DTM-Comeback nach 7.258 Tagen: Knapp 20 Jahre nach seinem letzten Rennen ist Hubert Haupt am vergangenen Wochenende auf dem Nürburgring in die deutsche Traditionsrennserie zurückgekehrt. Es war ein Wiedersehen in doppelter Hinsicht, schließlich hatte der 52-jährige Besitzer des Mercedes-Teams HRT (Haupt Racing Team) mit dem Männermagazin Playboy auch noch einen altbekannten Sponsor im Gepäck und auf der Motorhaube - Damen mit Hasenohren inklusive.

Die Show drumherum passte - und Haupt zeigte auch auf der Rennstrecke, dass er trotz seines für einen Rennfahrer gehobenen Alters noch längst nicht zum alten Eisen gehört. In den beiden Qualifyings mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen kam der Eigentümer einer Immobilien-Holding und Mehrheitsgesellschafter eines deutschen Fitnessgeräteherstellers zwar nicht über die Startplätze 23 und 19 hinaus, doch der Rückstand von jeweils etwas mehr als einer Sekunde fiel durchaus moderat aus.

Im Samstagsrennen sah Haupt mit seinem Mercedes-AMG GT3 die Zielflagge als 18., am Sonntag fiel er in einem teilweise chaotischen Rennen auf P12 liegend wegen eines technischen Defekts aus. "Es ging erstaunlich gut. Ich habe Spaß daran gefunden und ich glaube, wenn man dran arbeitet, kann man noch weiter nach vorne kommen", sagte Haupt im Anschluss bei Sport1.

Haupt im Pech: Vorzeitiger Ausfall beim Sonntagsrennen auf dem Nürburgring, Foto: LAT Images
Haupt im Pech: Vorzeitiger Ausfall beim Sonntagsrennen auf dem Nürburgring, Foto: LAT Images

Hubert Haupt kündigt weitere DTM-Einsätze an

Der HRT-Boss hat offenbar Blut geleckt und Gefallen gefunden an den für ihn zuletzt ungewohnten Sprintrennen samt knackigem Qualifying-Format und Performance-Boxenstopps. Haupt, für dessen DTM-Team Maximilian Götz und Vincent Abril starten, kündigte an: "Ich werde dieses Jahr sicher noch mal fahren. Was nächstes Jahr ist, weiß ich noch nicht. Diese DTM reizt schon sehr."

Bei welcher Veranstaltung er ins Cockpit des GT3-Mercedes zurückkehren könnte, ließ Haupt zunächst offen. Zur Auswahl stehen die weiteren Rennwochenenden auf dem Red Bull Ring, im niederländischen Assen, in Hockenheim oder beim Saisonfinale auf dem Norisring. Der berühmte Nürnberger Stadtkurs - erstmals das Finale und ohnehin Highlight im Rennkalender- wäre für den Münchner quasi ein Heimspiel...

Haupt über DTM-Comeback: Wollte mich nicht blamieren

Haupt war vor seinem DTM-Comeback als Gaststarter alles andere als inaktiv auf der Rennstrecke. In den vergangenen Jahren ging er bei so ziemlich allen wichtigen GT-Rennen an den Start und konnte zahlreiche Erfolge sammeln. Zu Beginn dieses Jahres verpasste er gemeinsam mit Mercedes-AMG-Ass Maro Engel nur knapp den Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Dubai, das er bereits 2015, 2018 und 2020 gewann. Außerdem bestritt er in der aktuellen Saison Rennen in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS).

Das Sprint-Format in der DTM sei eine Umstellung im Vergleich zu den Endurance-Veranstaltungen gewesen, räumte er nach dem vierten Rennwochenende der Saison 2021 ein. Haupt: "Es ist eine Umstellung. Man muss das Qualifying auf den Punkt bringen. Es ist unfassbar, was dann in den ersten ein, zwei Runden passiert. Es war fantastisch. Es gab so viel Zustimmung. Ich wollte mich nicht blamieren und das ist mir gelungen. Man lernt viel dazu."

Rückkehr der Hasen in die DTM - hier ohne die ikonischen Bunny-Ohren, Foto: LAT Images
Rückkehr der Hasen in die DTM - hier ohne die ikonischen Bunny-Ohren, Foto: LAT Images

Haupt: Die haben brutal reingehalten

So musste Haupt auch lernen, dass die Fahrweise in der DTM zuweilen äußerst ruppig sein kann, während die Fahrer bei Langstreckenrennen im besten Fall versuchen, ihre Autos heil über die Distanz zu bringen. Nicht so in der DTM, wo vor allem die Startphasen oder Restarts in den engen Zweierreihen zu einer wahren Materialschlacht ausarten können. Der Sonntag auf dem Nürburgring war mit neun Ausfällen bei 23 gestarteten Fahrzeugen das beste Beispiel.

"Ich war überrascht, wie brutal die reinhalten", meinte Haupt. "Dass neun Autos ausfallen, war einen Tick too much. Die Teamchefs werden den Fahrern sicher die Ohren langziehen, denn das kostet schließlich Geld." Der Unternehmer weiß in diesem Fall am besten, wovon er spricht...

Rückblick: Die höchste Strafe der DTM-Geschichte

Fun Fact am Rande: In der DTM wurde es auch für Haupt schon einmal ganz schön teuer! Als damaliger Audi-Werksfahrer wurde er am 15. September 1991 wegen unsportlicher und grob fahrlässiger Fahrweise im ersten von zwei Rennen auf dem Alemannenring in Singen aus der Wertung genommen. Die Startzulassung zum zweiten Lauf wurde ihm entzogen. Außerdem verhängten die Sportkommissare gegen Haupt eine Geldbuße in Höhe von 20.000 DM.

Audi suspendierte ihn zudem für das Saisonfinale in Hockenheim und ersetzte ihn durch Walter Röhrl. Nach einem Reparaturstopp hatte Haupt den Mercedes-Titelkandidaten Kurt Thiim auf Anweisung vom Kommandostand kompromisslos von der Strecke befördert. Es war die zum damaligen Zeitpunkt höchste Strafe, die jemals gegen einen DTM-Fahrer erhoben worden war.

Der nun 38-fache DTM-Starter ging 1991 und 1992 als Audi-Werksfahrer in der 'alten' DTM im Team Schmid Motorsport (SMS) an der Seite von Champion Hans-Joachim Stuck an den Start. Nach der Neuauflage im Jahr 2000 war er ebenfalls in der Tourenwagenrennserie vertreten. 2001 fuhr Haupt für das Euroteam ein Opel Astra V8 Coupe des Vorjahres. Sein bestes DTM-Ergebnis war ein dritter Platz, den er 1991 mit einem Audi V8 Quattro DTM Evo beim zweiten Lauf auf der Berliner Avus, auf der Haupt auch die schnellste Rennrunde fuhr, erzielte.