Abt Sportsline blickt auf ein Wochenende voller Emotionen zurück. Beim Saisonauftakt der DTM in Monza feierte die Mannschaft aus Kempten auf Anhieb einen Sieg durch Kelvin van der Linde. Der Südafrikaner gewann das Sonntagsrennen ausgerechnet an seinem 25. Geburtstag und hatte sich zuvor mit der Pole Position bereits ein erstes Geschenk gemacht. Und - wie es sich bei den familiären Äbten gehört - gab's am Morgen auch ein Ständchen in der Box samt Einladung zum Italiener in der Allgäuer Heimat.

Tolle Geste: Den Sieg widmete Hans-Jürgen Abt, der sich den ersten Privateinsatz von Abt Sportsline in der DTM seit 2003 nicht entgehen lassen wollte und das Team am Kommandostand unterstützte, dem im Mai verstorbenen Volker Nossek. 'Nossi', wie ihn Freunde nannten, war über Jahrzehnte eine Institution bei Audi Sport, von 2004 bis 2020 in leitenden Positionen eine der zentralen Schlüsselfiguren im DTM-Programm und arbeitete schon 1999 mit Abt zusammen.

Nosseks Sohn Bastian hatte in Monza seinen ersten Renneinsatz seit dem Tod seines Vaters. Der Junior arbeitet bei den Äbten als Reifenmann. Hans-Jürgen Abt, der sich zuletzt eher selten an Rennstrecken hatte sehen lassen, hielt zum Abschluss des Wochenendes noch eine äußerst emotionale Rede in der Box von Abt Sportsline, die obendrein den Doppelsieg des Formel-E-Teams durch Lucas di Grassi und Rene Rast beim parallel stattfindenden Formel-E-Rennen in Puebla bejubeln konnten.

Abt: Ohne Berger hätte es die DTM nicht gegeben

"Ich freue mich jetzt nach fast 20 Jahren dass wir - wie damals - wieder als Privatteam in der DTM an den Start gehen", sagte Hans-Jürgen Abt in Monza zu Motorsport-Magazin.com. Der damalige amtierende DTM-Champion Laurent Aliello hatte am 17.08.2003 auf dem Nürburgring für den letzten Sieg der Äbte gesorgt. Ab 2004 war die erfolgreiche Truppe aus Kempten im Allgäu Bestandteil als Audi-Werksteam in der DTM.

Abt weiter: "Ohne das Engagement von Gerhard Berger hätte es die 'neue' DTM, die er von null an aufbauen musste, nicht gegeben! Wir müssen alle Geduld haben, dann wird auch die GT3-Ära die Fans begeistern. Dafür werden wir alles tun. Ich spüre den Spirit in meiner Mannschaft und die Freude, mit der das Team die neue Herausforderung annimmt."

Hans-Jürgen Abt und Thomas Biermaier mit Monza-Sieger Kelvin van der Linde, Foto: Abt Sportsline
Hans-Jürgen Abt und Thomas Biermaier mit Monza-Sieger Kelvin van der Linde, Foto: Abt Sportsline

Abt-Feierbiester: Diesmal keine Zeit für Party

Zwar sind die Äbte in der Szene geradezu berühmt-berüchtigt für ausschweifende Feiern nach einem Erfolg, doch zumindest in Monza blieb nicht viel Zeit fürs Party machen. Hans-Jürgen Abt und Abt-Geschäftsführer Thomas Biermaier machten sich noch am Sonntag zurück auf den Weg nach Kempten. "Am Dienstag geht es dann gleich weiter mit der Vorbereitung auf den Lausitzring", sagte Biermaier, der das Team auch als Teamchef betreut.

Monza-Sieger van der Linde dürfte noch eine Weile brauchen, bis er das Erlebte vollständig realisiert hat. Zwar ist der Südafrikaner seit Jahren hochdekoriert im GT3-Sport und blickt unter anderem auf zwei Meisterschaften im GT Masters zurück. Auf die Erfüllung des lange gehegten Traumes, wie sein jüngerer Bruder Sheldon (ROWE-BMW) in der DTM an den Start gehen zu können, hatte er allerdings eine ganze Weile - und länger als von vielen Szene-Experten angenommen - warten müssen.

Van der Linde: War nicht immer einfach

"Ein perfekter Tag", sagte Kelvin auf der Sieger-Pressekonferenz. "Das Einzige, was fehlt, ist Sheldon neben mir." Der junge BMW-Werksfahrer hatte das Rennen hinter seinem Bruder vom dritten Startplatz aufgenommen, musste sich aber mit Platz vier begnügen. Kelvin: "Ich habe ihn in den letzten zwei Jahren (in der DTM; d. Red.) immer unterstützt. Das war nicht immer einfach für mich, um ehrlich zu sein. Jetzt haben wir beide einen Sieg in der DTM, da werden sich unsere Eltern freuen!"

Beeindruckt zeigte sich Kelvin, der mit Abt 2014 das GT Masters zusammen mit Teamkollege Rene Rast gewonnen hatte, von der Herangehensweise des Teams: "Die Arbeit in der DTM bedeutet für mich einen großen Schritt nach vorne. Die wissen hier, was sie tun und setzen auf ihre Erfahrung in der DTM. Und zum Feiern habe ich ja eh das beste Team an meiner Seite!"

Allzu spät durfte es zumindest diesmal aber nicht werden. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com sitzt van der Linde schon am Montagmorgen im Flieger auf dem Weg zu Testfahrten im belgischen Spa-Francorchamps. "Ein toller Start in die DTM", sagte Kelvin abschließend. "Es gab im Vorfeld einige negative Kommentare, aber die konnten wir widerlegen."