In der ersten Saison der DTM mit dem GT3-Reglement konnte sich das Starterfeld durchaus sehen lassen. Elf Teams mit 19 Fahrern setzten permanent eingeschriebene Autos von fünf Marken ein. Die Hoheit im Starterfeld bildete Marken-Meister Mercedes-AMG mit fünf Teams, gefolgt von Audi und BMW mit je zwei Kundenteams.
Zudem setzten Team-Champion AF Corse zwei Ferrari 488 und T3 Motorsport zwei Lamborghini Huracan ein. Die Teams SSR Performance (Porsche), JP Motorsport (McLaren) und Toksport WRT (Mercedes) schnupperten obendrein bei Gaststarts in die DTM.
Zwar beginnt die DTM-Saison 2022 erst Ende April in Portimao, doch rund 180 Tage vor dem Auftakt auf der portugiesischen Strecke laufen die Vorbereitungen längst auf Hochtouren. Aus dem aktuellen Kreis haben sich bereits einige Teams zu einer Fortsetzung in der DTM bekannt, während andere noch die Möglichkeiten austarieren. Es könnte durchaus auch einige Neueinsteiger geben.
DTM 2022: Kehrt Erfolgs-Team WRT zurück?
Etwa im Audi-Lager, wo nach Informationen von Motorsport-Magazin.com das Team WRT in die DTM zurückkehren könnte. Der Erfolgsrennstall aus Belgien startete schon 2019 und 2020 mit Audi-Kundenautos und räumte dieses Jahr auf internationaler Bühne ab: WRT gewann die Fahrer- und Team-Meisterschaft in der GT World Challenge Europe mit Dries Vanthoor und Charles Weerts, dazu triumphierte die Mannschaft von Teamchef Vincent Vosse beim Debüt in der European Le Mans Series in der Fahrer- und Team-Wertung und feierte einen LMP2-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
Sicher gesetzt für die DTM 2022 sind unterdessen die beiden Audi-Kundenteams Abt Sportsline und Rosberg. "Abt und DTM, das passt", bestätigte Teamchef Thomas Biermaier, der gleichzeitig die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Kelvin van der Linde bekanntgab. Abt Sportsline kündigte den Einsatz von "mindestens zwei Autos" an, nachdem in der abgelaufenen Saison mit van der Linde, Mike Rockenfeller (Audi-Abschied nach 15 Jahren) und Sophia Flörsch (DTM 2022 eine Option, Team offen) drei Audi R8 am Start waren.
Wer 2022 für das Team Rosberg antritt, steht noch nicht fest. Nico Müller und Rookie Dev Gore aus den USA erlebten eine schwierige Saison. Klar ist nur, dass Müller als Audi-Werksfahrer ebenso in der Starterliste stehen wird wie der dreifache Champion Rene Rast, der nach einjährigem Engagement in der Formel E in die DTM zurückkehrt - mit welchem Audi-Team, steht offiziell noch nicht fest.
Es könnte sogar dazu kommen, dass Kelvin van der Linde und René Rast, die beide von der Agentur Pole Promotion betreut werden, im Team Abt-Sportsline gegeneinander antreten! Dazu muss man wissen, dass van der Linde einen Vertrag mit dem erfolgreichsten Audi-Team in der DTM hat, Rast aber einen Werksvertrag bei Audi Sport. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com erhält jedes von Audi Sport in der DTM unterstützte Team einen Werksfahrer - und Rast steht bei den Äbten schon lange auf der Liste möglicher Kandidaten in der DTM.
DTM 2022 wieder mit Mercedes-Großaufgebot
Auch bei Mercedes-AMG respektive den Kundenteams herrscht reges Interesse an einem Verbleib in der DTM. Das Haupt Racing Team (HRT) hat in Form von Teamchef Uli Fritz eine Fortsetzung mit "mindestens zwei Autos" angekündigt, laut Teambesitzer Hubert Haupt am liebsten wieder mit Champion Maximilian Götz, um die Titelverteidigung anzupeilen. "Never change a winning team", meinte auch der 35-jährige AMG-Fahrer.
Die DTM-Fans können sich offenbar erneut auf ein Mercedes-Großaufgebot einrichten. Das Team Winward, erfolgreichster AMG-Rennstall in der Team-Wertung 2021, arbeitet laut eigener Aussage mit Hochdruck am Paket für die DTM 2022. Teamchef Christian Hohenadel zu Motorsport-Magazin.com: "Die Fahrer stehen noch nicht fest, mit Philip (Ellis) und Lucas (Auer) haben wir aber zwei siegfähige Piloten, mit denen wir sehr zufrieden sind. Für Einzelheiten ist es an der Stelle noch zu früh."
Mercedes-Teams wollen für DTM 2022 aufstocken
Den Einsatz von zwei Autos planen auch die AMG-Kundenteams GetSpeed und GruppeM Racing. Beide Mannschaften setzten 2021 nur je einen Mercedes-AMG GT3 ein, wobei sich das Team GetSpeed um einen Gaststart von Fabian Schiller an der Seite von Stammpilot Arjun Maini vergeblich bemüht hatte. GetSpeed-Teamchef Adam Osieka hat angekündigt, am 10. und 11. November 2021 am exklusiven Young Driver Test von Mercedes-AMG auf dem Circuit Paul Ricard teilzunehmen, um mögliche Fahrer für die beiden geplanten Cockpits auszuloten.
GruppeM-Teamchef Kenny Chen sagte nach dem diesjährigen Single-Entry mit Daniel Juncadella: "GruppeM plant mit zwei Fahrzeugen in der DTM zu starten. Wir wollen sowohl in der Team- als auch in der Fahrerwertung den Titel angreifen."
Fragezeichen stehen hinter einem weiteren Engagement von DTM-Rückkehrer Mücke Motorsport. Der Einsatz eines Mercedes-AMG GT3 war eng geknüpft an die Zusammenarbeit mit Schaeffler Paravan, um das im Rennsport innovative Lenksystem namens Space Drive weiterzuentwickeln. Auf dem Norisring führte der permanente Paffett-Vertreter Maxi Buhk erstmals ein per Sensorik statt mit Lenksäule gesteuertes DTM-Auto zum Podesterfolg.
Fragezeichen hinter dem neuen BMW M4 GT3
Wie es auf Seiten von BMW M Motorsport in der DTM weitergeht, ist aktuell ungeklärt. Mit dem Auslaufmodell M6 GT3 kämpfte Walkenhorst samt dem zweifachen Champion Marco Wittmann bis zum vorletzten Event in Hockenheim um den Titel, während das auf der Langstrecke höchst erfolgreiche Team ROWE Racing eine schwierige DTM-Debütsaison erlebte.
"Wir wollen in der DTM bleiben und es würde Sinn machen, mit zwei Autos zu starten", sagte zuletzt Walkenhorst-Teammanager Niklas Königbauer. "Es ist aber auch klar, dass wir starke Partner und Fahrer brauchen." ROWE-Teamchef Hans-Peter Naundorf plant 2022 mit BMW M4 GT3 an den Start zu gehen, ließ das konkrete Programm aber offen: "Wenn du in der DTM etwas reißen willst, brauchst du viele Ressourcen."
Noch ist unklar, welche Teams mit dem brandneuen BMW M4 GT3 2022 in der DTM an den Start gehen könnten und wie eine mögliche Unterstützung durch den Hersteller aussehen könnte. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com bahnt sich in diesem Zusammenhang offenbar eine spektakuläre Fahrer- und Team-Kombination an, die laut einem BMW-Insider (O-Ton: "Das hat niemand auf dem Radar") angeblich für weltweites Echo sorgen soll.
Lamborghini fix dabei - Fragezeichen bei Ferrari
Das hat auch das junge Team T3 Motorsport beim DTM-Debüt gemerkt. Die erst 2018 gegründete Mannschaft setzte zwei Lamborghini Huracan ein. Nach dem späten Einstieg 2021 laufen die Vorbereitungen auf das zweite DTM-Jahr längst auf Hochtouren. Teamchef Jens Feucht: "Wir können bestätigen, dass wir nächstes Jahr verbindlich mit zwei Autos dabei sind, optional mit einem dritten", das ebenfalls mit einer nicht zu erwartenden Personalie besetzt werden könnte.
