Kelvin van der Linde hört es nicht gerne, wird seiner Rolle als heißer Titelanwärter aber erneut gerecht: Der Audi-Abt-Pilot errang beim Samstagsrennen in Zolder seinen zweiten Saisonsieg nach dem Erfolg beim Saisonstart in Monza. Den Grundstein zum Ausbau der Führung in der Meisterschaft hatte der Südafrikaner mit seiner zweiten Saison-Pole auf dem belgischen Old-School-Kurs gelegt.
Van der Linde: "An Siege gewöhne ich mich nie! Super, hier zu gewinnen, Zolder gehört zu meinen Lieblings-Strecken. Das Team hat einen tollen Job gemacht und die Jungs hinter mir haben es nicht einfacher gemacht. Wir müssen jetzt cool bleiben und weiter punkten."
Während van der Linde trotz einer frühen Safety-Car-Phase zu keinem Zeitpunkt die Nerven verlor und dem Sieg auf dem 4 Kilometer langen Kurs sicher entgegen eilte, war das Rennen um die weiteren Podestplätze von Taktik geprägt. Der von Platz fünf gestartete Mike Rockenfeller profitierte nach einem starken Start von einem gut getimten Boxenstoopp und überquerte die Ziellinie als Zweiter.
Doppelsieg für das Audi-Team Abt Sportsline auf dem Traditionskurs und gleichzeitig der zweite Podesterfolg für den früheren DTM-Meister Rockenfeller, der in der ewigen Statistik insgesamt 34 Podiumsplätze auf sich vereint. Rockenfeller lag nach den Boxenstopps nur wenige Zehntelsekunden hinter Teamkollege van der Linde, zu einem Überholversuch kam es allerdings nicht.
"Nach dem Qualifying war ich frustriert, weil ich meine Runde nicht zusammenbekam", so Rockenfeller. "Von P5 hatte ich eine sehr gute erste Runde und dann konnten wir Wittmann mit einer guten Strategie überholen. Wegen des Erfolgsgewichts war ich ein bisschen schneller als Kelvin, aber man kann hier nicht überholen, wenn vorne niemand einen Fehler macht. Ich hatte einen schweren Start in die Saison, aber jetzt holen wir auf."
Eine strategische Glanzleistung gelang auch dem Ferrari-Team AF Corse auf dem Kurs, auf dem Überholmanöver eher einem Kunststück gleichkommen. Der nach einer 5-Platz-Strafe von P9 gestartete Alex Albon eroberte den letzten Platz auf dem Podium. Der frühere Formel-1-Fahrer hielt sich beim Start aus jeglichen Rangeleien raus, profitierte von seinem schnellen Ferrari 488 und wurde dank eines vergleichsweise späten Boxenstopps nach vorne gespült.
Albon, nach dem frühen Ausfall von Teamkollege Liam Lawson als einziger Ferrari noch im Rennen, wollte sich mit seinem zweiten Podestplatz in dieser Saison offenbar nicht zufriedengeben und machte Jagd auf die führenden Abt-Audis. Am Ende fehlten dem Thailänder 1,7 Sekunden auf Sieger van der Linde.
Albon: "Auf jeder anderen Strecke wären wir wohl vorne gewesen, aber hier ist es schwierig zu überholen. Mit der Grid-Strafe bin ich immer noch nicht einverstanden, die finde ich zu hart."
Im Rennen, das wegen einer frühen Safety-Car-Phase um zwei Runden verlängert wurde, fuhren Vincent Abril (HRT-Mercedes), Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW), Lokalmatador Esteban Muth (T3-Lamborghini) und Maximilian Götz (HRT-Mercedes) auf die Plätze vier bis sieben. Lausitzring-Sieger Philip Ellis komplettierte die Top-8.
DTM-Debütant Klien vor Damen-Duo
Gaststarter Christian Klien (JP Motorsport) fuhr bei seinem DTM-Debüt und dem ersten Rennen eines McLaren in der Traditionsserie auf den zwölften Platz. Dahinter überquerte Esmee Hawkey (T3-Lamborghini) die Ziellinie nach einem frühen Dreher auf P13, gefolgt von Dev Gore (Rosberg-Audi) und Sophia Flörsch (Abt-Audi), deren später Pflicht-Boxenstopp sich nicht auszahlte.
Dreier-Crash in Startphase
Eine Start-Kollision führte zu drei frühen Ausfällen: Daniel Juncadella erhielt im dicht gedrängten Mittelfeld einen Schubser und erwischte anschließend den GetSpeed-Mercedes von Arjun Maini. Der erste Inder in der Geschichte der DTM nahm auf dem Weg ins Kiesbett auch noch den Ferrari von AF-Corse-Youngster Liam Lawson mit.
