Auf der Rennstrecke blieben sie hinter den eigenen Erwartungen zurück, abseits der Piste lieferten sie die große Show: Mike Rockenfeller und Loic Duval aus dem Audi Sport Team Phoenix. Virtuelle Mediengespräche mit den beiden DTM-Haudegen zählten besonders in der zweiten Saisonhälfte 2020 zu Pflichtterminen für Journalisten.

In Zeiten der Corona-Krise und stark eingeschränkten Möglichkeiten der Berichterstattung lieferten Rockenfeller und Duval den anwesenden Medienvertretern bei Zoom-Konferenzen mit authentischen und knackigen Aussagen eine Schlagzeile nach der anderen!

Der 191-fache DTM-Starter Rockenfeller war ohnehin nie bekannt dafür, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Bei heiklen Themen war Rocky eine der ersten Anlaufstellen für Medienvertreter. Auch Phoenix-Teamkollege Duval taute zuletzt immer mehr auf und verkörperte ebenso, was sich Fans und Journalisten wünschen: Rennfahrer, die Klartext reden.

Besonders Duval lief zum Ende seiner DTM-Zeit zur Bestform auf. Kein Interesse an einer DTM mit GT3-Autos, kein Verständnis für den politischen Zwist zwischen DTM und ADAC GT Masters oder seine ungeschönte Ansicht zum Fahren eines Formel-E-Autos: Der 38-jährige Le-Mans-Sieger war selten um offene Worte verlegen.

Duval: Irgendwann wird es langweilig

"Irgendwann wird es langweilig, wenn alle die gleichen Antworten geben", sagte Duval, der nebenbei im französischen Fernsehen als Motorsport-Experte auftritt. "Alle wollen so professionell wie möglich antworten, aber manche Leute mögen das nicht. Ich fühle, dass es jetzt an der Zeit ist, glücklich mit mir selbst zu sein."

Duval hatte schon früh kein Geheimnis daraus gemacht, dass ihn das Fahren eines GT3-Autos in der DTM mit vergleichsweise wenig Abtrieb nicht allzu sehr reizt. Im Herbst seiner Rennsportkarriere kehrt er zurück in den Prototypen-Sport. Eine Kategorie, die auch Rockenfeller seit Jahren am Herzen liegt. Beim 24-Stunden-Rennen in Daytona Anfang 2021 startet mit dem Star-Ensemble um Jimmie Johnson, Simon Pagenaud und Kamui Kobayashi in einem Cadillac DPi von Action Express.

Mike Rockenfeller und Loic Duval mit Phoenix-Teamchef Ernst Moser, Foto: Audi Communications Motorsport
Mike Rockenfeller und Loic Duval mit Phoenix-Teamchef Ernst Moser, Foto: Audi Communications Motorsport

Rockenfeller: Uns wurde gesagt, was wir erzählen dürfen und was nicht

Rockenfeller zählte seit seinem DTM-Debüt 2007 nicht nur wegen sportlicher Erfolge wie dem Titelgewinn 2013 zu den prägenden Gesichtern der Serie. Bei aller Professionalität verkörperte der Familienmensch stets eine Authentizität, die den Fans gefiel. Dabei durchlief auch Rockenfeller den Reifeprozess, mit dem junge Rennfahrer heute konfrontiert - und von PR-Menschen flankiert - sind.

Rocky am Rande des DTM-Finales in Hockenheim: "Wenn du jünger bist, ist es ein bisschen schwieriger. Viele Jahre wurde uns gesagt, was wir erzählen dürfen und was nicht. In den letzten vier, fünf Jahren hat es sich bei Audi allerdings geändert. Uns wurde gesagt, dass wir offen sein sollen. Die Fans mögen ja Persönlichkeiten, mit denen sie sich identifizieren können."

BMW-Fahrer mehrfach wortkarg und lustlos

Auch Journalisten wussten Rockenfellers und Duvals Engagement 2020 in den virtuellen Medienrunden - die nicht ansatzweise an ein direktes Gespräch heranreichen, aber zumindest eine Alternative bieten - zu schätzen.

Dabei wäre es aus menschlicher Sicht verständlich gewesen, wenn sich das Phoenix-Duo angesichts der sportlichen Leistungen ähnlich wortkarg und teilweise sogar lustlos präsentiert hätte wie einige BMW-Fahrer in den virtuellen Medien-Meetings an den Rennwochenenden.

Weder Rockenfeller und Duval (P4 und P7 in der Gesamtwertung), noch die komplette BMW-Mannschaft hatten etwas in der Meisterschaft zu melden, aber die Auftritte vor den Journalisten - die nun einmal zum Job eines Werksfahrers gehören - waren oft wie Licht und Schatten.

Profis mit Charakter: Mike Rockenfeller und Loic Duval, Foto: Audi Communications Motorsport
Profis mit Charakter: Mike Rockenfeller und Loic Duval, Foto: Audi Communications Motorsport

DTM: Überschaubares Medieninteresse

Dabei hätte eigentlich allen DTM-Fahrern daran gelegen sein müssen, mit spannenden Aussagen auch in der Berichterstattung berücksichtigt zu werden. Denn bei allen Bekundungen seitens der DTM, dass die "Saison 2020 weltweit ein Renner" (Überschrift einer kürzlichen ITR-Pressemitteilung) gewesen sei, ließen die höchst überschaubaren Teilnehmerzahlen der Medien bei den virtuellen Interview-Runden nach einem jeden Rennen auf ein anderes Bild schließen.

Möglicherweise wäre hier der Zuspruch größer gewesen, wenn sich alle Piloten so präsentiert hätten wie die Herren Rockenfeller und Duval. Genau solche Charaktere braucht jetzt der alleinige ITR-Boss Gerhard Berger, wenn er mit seiner GT3-DTM Erfolg haben will.