Die DTM setzt 2021 eine Balance of Performance (BoP) ein, um die unterschiedlichen Fahrzeuge in der ersten Saison mit GT3-Rennwagen anzugleichen. Bereits seit längerem war bekannt, dass die DTM-Dachorganisation ITR die Einstufung wie in der DTM Trophy selbst übernehmen wird. Nun hat die Rennserie mit AVL Racing einen Partner vorgestellt, der sie dabei unterstützt.

AVL ist in Graz (Österreich) ansässig und mit seinen über 11.000 Mitarbeitern weltweit in der Automobilbranche tätig. Viele Aufgabenbereiche sind im Motorsport angesiedelt. Der Automobildienstleister ist in Projekte in 15 Rennserien involviert, unter anderem in der Formel 1, in der MotoGP und in der NASCAR. In den vergangenen Jahrzehnten erarbeitete sich das Unternehmen insbesondere in den Bereichen Antriebsstrangentwicklung, Fahrzeugsimulation, Prüfstände und Prototypenherstellung eine technische Expertise.

BoP entsteht nicht auf der Rennstrecke

Um die Performance der Fahrzeuge und eine BoP zu berechnen, setzt AVL eine eigene Software mit dem Namen Vehicle Simulation Model (VSM) Race ein. Sie ist mittels Cloud-Computing in der Lage, zwischen zwei Trainingssessions bis zu 100.000 Runden zu simulieren. So kann die Performance unterschiedlicher Fahrzeug-Konzepte wie Front-, Mittel- und Heckmotor sowie verschiedener Motorenvarianten - Acht- oder Zehnzylinder, Turbo- oder Saugmotor - angeglichen werden, um ein enges Teilnehmerfeld zu kreieren. Nach aktuellem Stand ist in der DTM-Saison 2021 der Einsatz von GT3-Fahrzeugen der Hersteller Audi, BMW, Mercedes, Ferrari und McLaren vorgesehen.

Die gemeinsame BoP von ITR und AVL basiert azf virtuell simulierten Runden. Damit unterscheidet sich die Herangehensweise von jener in anderen Rennserien. Dort werden auch Erkenntnisse realer Testfahrten berücksichtigt. Durch die Simulation ist es möglich, äußere Einflüsse wie das Wetter und die Streckenbeschaffenheit bei der Berechnung einer Basis-BoP auszuschließen. Jedoch werden diese Faktoren bei der Erstellung der streckenabhängigen BoP berücksichtigt, da die Temperatur und der Umgebungsluftdruck einen relevanten Einfluss auf die Motorleistung haben, ebenso wie das tatsächliche Haftungsniveau von unterschiedlichen Fahrzeugen ungleich genutzt werden kann. Dabei werden ein großer Datenbestand und eigene Daten aus Testfahrten, Trainings und Rennen der DTM-Saison verwendet.

Unlängst baute AVL seine DTM-Expertise aus. Ellen Lohr ist seit diesem Jahr Motorsport-Direktorin beim österreichischen Automobil- und Motorsportdienstleister. "Seit mittlerweile 20 Jahren arbeitet AVL mit der Software VSM Race daran, verschiedene Fahrzeug- und Antriebssysteme miteinander zu vergleichen", sagt die bislang einzige Siegerin eines DTM-Rennens. "Unser Anspruch ist es, mit unseren Ingenieuren und zusammen mit der ITR eine effektive BoP als Fundament für spannenden Motorsport zu erstellen."

DTM und AVL beschreiten neue Wege

Michael Resl, DTM Director Competition und Technology, sagt: "Wir haben uns für AVL entschieden, weil das Unternehmen über Dekaden an Erfahrung verfügt, über jahrelang optimierte Systeme und erfahrenes Personal, auch aus dem GT3-Rennsport. Gemeinsam gehen wir einen neuen Weg mit einer technisch vereinheitlichten, umfassenden Simulation, mit virtuellen Rennwagen und virtuellen Rennfahrern, die zu einer möglichst einheitlichen Performance der DTM-Fahrzeuge führt." Resl war selbst bei AVL tätig, ehe er im vergangenen Jahr den Posten bei der ITR übernahm.

Während andere GT3-Rennserien wie das ADAC GT Masters und die diversen Ableger der GT World Challenge auf eine BoP der Stephane Ratel Organisation (SRO) vertrauen, schloss die ITR die Zusammenarbeit schon im vergangenen Jahr aus. Sie entwickelte in der ersten Saison der DTM Trophy für GT4-Fahrzeuge ein eigenes System zur Fahrzeugeinstufung.