Der langjährige DTM-Pilot Juncadella ohne Umschweife: "Ich habe gesehen, dass ich Arjun treffen würde. Ich wollte es vermeiden, aber es war schon zu spät. Schrecklich, der Unfall geht zu 100 Prozent auf meine Kappe."
DTM Zolder: So lief das Rennen am Samstag
Die Startaufstellung: Zwei Rennsieger in Reihe eins: Kelvin van der Linde errang in einem packenden Qualifying seine zweite Pole Position in der laufenden Saison. Hinter dem Audi-Abt-Piloten reihte sich Maximilian Götz (HRT-Mercedes) auf dem zweiten Startplatz ein. Mit dem BMW von Marco Wittmann standen Autos drei unterschiedlicher Marken auf den ersten drei Positionen. Wegen einer Strafe für den Viertplatzierten Alex Albon rückte Vincent Abril auf den vierten Startplatz nach vorne. Gaststarter Christian Klien qualifizierte sich mit seinem McLaren auf P16.
Das Wetter: Wenige Regentropfen kurz vor dem Rennstart sorgten kurzzeitig für Wirbel in der Startaufstellung - jedoch zu Unrecht. Das Rennen ging bei durchweg trockenen Bedingungen und 21 Grad Außentemperatur (Strecke: 28 Grad) vor bis zu 5.000 erlaubten Zuschauern über die Bühne.
Der Start: Kelvin van der Linde verteidigte die Pole Position, während dahinter Marco Wittmann den zweiten Platz von Maximilian Götz übernahm. Wild ging es im hinteren Teil des Feldes zu. Esmee Hawkey drehte sich mit ihrem T3-Lamborghini nach Kontakt mit einem anderen Auto. Wenige Kurven später knallte es mehrfach: Daniel Juncadella, Arjun Maini und Liam Lawson waren im dichten Mittelfeld in eine Kollision verwickelt. Lawson und Maini wurden ins Kiesbett gekegelt, Juncadella schaffte es mit seinem an der Front beschädigten GruppeM-Mercedes zurück an die Box. Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke.
Der Re-Start zur 5. Runde: Kelvin van der Linde behielt nach dem fliegenden Re-Start die Nerven und die Pole Position. Verlierer in dieser Phase war Götz, der vom dritten bis auf den siebten Platz durchgereicht wurde. Wittmann, Rockenfeller und Abril nahmen die Verfolgung zum führenden Audi-Piloten auf.
Die Boxenstopps: In Runde 7 läuteten Vincent Abril, Philip Ellis, Sheldon van der Linde und Nico Müller den Boxenstopp-Reigen ein. Nur eine Runde später bogen der Führende zum Reifenwechsel ab: Kelvin van der Linde ebenso wie Marco Wittmann, Max Götz, Esteban Muth und Timo Glock. Van der Linde behielt in dieser heißen Situation die virtuelle Führung, währen in Runde 9 Christian Klien seinen ersten Pflicht-Boxenstopp in der DTM absolvierte.
Weiter ging es in Runde 12, als Mike Rockenfeller die Abt-Box für einen Wechsel auf neue Michelin-Reifen ansteuerte. Der frühere DTM-Champion kehrte bei der Boxenausfahrt knapp hinter Kelvin van der Linde auf die Strecke zurück und übernahm die virtuelle zweite Position. Zu diesem Zeitpunkt waren nur Alex Albon (Runde 16, langsamer Stopp), Dev Gore (Runde 28), Maxi Buhk (Runde 35) und Sophia Flörsch (Runde 22) noch auf ihren Startreifen unterwegs.
Die Ausfälle: Daniel Juncadella (GruppeM-Mercedes), Liam Lawson (AF Corse Ferrari) und Arjun Maini (GetSpeed-Mercedes) waren in der Startphase in eine Kollision bei der Anfahrt auf Turn 5 verwickelt und mussten das Rennen früh aufgeben. Juncadella schaffte es alleine zurück in die Box, doch der Schaden an seinem Mercedes war zu groß, um das Rennen fortzusetzen. Lawson und Maini blieben im Kiesbett stecken. Juncadella: "Ich habe gesehen, dass ich Arjun treffen würde. Ich wollte es vermeiden, aber es war schon zu spät. Schrecklich, der Unfall geht zu 100 Prozent auf meine Kappe."
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