Die DTM geht hart gegen mögliche Teamorder in der Saison 2020 vor. Erst einen Tag vor dem Saisonauftakt in Spa-Francorchamps (Samstag, 13:30 Uhr live bei Sat.1) veröffentlichte die DTM-Dachorganisation ITR das Sportliche Reglement 2020 - darin findet sich ein äußerst spannender Passus.

Laut Artikel 20.2 drohen den Herstellern Audi und BMW respektive den Privatteams WRT-Audi und ART-BMW satte 250.000 Euro Geldstrafe für den Fall, dass eine Stallregie ausgegeben wird. Einen solch hohen Strafbetrag hat es in der über 30-jährigen Geschichte der Tourenwagenserie bisher nicht gegeben.

Konkret heißt es im Reglement: "Vereinbarungen zwischen Herstellern bzw. Bewerbern (Teams) und Fahrern, die vorsehen, dass der Hersteller bzw. Bewerber dem Fahrer für sein Verhalten während eines Qualifyings oder Rennens direkte oder indirekte Weisungen erteilen kann, die den Fahrer im sportlichen Wettbewerb beschränken, sind verboten. Bei Verstößen kann gegen den Hersteller bzw. Bewerber eine Geldstrafe von 250.000 Euro verhängt werden."

Dieser Artikel wurde nach Informationen von Motorsport-Magazin.com vor der Veröffentlichung mehrfach überarbeitet und angepasst. Die konkrete Geldstrafe soll ihren Weg erst relativ spät ins Reglement gefunden haben. Hierdurch scheinen die Verantwortlichen eine Bestrafung gefunden zu haben, die im Falle eines Verstoßes richtig wehtun soll.

"Es ist eine gute Entscheidung, die Teamorder zu verbieten", sagte der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann am Freitag. "Wir haben gesehen, dass es manchmal zu offensichtlich war. Für die Zuschauer ist das nicht schön. Ich kann die Hersteller verstehen, aber wir fahren für die Fans und die wollen das nicht sehen. Mal schauen, wie es jetzt läuft. Zu Beginn einer Saison herrscht ohnehin freies Fahren und jeder darf gewinnen."

Bereits vor der Saison hatte DTM-Boss Gerhard Berger angekündigt, in diesem Jahr härter gegen Stallregie - die bis 2019 per Reglement wie in den meisten Rennserien nicht verboten war - vorgehen zu wollen und die Fahrer zu schützen.

"Wir haben das Reglement ein bisschen verschärft, da mir letztes Jahr im Magen gelegen ist, dass es keine klare Anweisung gibt, Teamorder nur dann zu akzeptieren, wenn ein Fahrer sie von selbst entscheidet", sagte der Österreicher.

Unterstützung innerhalb der Marken oder Teams soll es auch in Zukunft geben - das gehört zur DTM mit ihren wenigen Herstellern, die viele Autos einsetzen seit jeher dazu - aber nur, wenn sich die Fahrer selbst dazu entscheiden. Eine Anweisung vom Team oder Absprachen im Vorfeld sollen hingegen hart bestraft werden.

Der frühere Formel-1-Fahrer Berger: "Das kann der Fahrer selbst kontrollieren. Wenn ein Fahrer solche Maßnahmen macht und nachher der Meinung ist: 'Ich habe das unter Zwang meines Teams gemacht', dann ist das regelwidrig. Wenn er das selbst entscheidet, dann entscheidet er das selbst."

Schon 2008 tauchte im Sportlichen Reglement der DTM ein neuer Passus auf mit dem Inhalt: "Stallregie (Teamorder), die das Rennergebnis verfälscht, ist verboten." Dadurch sollte eine Verzerrung des Wettbewerbes verhindert werden.

Seit 2013 wurde die Teamorder in der DTM ganz offiziell wieder erlaubt. Damit war sie die letzte Serie im professionellen Motorsport, die auf ein solches Verbot verzichtete und damit gleichzeitig den Empfehlungen des Motorsportweltverbendes FIA folgte. In der Formel 1 wurde der Teamorder-Paragraph 2010 abgeschafft.