Hobbymeisterschaft. Ein Wort, das großen Wirbel in der angeschlagenen deutschen Motorsportszene ausgelöst hat. Gefallen mehrfach aus dem Mund von Gerhard Berger. Der Adressat: das ADAC GT Masters, die 2007 gegründete und weltweit stärkste nationale GT3-Plattform der Welt.

Ob sich der ITR-Vorsitzende Berger mit dieser Formulierung in Krisenzeiten einen Gefallen getan hat? Die DTM in ihrer jetzigen Form ist tot, für Hoffnung sorgt nur die Schaffung einer neuen GT3-Plattform, um das Überleben der Dachorganisation ITR über 2020 hinaus zu sichern.

Berger wird seit vielen Jahren für seine Offenheit geschätzt, einer, der auch mal Tacheles redet. Diesmal ist er übers Ziel hinausgeschossen, in derartiger Form über die gesunde Rennserie des ADAC, dem finanzstarken und zweitgrößten Automobilklub der Welt, zu sprechen.

Das Tischtuch mit ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk ist ohnehin zerschnitten, an eine Zusammenarbeit - die sich viele in der Szene dringlichst gewünscht hätten - ist nicht zu denken. Zu groß das Kompetenzgerangel der beiden Alphatiere mit Siegermentalität.

Mit einer GT3-Serie, in der werksunterstützte Teams mit reinen Profi-Fahrern Rennen im Sprintformat gegeneinander austragen, will Berger zwangsweise eine Nach-Class-1-Ära einleiten, um darauf aufbauend die mittel- und langfristige Zukunft der ITR zu sichern.

Namhafte Teams haben früh Interesse geäußert und das Konzept hat durchaus seinen Charme. Wer für die Kosten aufkommen soll in einem Bereich, in dem die Hersteller üblicherweise Geld verdienen, ist unterdessen nicht klar.

Wie schwierig dieser Akt ist, hat die DTM selbst prominent gezeigt. In mehr als zwei Jahren ist es nicht gelungen, weitere Kundenteams neben WRT und ART Grand Prix an Bord des Starterfeldes zu lotsen. Dass es viele Interessierten nicht schafften, zwei bis drei Millionen pro Kundenauto zu sammeln und am Ende Audi und BMW kräftig unter die Arme greifen mussten, spricht für sich.

Ja, GT3 ist günstiger als Class-1-Autos, deren Entwicklung rund 80 Millionen Euro gekostet haben soll. Warum seit 2006 niemand eine GT3-Plattform ausschließlich mit Profi-Teams- und -Fahrern aufgebaut hat, spricht für sich. Die Autos passen nicht in dieses Konzept, das sich über Kundensportmodelle selbst tragen kann. Davon einmal abgesehen: Zeiten, in denen "Bäckermeister oder Metzger" (O-Ton Berger) das Erscheinungsbild einer Rennserie wie dem ADAC GT Masters prägten, sind längst vorbei.

Dieses Jahr starten rund 30 Fahrer mit Platin- oder Goldstatus in der ADAC-Serie, 19 davon mit einer Herstellerverbindung. Kann man eine Rennserie, in der ehemalige DTM-Fahrer wie Maro Engel, Maximilian Götz oder Joel Eriksson sowie Teams wie WRT antreten, als eine Hobbymeisterschaft bezeichnen? Noch dazu, wenn ein Viertel der nur noch 16 Fahrer des 'eigenen' Starterfeldes bislang keine größeren Erfolge erzielt hat?

Mit Herstellern oder Teams habe Berger über die Profi-GT3 noch nicht gesprochen. Zunächst nahm er Audi und BMW als Mitglieder der ITR in die Pflicht, über die Zukunft zu entscheiden. Das ist sein gutes Recht. Zu lange tanzten die Hersteller dem engagierten Österreicher in der DTM auf der Nase herum. Die Ausstiege von Mercedes und Audi waren Enttäuschungen für den Mann, der 2017 mit guten Ideen und einem Konzept für die langfristige Zukunft angetreten war, um der DTM zurück zu altem Glanz zu verhelfen.

Eine baldige Entscheidung wäre wünschenswert, der monatelange Eiertanz seit dem am 27. April verkündeten Audi-Ausstieg über die Zukunft der Plattform sorgt nur noch für Kopfschütteln und rückt alle Involvierten nicht ins beste Licht.

Ein zweites Ende nach 1996 wäre traurig für die DTM, die in der Vergangenheit mehrfach dank tatkräftiger Unterstützung und dem Zusammenhalt von Machern wie Hans Werner Aufrecht oder Norbert Haug dem Tod von der Schippe gesprungen ist.