Erst ein Ständchen, dann die Pole Position und schließlich der Sieg: Einen schöneren Geburtstag hätte sich Kelvin van der Linde wohl kaum vorstellen können. An seinem 25. Ehrentag gewann der Abt-Audi-Pilot das Sonntagsrennen der DTM beim Saisonstart in Monza. Für den in Kempten lebenden van der Linde war es der erste Sieg bei seinem Debüt in der Traditionsserie. "We fucking did it!", brüllte er seine Freude beim Zieleinlauf in den Boxenfunk.

Später sagte er: "Ein Traum heute! Wir hatten ein gutes Qualifying und das Team hat perfekt gearbeitet. Aber das ist alles Wurscht jetzt! Heute Abend feiern wir, das wollen wir genießen. Ich bin so stolz auf die Crew und alle, die an mich geglaubt haben. Es war ein langer Weg für mich in die DTM."

Mit Nico Müller (Rosberg-Audi) auf Platz zwei standen zwei Audi R8 LMS GT3 ganz oben auf dem Podium. "Ich bin zufrieden, mehr aber auch nicht", so der DTM-Vizemeister bei Sat.1. "Kelvin hat zwar Geburtstag, aber ich habe ihm an diesem Wochenende etwas zu viele Geschenke gemacht. Gestern habe ich ihm die Bahn freigeräumt und heute einen schönen Windschatten gegeben. Hoffentlich bekomme ich was vom Kuchen ab!"

DTM Monza: Sonntags-Rennen als Zusammenfassung (02:54 Min.)

Etwas unter dem Radar fahrend sicherte sich Lucas Auer den dritten Rang auf dem Treppchen, auch wegen eines sehr frühen Boxenstopps auf einen weiteren Satz neue Reifen. Der Mercedes-Pilot aus dem Winward-Team, der wie seine sechs Markenkollegen am Sonntag 25 Kilogramm hatte zuladen müssen, hielt sich vom siebten Startplatz schadlos und machte seinen 13. Podestplatz in der DTM perfekt.

"Heute haben wir gutgemacht, was gestern schief gegangen ist. Aber das war sehr schwierig. Denn Audi und BMW waren heute auf einem anderen Level. Aber wir hatten eine tolle Strategie, kamen früher an die Box, und haben auch noch einen neuen Reifensatz gehabt. Deshalb habe ich auch den massiven Undercut ziehen können", wie es der Österreicher erklärte.

Van der Linde ließ den Sieg im Königlichen Park zu Monza zu keinem Zeitpunkt anbrennen. Nach dem Start von der Pole konnte sich Audis GT3-Ass zügig einen Vorsprung herausarbeiten, während es hinter ihm heiß zuging: Müller mischte gegen den Zweitplatzierten Liam Lawson und Sheldon van der Linde (von Startplatz drei) kräftig beim Kampf um den zweiten Platz mit.

Während Samstagssieger Lawson Plätze verlor und nach einem Kontakt mit dem T3-Lamborghini von Esteban Muth weit zurückfiel (P14 am Ende), profitierte Rosberg-Pilot Müller von der Boxenstoppphase. Der zu diesem Zeitpunkt auf P2 liegende Sheldon van der Linde musste bei der Boxenausfahrt kampflos mitansehen, wie Müller per Undercut überholte und den zweiten Platz bis zum Rennende nach 28 Runden nicht mehr abgab.

Während van der Linde als Vierter das Podest und damit ein Podiumstreffen mit Bruder Kelvin knapp verpasste, zeigte Marco Wittmann ab der Rennmitte eine starke Aufholjagd. Der von Platz elf gestartete zweifache DTM-Champion kämpfte sich mit seinem Walkenhorst-BMW immer weiter nach vorne und wurde schließlich mit Punkten für den fünften Platz belohnt.

Philip Ellis (Winward-Mercedes) holte nach dem frühen Ausfall am Samstag diesmal seine ersten Punkte in der DTM. Der frühere Formel-1-Fahrer Alex Albon (AF Corse Ferrari) - am Vortag Vierter - punktete mit P7 und trotz 30 Kilo Zusatzgewicht erneut bei seinem DTM-Debüt. Mike Rockenfeller (Abt-Audi), Esteban Muth (T3-Lamborghini) und Maximilian Götz (HRT-Mercedes) komplettierten die Top-10.

