Genau 300 Tage seit dem letzten Rennen auf dem Hockenheimring startet die DTM an diesem Wochenende (01./02. August) mit Corona-Verspätung in die Saison 2020. Spa-Francorchamps bildet den Auftakt der mit 100 Tagen kürzesten Saison in der Geschichte der Tourenwagenserie. Die Zukunft bleibt nach dem angekündigten Ausstieg von Audi ungewiss - bekannt sind hingegen einige Neuerungen. Motorsport-Magazin.com stellt alle Neuheiten zur Saison 2020 vor.
DTM 2020: Die Fahrer
Im überschaubaren Starterfeld aus 16 Fahrern - die DTM selbst bezeichnet es mit dem Motto 'Klasse statt Masse' - finden sich in diesem Jahr drei neue Gesichter. Robert Kubica, Harrison Newey und Fabio Scherer stehen vor ihrem Debüt in der DTM. Alle drei Piloten treten für die beiden Privatteams ART Grand Prix (BMW) und WRT (Audi) an.
Der frühere Formel-1-Fahrer Kubica ist der neue Star der DTM. Aufgrund mangelnder Erfahrung in einem Tourenwagen betrachtet der Pole die ersten Rennwochenenden als Lernphase. Platzierungen in den Punkterängen mit dem BMW M4 seien zunächst das Ziel, gab Kubica aus. Als einziger Fahrer im Feld muss er auf einen Teamkollegen verzichten, kann sich aber an den Datensätzen der BMW-Werksteams bedienen.
Mit Harrison Newey tritt ein weiterer berühmter Name in die DTM-Welt ein. Das Audi-Kundenteam WRT hat den jungen Briten und Sohn von Formel-1-Designer Adrian Newey erst kurz vor dem Saisonstart als Neuzugang bekanntgegeben. Newey tritt die Nachfolge des eigentlich eingeplanten Ed Jones an, der aus bislang unbekannten Gründen passen musste und bereits die Testfahrten auf dem Nürburgring ausließ.
Das belgische WRT-Team setzt in seiner zweiten DTM-Saison weiter auf das Konzept der 'Jungen Wilden'. Neben Newey steht der Schweizer Fabio Scherer vor seiner Premiere in der Tourenwagenserie. Mit Ferdinand Habsburg erhalten sie einen Teamkollegen, der zumindest auf ein Jahr Erfahrung mit dem Aussteiger-Team R-Motorsport zurückblickt.
Während Audi in der dritten aufeinanderfolgenden Saison auf die gleiche Kaderzusammenstellung setzt, gibt es bei BMW zwei Änderungen. Lucas Auer kehrt nach einem Jahr in der japanischen Super Formula zurück in die DTM und startet erstmals in einem Class-1-Rennwagen sowie für den Autobauer aus München. Der Neffe von DTM-Boss Gerhard Berger blickt auf 73 Rennen, vier Siege und zehn Podestplätze mit Mercedes zurück. Zudem wechselt mit Jonathan Aberdein die Rookie-Überraschung der Saison 2019 vom Audi-Team WRT zu BMW.
DTM-Starterfeld 2020
Audi | BMW | WRT Team Audi Sport | Orlen Team ART |
---|---|---|---|
Rene Rast #33 | Marco Wittmann #11 | Fabio Scherer #13 | Robert Kubica #8 |
Nico Müller #51 | Philipp Eng #25 | Harrison Newey #10 | |
Mike Rockenfeller #99 | Timo Glock #16 | Ferdinand Habsburg #62 | |
Robin Frijns #4 | Sheldon van der Linde #31 | ||
Loic Duval #28 | Lucas Auer #22 | ||
Jamie Green #53 | Jonathan Aberdein #27 |
DTM 2020: Die Technikneuheiten
Zur Saison 2020 wird das DTM-Reglement beim Motor etwas angepasst. Die Leistung wird im Vergleich zu 2019 um etwa fünf Prozent reduziert. Audi gibt die Stärke seines Turbo-Motors nun mit 580 PS an, im Vorjahr waren es 610. BMW spricht von 570 Pferdestärken.
Die leichte Reduzierung der Grundleistung wird durch einen Eingriff in die reglementbedingte Durchflussbegrenzung des Kraftstoffs (Superplus mit 102 Oktan wie an der Tankstelle) erreicht. Statt 95 kg/h wie 2019, wird der Durchfluss für 2020 auf 90 kg/h limitiert.
Da sich zudem das Mindestgewicht um 5 Kilo auf 986 Kilogramm erhöht, liegt das Leistungsgewicht nun bei rund 1,7 Kilo pro PS (vorher 1,6). Das sind immer noch 45 Kilo weniger im Vergleich zum alten V8-Auto, dessen Motor per Luftmengenbegrenzung reglementiert wurde.