Etwas kniffliger gestaltet sich die Zukunft um Ferrari-Werksteam AF Corse, das beim DTM-Debüt auf Anhieb die Team-Meisterschaft gewann und mit Liam Lawson nur knapp am Fahrer-Titel vorbeischrammte. "Wir wollen definitiv zurückkehren, aber wir befinden uns in einer speziellen Konstellation mit unserem Partner Red Bull", erklärte Sportdirektor Ron Reichert zu Beginn des Norisring-Wochenendes.
Das Ferrari-Projekt ist eng an Financier Red Bull geknüpft, der über die kontrovers diskutierten Ereignisse rund ums Saisonfinale erst einmal alles andere als happy war. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko hoffte, dass sich die Gemüter schnell wieder beruhigen und sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Jetzt ist es noch zu früh, schon über 2022 zu spekulieren. Fakt ist, das Projekt war zunächst für ein Jahr (2021; d. Red.) geplant."
Marko weiter: "Wir haben vereinbart, nach der jetzt abgelaufenen Saison eine Analyse zu erstellen und danach erst über eine mögliche weitere Zusammenarbeit zu sprechen." Klar ist, dass die bisherigen Fahrer Lawson und Alex Albon keine weitere DTM-Saison dranhängen werden. Der Thailänder kehrt mit Williams in die Formel 1 zurück, während Lawson sich auf die Formel 2 fokussieren und näher an F1-Abläufe herangeführt werden soll. Der Neuseeländer kommt unter anderem beim Rookie-Test nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi zum Zuge.
DTM 2022: Wer könnte neu dazukommen?
Unterdessen zählen zahlreiche Kandidaten zu potenziellen Neueinsteigern bzw. Stammteilnehmern. An erster Stelle das 2020 gegründete Team JP Motorsport aus Erkelenz, das 2021 mit Ex-Formel-1-Fahrer Christian Klien am Steuer eines McLaren 720 S bereits drei DTM-Gaststarts absolvierte und das nach eigenen Angaben sogar die Teilnahme an der kompletten Saison 2022 prüft. Mit Grasser Racing aus Österreich hat neben T3 Motorsport ein weiteres Lamborghini-Team sein Interesse an einem Einstieg bekundet.
Interesse hat auch KÜS-Teamchef Timo Bernhard geäußert und bereits Gespräche mit DTM-Chef Gerhard Berger geführt. Der zweimalige Le-Mans-Gewinner und FIA Langstrecken-Weltmeister setzt aktuell im ADAC GT Masters zwei Porsche 911 GT3 R ein, darunter mit dem Duo Christian Engelhart und Porsche-Werksfahrer Thomas Preining, die am vergangenen Sonntag in Hockenheim das Siegerpodium als Vierte nur knapp verfehlten.
Ein sicherlich ebenfalls mit Kusshand genommenes Team wäre SSR Performance, das auf dem Nürburgring erstmals in der DTM-Geschichte einen Porsche 911 ins Feld führte. Nach den 'Auto-Scooter'-Rennen in der Eifel setzte es zwar Kritik für die ruppige Fahrweise aus dem Team mit Sitz in München, doch ein Interesse an der medial attraktiven Plattform schien durchaus vorhanden. Ob das auch bei Ex-Formel-1-Weltmeister Jenson Button und seinem McLaren-Team RJN nach dem geplatzten DTM-Einstieg 2021 weiter vorhanden ist, bleibt unklar.
DTM 2021: Team-Meisterschaft (Top-5)
Position | Team | Fahrer | Punkte |
---|---|---|---|
1 | AF Corse-Ferrari | Lawson/Albon/Cassidy | 368 |
2 | Abt Sportsline | Van der Linde/Rockenfeller | 296 |
3 | Winward-Mercedes | Auer/Ellis | 281 |
4 | HRT-Mercedes | Götz/Abril | 262 |
5 | Walkenhorst-BMW | Wittmann | 171 |
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