Die beiden Damen im Starterfeld, Sophia Flörsch (Abt-Audi) und Esmee Hawkey (T3-Lamborghini) überquerten die Ziellinie auf den Plätzen 16 und 17. Mit Timo Glock (ROWE-BMW) und Arjun Maini (GetSpeed-Mercedes) fielen zwei Fahrer vorzeitig aus.

DTM Monza: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Kelvin van der Linde bekam erst ein Geburtstagsständchen in der Abt-Box, anschließend beschenkte sich der Audi-Pilot selbst mit seiner ersten Pole Position in der DTM. Beinahe wäre es zum Brüderduell in Startreihe eins gekommen: Kelvins jüngerer Bruder Sheldon führte seinen ROWE-BMW auf den dritten Startplatz hinter Samstagssieger Liam Lawson (AF Corse Ferrari). Nico Müller (Rosberg-Audi) und Esteban Muth (T3-Lamborghini) folgten auf den Startplätzen vier und fünf. Bestplatzierter Mercedes-Fahrer war Samstags-Polesetter Vincent Abril (HRT-Mercedes) als Sechster.

Das Wetter: Nach dem Qualifying (24 Grad) nahmen die Temperaturen zum Rennstart um 13:30 Uhr weiter zu. Knapp 30 Grad Lufttemperatur (Strecke: 43 Grad) und Sonnenschein herrschten zur Mittagszeit im Königlichen Park zu Monza.

Der Start: Geburtstagskind Kelvin van der Linde verwaltete die Pole Position durch die erste Runde nach dem fliegenden Rennstart in Formationsreihen. Dahinter ging es vor allem beim Kampf um den zweiten Platz heiß her. In einem Dreierduell zwischen Samstagssieger Liam Lawson, Sheldon van der Linde und Nico Müller hatte zunächst der Audi-Pilot die Nase vorn. Van der Linde im BMW steckte aber nicht zurück und übernahm die zweite Position mit zwei Sekunden Rückstand auf einen Bruder. Lawson fiel zurück und musste sich gegen den Fünftplatzierten Esteban Muth im T3-Lamborghini verteidigen. Bei einem Kontakt in der dritten Runde drehte sich der Ferrari-Youngster und fiel zurück.

Die Boxenstopps: Bereits in der sechsten Runde wurde es hektisch in der Boxengasse: Nacheinander bogen Lucas Auer (Winward-Mercedes), Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW), Daniel Juncadella (GruppeM-Mercedes), Maximilian Götz (HRT-Mercedes), Arjun Maini (GetSpeed-Mercedes), Maxi Buhk (Mücke-Mercedes) und Timo Glock (ROWE-BMW) zum Pflicht-Reifenwechsel ab.

Einen Umlauf später folgten Liam Lawson (AF Corse Ferrari), Dev Gore (Rosberg-Audi), Vincent Abril (HRT-Mercedes) und Mike Rockenfeller (Abt-Audi). Auf Platz drei liegend steuerte Nico Müller in Runde 8 die Rosberg-Box an und ließ neue Michelin-Reifen aufziehen. Streckengegner Sheldon van der Linde folgte eine Runde später und musste bei der Boxenausfahrt kampflos mitansehen, wie Müller vorbeizog.

Spitzenreiter Kelvin van der Linde und Esteban Muth absolvierten ihren Pflicht-Boxenstopp in Runde 10. Während der Audi-Pilot die Führung vor Müller, Auer und Bruder Sheldon behielt, fiel Muth im Feld bis auf den siebten Platz zurück. Sophia Flörsch ließ als letzte Pilotin im Feld neue Reifen aufziehen und legte damit wie am Samstag einen vergleichsweise späten Boxenstopp an der Abt-Box ein.

Die Ausfälle: Arjun Maini (GetSpeed) sah die Zielflagge bei seinem zweiten DTM-Rennen nicht. Der erste Inder in der Geschichte der Rennserie musste seine Mercedes-AMG GT3 vermutlich wegen eines technischen Problems vorzeitig in der Garage parken. Timo Glock fiel ebenfalls aus, nachdem er sich schon in der Startphase einen Schaden an der Lenkung seines ROWE-BMW zugezogen hatte.