DTM-Saison und Class-1-Ära beendet, Meisterschaft entschieden, jetzt darf ausgepackt werden. Rene Rast hat nach dem Gewinn seines dritten Titels erstmals verraten, welchen Trick er benutzt, um sich bei den wichtigen Rennstarts einen Vorteil zu verschaffen. Das Geheimnis liegt tatsächlich in einer eingeritzten Kerbe auf seinem linken Schuh!

Diese kleine Einbuchtung nutzte Rast seit 2019, um das knifflige Start-Prozedere so optimal und vor allem wiederholbar wie möglich zu absolvieren. Da in den aktuellen Turbo-Autos die frühere automatische Vorspannung nicht mehr erlaubt ist, kommt es viel mehr auf den sensiblen Fuß des Fahrers an. Rast nutzte hierbei seinen Schuh als Orientierungspunkt.

"Wir mussten etwas finden, wie wir einen Start immer und immer wieder replizieren können", erklärte Rast nach seinem 24. DTM-Sieg in Hockenheim. "Ich habe das Auto nicht vorgespannt. Andere Fahrer machen das. Die stehen mit einem Teil ihres rechten Fußes auf der Bremse und mit dem anderen auf dem Gas. Der linke Fuß ruht auf der Kupplung. Das hat für mich aber nie funktioniert."

Stattdessen stand Rast mit dem rechten Fuß komplett auf dem Gaspedal und mit dem anderen auf der Kupplung. Dabei winkelte er den linken Fuß leicht an, sodass eine Hälfte davon unter dem Bremspedal in der Mitte platziert war. Rast: "Ich war voll auf der Kupplung und wenn die Ampeln ausgingen, ließ ich meinen linken Fuß los, bis quasi die andere Hälfte meines Fußes das Bremspedal von hinten berührte. So hatte ich immer sehr konstante Starts."

Schuh-Kerbe als Anker

Dazu diente die Einkerbung im linken Schuh quasi als Anker für das Bremspedal, damit er die Kupplung nicht zu weit kommen lässt. "In meinem Schuh ist eine kleine Kerbe. Und zwar da, wo der Schuh vom Bremspedal berührt wurde. So konnte ich immer die gleiche Stelle auf meinem Bremspedal treffen", verriet Audis neuer DTM-Rekordsieger.

Dass dieser Trick nicht immer perfekt aufgeht, zeigten allerdings seine beiden Starts beim Finale in Hockenheim. Am Sonntag wurde Rast wenige Meter nach dem Start von Mike Rockenfeller geschnappt und verlor zunächst die Führung. Rast: "Wenn der Grip hoch ist, war es meist perfekt. Aber wie wir heute gesehen haben, klappt es nie zu 100 Prozent."

Es dauerte eine Weile, bis Rast der Trick in den Sinn kam. Erstmals nutzte er den Kerben-Clou 2019 beim Rennwochenende auf dem Norisring - und vergeigte es gleich, als er das Auto beim Start abwürgte. Doch der Audi-Star ließ sich nicht beirren und verfeinerte das Prozedere immer weiter mit seinem Rosberg-Team. "Seitdem haben wir das Kupplungspedal und die Kupplung an meine Bedürfnisse angepasst", erklärte Rast.

So lief der DTM-Start früher

Zur Erklärung: Bis einschließlich 2018 halfen zahlreiche elektronische Hilfen den Fahrern beim Start kräftig unter die Arme. Der frühere Vorgang im Schnelldurchlauf: Bremse durchtreten, Brake-Knopf am Lenkrad drücken und halten, Kupplung drücken, Bremsventil-Kippschalter betätigen, Fuß vom Bremspedal nehmen, Gaspedal treten, optimalen Schleifpunkt suchen, Ampel geht aus, Brake-Knopf loslassen - und los geht's.

Die Möglichkeit, das Bremsventil mittels Kippschalter vorab zu sperren und dadurch den jeweiligen Bremsdruck im Auto zu konservieren, bestand mit den Turbo-Boliden nicht mehr. Heißt: Wenn ein Fahrer während des Gasgebens vor dem Start zu früh die Kupplung kommen lässt, fährt das Auto automatisch los - der Frühstart ist perfekt. Bei Rasts waren es oftmals in der Karriere die kleinen Tricks und Kniffe, die ihm einen Vorteil einbrachten - so auch in der DTM, in deren Geschichtsbücher er nun als zweiterfolgreichster Fahrer zusammen mit Klaus Ludwig eingeht.