Die Vorbereitungen auf die DTM-Saison 2022 laufen auf Hochtouren - und bei Mercedes-AMG ganz konkret in Le Castellet. Auf dem aus der Formel 1 bekannten Circuit Paul Ricard kommen am heutigen Mittwoch und Donnerstag dieser Woche unterschiedliche Mercedes-Kundenteams aus dem GT3- und GT4-Bereich mit mehr als 25 Piloten zusammen, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten.

Unter ihnen findet sich mit David Schumacher der wohl bekannteste Name. Der Sohn des früheren Formel-1- und DTM-Piloten Ralf Schumacher dreht in Frankreich seine ersten Runden in einem GT3-Mercedes für das Haupt Racing Team HRT, das mit Maximilian Götz die DTM-Meisterschaft 2021 gewonnen hat. Für den Rennstall um Geschäftsführer Uli Fritz testen außerdem die deutschen Nachwuchstalente David Beckmann und Lirim Zendeli sowie der Brite Jake Hughes.

Welche Fahrer 2022 für HRT in der DTM an den Start gehen, ist noch nicht bekannt. Den Einsatz von mindestens zwei Mercedes-AMG GT3 hatte Teambesitzer Hubert Haupt bereits angekündigt. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Champion und AMG-Fahrer Götz erscheint ebenso logisch wie der mögliche Einsatz eines dritten Mercedes-AMG, den es ja mit Gaststarter Hubert Haupt schon bei zwei DTM-Events in diesem Jahr gab.

David Schumacher: DTM Option neben Formel-Sport

Für David Schumacher bietet der Test in Paul Ricard eine interessante Gelegenheit, sich mit einem anderen Fahrzeug als den ihm bekannten Formel-Boliden vertraut zu machen. Wie realistisch ein Wechsel in die DTM - wo Vater Ralf nach seiner Formel-1-Karriere von 2008 bis 2012 für Mercedes antrat - ist, kann aktuell lediglich spekuliert werden.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll die DTM tatsächlich eine Option sein für den 20-Jährigen, der es seit seinem Einstieg in den Automobilsport 2018 inzwischen bis in die FIA Formel 3 geschafft hat. Die abgelaufene Saison beendete Schumacher mit dem Team Trident auf dem elften Platz, errang seinen ersten Rennsieg und fuhr zweimal auf das Podium.

Mit der DTM kam Schumacher schon dieses Jahr in Kontakt, als er beim Rennwochenende in Assen VIP-Gäste in einem Formel-1-Doppelsitzer über den niederländischen Kurs pilotierte. "Mit der DTM beschäftige ich mich nur ab und an und wenn es meine eigenen Rennsportaktivitäten zulassen", sagte Schumacher, der sich zu seiner sportlichen Zukunft aus offensichtlich guten Gründen nichts entlocken ließ, Ende September in Assen zu Motorsport-Magazin.com. "Dazu möchte ich momentan nichts sagen."

DTM: Es gab Gaststart-Anfrage für David Schumacher

Ein deutscher Nachwuchsfahrer mit großer Motorsport-Historie in der Familie wäre sicherlich ein großer Image-Gewinn für die DTM unter Boss Gerhard Berger. Und wie Motorsport-Magazin.com während der DTM-Saison 2021 aus dem Umfeld der ITR erfahren hatte, gab es bei der DTM-Dachorganisation bezüglich eines Gaststarts von David Schumacher in Assen tatsächlich eine Anfrage, die offiziell aber weder bestätigt, noch dementiert wurde. Zu einem Gasteinsatz 2021 sollte es allerdings nicht kommen, auch, weil diese willkommene Möglichkeit per Reglement in den beiden letzten Events respektive vier Rennen ausgeschlossen war.

Schumacher selbst machte während seiner vierten Saison im Formel-Sport dieses Jahr allerdings öffentlich keine allzu großen Ambitionen, einen Wechsel der Kategorie in Betracht zu ziehen. Im August sagte er bei Sport1: "Das Ziel ist, erstmal in die Formel 1 zu kommen und dann zu schauen, ob man Weltmeister werden kann. Wenn man so viel Zeit und Geld investiert hat, kann es kein anderes Ziel mehr geben. Aber so wie man dieses Jahr auch wieder sieht, ist ein gutes Team wichtig, um Weltmeister zu werden."

Michael, Ralf, Mick: Schumacher-Historie in der DTM

Sollte David Schumacher einen Wechsel in die DTM anstelle des deutlich teureren Formel-Sports bevorzugen und sich bei den Testfahrten in einem Mercedes-AMG GT3 beweisen, würde er an eine lange Familien-Tradition anknüpfen.

Onkel Michael Schumacher startete als Teil des Mercedes-Junior-Teams 1990 beim Saisonfinale der DTM in Hockenheim. Der Auftakt seiner kurzen Tourenwagenkarriere im Mercedes 190E Evo II ging allerdings mächtig schief. Schumacher kollidierte gleich nach dem Start in der ersten Kurve ausgerechnet mit Titelfavorit und BMW-Star Johnny Cecotto. 1991 stieg der heute siebenmalige Formel-1-Weltmeister an den Rennwochenenden auf dem Norisring und in Diepholz noch einmal in den Mercedes-Tourenwagen.

Davids Vater Ralf startete zwischen 2008 und 2012 zu 52 DTM-Rennen. Im Mercedes-AMG C-Coupe gelangen dem heute 46-Jährigen zwei Podestplätze 2011 beim Auftakt in Hockenheim (P3) und in Spielberg (P2) sowie eine Pole Position 2010 auf dem Nürnberger Norisring. Seine beste Meisterschaftsplatzierung war der achte Rang in der Saison 2011. Und auch Davids Cousin, Formel-1-Fahrer Mick Schumacher, hatte bereits Berührung mit der DTM. 2019 durfte er während des Nürburgring-Wochenendes auf Einladung der ITR einige Promo-Runden in einem Mercedes drehen.

Ralf Schumacher startete bis 2012 für Mercedes in der DTM, Foto: Mercedes-Benz
Ralf Schumacher startete bis 2012 für Mercedes in der DTM, Foto: Mercedes-Benz

Mercedes-Test: DTM-Teams im Einsatz

Beim Mercedes-Test in dieser Woche sind unter anderem alle aktuellen Mercedes-Kundenteams aus der DTM im Einsatz, um sich auf die Saison 2022 vorzubereiten. Nur das Team GetSpeed führt einen Test mit GT3-Autos für andere Programme durch, ebenso weitere Teams, die etwa in der GT World Challenge antreten.

Mercedes-AMG stellt in Paul Ricard kostenlos die Plattform für die Kundenteams und hat neben eigenen Ingenieuren auch zwei Entwicklungsträger im Gepäck. Es gibt seitens der Affalterbacher gewisse Empfehlungen und Vorgaben für Setups und Abläufe an die Teams, um eine bessere Vergleichbarkeit herstellen zu können. So wurde den Teams unter anderem empfohlen, ihre Fahrer mindestens zwei Quali-Runs sowie einen Long Run fahren zu lassen. Danach dürften die Teams und auch Mercedes-AMG einen guten Einblick haben, welche Fahrer für Einsätze im Mercedes-AMG GT3 in Frage kommen.