Zwar wurde die Grundleistung der Motoren gesenkt, dafür erhält die Überholhilfe Push-to-Pass mehr Power. Per Knopfdruck kann ein Fahrer nun kurzzeitig 60 PS Mehrleistung abrufen und damit doppelt so viel wie im Vorjahr.
Durch den Einsatz von Push-to-Pass, das 2019 sehr spät ins Reglement aufgenommen wurde und der Zuverlässigkeit zusetzte, stehen also rund 640 PS zur Verfügung. Über einen Bypass des Fuel Flow Restrictors werden für eine Dauer von fünf Sekunden zusätzliche 10 kg/h Kraftstoff und damit 5 kg/h mehr als 2019 bereitgestellt.
Ein optischer Hingucker ab 2020 ist das HYLO-Device. Die neue Heckflügelhalterung mit einer größeren Oberfläche und stärkerem Profil soll beim Ausbrechen des Fahrzeugs einen größeren Rückstelleffekt bewirken. Das Teil wird auf die bestehende Heckflügelkonstruktion angebracht.
Ebenfalls neu im Reglement: die zusätzliche Bremsenkühlung per Wasserpumpe wird ab 2020 verboten. Bisher konnte ein Fahrer per Knopfdruck aus einem Tank heraus über Schläuche Wasser auf die Bremssättel sprühen, um dadurch die Bremsanlage zu kühlen. Zudem wird das Vorheizen des Getriebes eines DTM-Autos verboten.
Für 2020 wird zudem die per Reglement erlaubte Gesamtzahl gewisser EB-Teile reduziert. Die wichtigsten sind Kupplungen, Bremsscheiben und Bremsbeläge an der Hinterachse. Außerdem dürfen für die 20 Rennen am Unterboden der Autos insgesamt nur noch 15 Holzplatten zur Kontrolle der Bodenfreiheit benutzt werden. Bisher war die Zahl der Skid Pads freigestellt.
DTM 2020: Die Regelneuheiten
In der Saison 2020 können die Fahrer das Push-to-Pass im Rennen doppelt so oft einsetzen wie bisher. Bei 24 Rennrunden (bisher zwölf) darf für bis zu fünf Sekunden jeweils die Mehrleistung zugeschaltet werden.
Auch der DRS-Klappflügel kommt 2020 in den Rennen häufiger zum Einsatz als bisher. Pro Rennen durfte das DRS in der letzten Saison 36 Mal genutzt werden. Pro Aktivierung reduzierte sich die Anzahl der zulässigen Aktivierungen um 3. In der betreffenden Runde konnte der Fahrer dann noch 2 Mal aktivieren. Somit stand die Flügelklappe in 12 Runden zur Verfügung.
Ebenfalls neu und eine zusätzliche Herausforderung für das Geschick der Fahrer: Push-to-Pass und DRS dürfen 2020 nicht nur in den Rennen, sondern bereits in den Qualifying-Sessions benutzt werden. Da es in der DTM keine bestimmten Zonen gibt, in denen die Tools verwendet werden dürfen, wird es in einigen Streckenabschnitten bei der Zeitenjagd noch mehr auf das fahrerische Talent ankommen.
DTM 2020: Die Rennstrecken
Auf vor der Corona-Krise geplante Premieren-Austragungsorte wie Monza, Anderstorp in Schweden oder den neuen Igora Drive im russischen Sankt Petersburg muss die DTM in diesem Jahr verzichten. Auch das Highlight auf dem Norisring fiel der Pandemie zum Opfer.
Stattdessen setzt die DTM auf einen Kalender mit neun Wochenenden und insgesamt 18 Rennen in Deutschland und dem nahegelegenen Auslad. Die komplette Saison wird innerhalb von nur 100 Tagen ausgetragen - Rekord in der über 30-jährigen Geschichte.
Je drei Veranstaltungen finden in Deutschland (2x Lausitzring, 2x Nürburgring, Hockenheim) sowie im Ausland (Spa-Francorchamps erstmalig als Auftakt, Assen, 2x Zolder) statt. Weniger als neun Veranstaltungen gab es noch nie in der DTM, geplant waren für 2020 zunächst zehn Events.
DTM-Rennkalender 2020: Alle Termine
Veranstaltung | Rennstrecke | Datum |
---|---|---|
1 | Spa-Francorchamps | 01.-02.08. |
2 | Lausitzring | 14.-16.08. |
3 | Lausitzring | 21.-23.08. |
4 | Assen | 04.-06.09. |
5 | Nürburgring (GP-Kurs) | 11.-13.09. |
6 | Nürburgring (Sprint-Kurs) | 18.-20.09. |
7 | Zolder | 09.-11.10. |
8 | Zolder | 16.-18.10. |
9 | Hockenheim | 06.-08.11. |
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