Pole Position zum Geburtstag! Kelvin van der Linde hat sich beim Sonntags-Qualifying der DTM in Monza selbst zum 25. Ehrentag beschenkt. Dem Ständchen in der Abt-Box folgte der erste Startplatz für den Audi-Piloten beim Saisonauftakt in Italien. Beinahe wäre es sogar zum Brüderduell in Startreihe eins gekommen: Der zwei Jahre jüngere Sheldon van der Linde führte seinen ROWE-BMW auf den dritten Startplatz.

Zwischen die beiden in Kempten lebenden van der Lindes quetschte sich Liam Lawson (AF Corse), der das Auftaktrennen am Samstag gewonnen und Ferrari den ersten Sieg in der DTM beim Heimspiel beschert hatte. Der jüngste Sieger der DTM-Geschichte muss wegen Platz 1 am Samstag per Reglement im heutigen Rennen 25 Kilo Fahrer-Erfolgsballast zuladen.

"Einfach ein Traum-Job vom Team! Das Auto war auf den Millimeter perfekt und die Runde haben wir gut getroffen. Aber das waren erst 20 Prozent vom Job, jetzt müssen wir im Rennen liefern", sagte van der Linde, der Bruder Sheldon kurz vor dem Qualifying aufgefordert hatte, "mal ein bisschen Gas zu geben". Ob Kelvin das angesichts der jetzigen Ausgangslage immer noch denkt? "Sheldon: "Er hat die Pole voll verdient."

Mit dem zweifachen DTM-Vizemeister Nico Müller (Rosberg) auf P4 gelang einem weiteren Audi-Piloten der Sprung in die Top-4 der Startaufstellung. Der junge Belgier Esteban Muth konnte mit seinem T3-Lamborghini erneut überzeugen und zum zweiten Mal in Folge den fünften Startplatz erobern.

Mercedes tut sich 'schwerer' - Abril klemmt der Schuh

Und wo waren die Mercedes, die am Samstag noch eine Vierfach-Pole im Qualifying errungen hatten, und für den Sonntag an BoP-Gewicht zuladen mussten? Samstags-Spitzenreiter Vincent Abril kam als erneut bestplatzierter Sternfahrer nicht über den sechsten Platz hinaus. Dem HRT-Piloten und Zweitplatzierten des Samstagsrennens fehlten 0,248 Sekunden auf van der Lindes Pole-Zeit.

Am Samstag kam Abril ein Eichhörnchen in die Quere - diesmal war es die Einlegesohle seines Bremsschuhs, die während des Qualifyings verrutschte und dem schnellen Franzosen das Gefühl im Fuß nahm. Abril muss sich nicht nur mit dem Mehrgewicht für alle Mercedes-AMG GT3 herumplagen, sondern kassiert im Rennen wegen den zweiten Platzes am Samstag noch einmal 18 Kilogramm obendrauf.

Abril: "Mit dem Zusatzgewicht fühlte es sich nicht so toll an. Aber es ist, wie es ist. Wir müssen über die Saison versuchen, immer zu punkten, wenn es möglich ist. Und Schadensbegrenzung betreiben, wenn es nicht möglich ist. Ich hoffe auf ein sauberes Rennen mit noch mehr Erfolgsballast."

DTM 2021 Monza: Samstagsrennen als Zusammenfassung: (02:56 Min.)

Hundertstel-Kampf um die Monza-Pole

Van der Linde stellte die Bestzeit schon während der ersten Runs der 20-minütigen Session auf. Bei kühleren Temperaturen als in den vorangegangenen Tagen (Luft: 24 Grad, Strecke: 29 Grad) und bewölktem Himmel benötigte van der Linde 1:46.604 Minuten für seine beste Runde. Lawson fehlten am Ende 0,079 Sekunden.

Mercedes fiel diesmal nur die Verfolgerrolle zu. Abril, Lucas Auer (Winward), Maximilian Götz (HRT), Daniel Juncadella (GruppeM) und Philip Ellis (Winward) belegten die Plätze sechs bis zehn im Qualifying. Ex-Formel-1-Fahrer Alex Albon, Lawsons Teamkollege, wurde Zwölfter. Ein Audi-Trio war auf den letzten drei Plätzen zu finden: Mike Rockenfeller, Dev Gore und Sophia Flörsch. Die Top-17 lagen innerhalb einer Sekunde. "Ich bin ein bisschen sprachlos", sagte Rockenfeller. "Mit der geänderten BoP sollten wir eigentlich besser sein, aber bei mir ging gar nichts."

DTM Monza: So lief die erste Qualifying-Hälfte

Nach den ersten Runs lagen drei Audi auf den vorderen vier Plätzen. Kelvin van der Linde führte das Klassement mit einer 1:46.604 (Bestzeit in allen Sektoren) an. Dem Südafrikaner folgten Nico Müller und Mike Rockenfeller im Abstand von einer halben bzw. fast einer Sekunde.

Philip Ellis belegte vor Sophia Flörsch in einem weiteren Audi den vierten Platz. Sieben Fahrer hatten bis zur Halbzeit des Qualifyings noch keine gezeitete Runde absolviert, darunter alle drei BMW von Marco Wittmann, Timo Glock und Sheldon van der Linde.

Mercedes und Ferrari müssen zuladen

Nach dem Samstagsrennen erhielten alle sieben Mercedes-AMG GT3 im Feld laut Sat.1-Angaben ein Zusatzgewicht von 25 Kilogramm. Die beiden Ferrari mussten sogar 30 Kilo zuladen. "Das kann rund vier Zehntel hier in Monza auf einer Runde ausmachen", erklärte Sat.1-Experte Martin Tomczyk. Auch bei BMW soll es nach dem schweren Auftakt Erleichterungen mittels der Balance of Performance gegeben haben.

Mögliche weitere Anpassungen waren zunächst nicht bekannt. Warum die DTM bislang keine öffentlich einsehbaren Einstufungen kommuniziert hat und was hinter der viel kritisierten Geheimniskrämerei steckt, hat Gerhard Berger am Samstagabend bei Motorsport-Magazin.com erklärt: