen.
Berger über Kalender 2022: Italien fast fix gesetzt
Einen Hinweis gab DTM-Boss Gerhard Berger am Rande des letzten Wochenendes auf dem Red Bull Ring. In einer Runde mit ausgewählten Medienvertretern verriet der Österreicher: "Grundsätzlich ist Italien fast fix gesetzt. Da gibt es zwei, drei Strecken, wo unter anderem die wirtschaftlichen Bedingungen für uns passen. Wir halten schon viel von Kontinuität und das würde bedeuten, in Monza zu bleiben. Zusammen mit Ferrari wollen wir einmal schauen, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, die interessant sein könnten."
Denkt man an Ferrari, denkt man unweigerlich an Mugello. Vermutlich spielt die Hausstrecke des Sportwagenbauers aus Italien eine Rolle in den Planungen, die laut DTM-Manager Frederic Elsner in den kommenden Wochen abgeschlossen werden sollen. Auf dem Autodromo Internazionale del Mugello in der Toskana war die DTM in der Vergangenheit mehrfach zu Gast: 1994 bis 1996, 2007 sowie 2008. Zu 'neuer' Bekanntheit im Vierradsport kam die Strecke im vergangenen Jahr, als die Formel 1 in Folge der Corona-Pandemie ihren ersten Grand Prix auf dem Kurs austrug, der ebenfalls die MotoGP beheimatet.
Mugello und Monza, wo die DTM erstmals in diesem Jahr ihren Saisonauftakt austrug, dürften zum engen Favoritenkreis für eine Veranstaltung in Italien zählen. In der Vergangenheit war die Traditionsrennserie zudem in Misano (Nachtrennen 2018, 2019 am Tag) sowie auf dem Adria International Raceway (2003, 2004, 2010) unterwegs.
Berger: Formel-1-Strecken gut für DTM
Durch den kürzlich erfolgten Besuch der Formel 1 dürfte Mugello noch etwas attraktiver geworden sein für Berger, denn: Der frühere F1-Pilot ist sich der internationalen Strahlkraft derartiger Rennstrecken bewusst. Berger: "Für die DTM ist es gut, auf Grand-Prix-Strecken zu fahren. Das muss nicht für alle Strecken gelten, aber ein gewisser Anteil des Kalenders sollte schon aus GP-Kursen bestehen."
Auf fünf der bisher veröffentlichten Rennstrecken im DTM-Kalender 2022 war die Formel 1 bereits zu Gast: Portimao, Nürburgring, Spa-Francorchamps, Red Bull Ring sowie Hockenheim. Welches Land in Europa neben Italien den DTM-Rennkalender komplettieren könnte, soll sich in Bälde entscheiden.
Interessenten gibt es laut Elsner offenbar genug: "Witzigerweise ist die eine oder andere Strecke, die vorher noch nicht im Auswahl-Prozess dabei war, auf uns zugekommen nach der Veröffentlichung mit den TBA. Wir schauen uns alles an und in den nächsten Wochen haben wir dann alles beieinander."
DTM-Rückkehr nach England angepeilt
Berger wünscht sich für die Zukunft eine Rückkehr nach Großbritannien, wo die DTM zuletzt 2019 auf dem Grand-Prix-Kurs von Brands Hatch fuhr und auch schon Rennen in Silverstone (1996 als ITC) und Donington (1991-2003) austrug. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com will der DTM-Chef mit diesem Schritt auch Teams aus dem 'Mutterland des Motorsports' für die GT3-Serie begeistern.
Berger: "Für die DTM wäre England am besten. Wegen des Brexit ist das aktuell noch etwas verfrüht, da gibt es noch zu viele Hürden. Aber irgendwann sollten wir wieder in England fahren, weil das Land einfach zum Motorsport gehört."
Bei ihren Kalender-Planungen hat die DTM für 2022 nicht nur Rücksicht auf die drei großen 24-Stunden-Rennen in Europa (Nürburgring, Le Mans, Spa) genommen und Terminkollisionen vermieden, sondern Besuchern einen schönen Nebeneffekt beschert: Am Montag (06.06./Pfingsten) nach dem ersten TBA-Termin und am Donnerstag (16.06./Fronleichnam) vor dem zweiten TBA-Datum stehende bundesweite Feiertage im Kalender.
So kam es zum DTM-Auftakt in Portimao
Um nach der erhofften, größtenteils überstandenen Corona-Krise wieder früher in die Saison zu starten, hat sich der portugiesische Kurs in Portimao angeboten, wo die DTM Ende April 2022 ihre Rennpremiere feiert und möglicherweise auch ihre offiziellen Testfahrten austragen wird. Seit seinem Amtsantritt 2017 hatte sich Berger für einen Saisonstart noch im April ausgesprochen.
Berger: "Zwei Themen spielten dabei eine Rolle: Wir wollen ein bisschen internationaler werden und wir wollten früh im Jahr beginnen. Dadurch teilen wir die Saison in zwei Hälften auf mit einer Sommerpause dazwischen, in der die Menschen Urlaub machen und keine Lust haben, an der Rennstrecke zu sitzen. Deshalb müssen wir im April anfangen und zu dieser Zeit in Deutschland oder Österreich zu fahren, damit tue ich mir schwer. Dann ist Portimao an uns herangetreten. Da passt das Wetter und wir können es auch gut mit Testfahrten kombinieren."
DTM: Vorläufiger Rennkalender 2022
Event | Strecke | Datum |
---|---|---|
1 | Autódromo Internacional do Algarve | 29. April - 01. Mai 2022 |
2 | Lausitzring | 20.-22. Mai 2022 |
3 | TBA Europa | 03.-05. Juni 2022 |
4 | TBA Europa | 17.-19. Juni 2022 |
5 | Norisring | 01.-03. Juli 2022 |
6 | Nürburgring | 26.-28. August 2022 |
7 | Spa-Francorchamps | 09.-11. September 2022* |
8 | Red Bull Ring | 23.-25. September 2022 |
9 | Hockenheimring | 07.-09. Oktober 2022* |
* - vorbehaltlich Termin-Bestätigung
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