Die DTM läutet am kommenden Wochenende in Brands Hatch die zweite Hälfte der Saison 2019 ein. Beste Voraussetzungen für Rene Rast, einen weiteren Schritt in Richtung seines zweiten Titelgewinns nach 2017 zu machen, denn: Die enorme Qualifying-Stärke des Audi-Stars kommt auf dem britischen Traditionskurs wie gerufen.

Auf kaum einer anderen Rennstrecke ist die Startposition so wichtig wie auf der 3,908 Kilometer langen Grand-Prix-Variante. Enge Strecke, schnelle Kurven, wenige Geraden - Überholmanöver sind in Brands Hatch ein echtes Kunststück, wie die DTM im vergangenen Jahr bei der Premiere auf dem GP-Kurs bewiesen hat.

Setzt Rast seine bisherigen Qualifying-Leistungen konsequent fort und kommt ihm keine Safety-Car-Lotterie in die Quere, kann er sich noch weiter von der Meisterschaftskonkurrenz absetzen. Auch, weil sein ärgster Titelrivale und Audi-Marken-Kollege, Nico Müller, im Qualifying meist unterlegen war. Das könnte bei den Saisonrennen 11 und 12 in Brands Hatch doppelt schwer wiegen.

Rene Rast, das Qualifying-Monster der DTM! In neun der zehn bisherigen Qualifyings sicherte sich der gebürtige Mindener einen Platz in den ersten zwei Startreihen, mit vier Pole Positions ist er Spitzenreiter in dieser Kategorie.

DTM 2019: Die besten Qualifyer

PosFahrerHerstellerPunkte
1Rene RastAudi19
2Marco WittmannBMW11
3Nico MüllerAudi5
4Jonathan AberdeinWRT-Audi5
5Philipp EngBMW4

Zum Vergleich: Der Meisterschaftszweite Müller nahm fünf Mal ein Rennen aus einer der ersten beiden Startreihen in Angriff, nur am Norisring-Samstag errang der Schweizer die Pole - und überquerte die Ziellinie als Zweiter. Hinter Rast, der einen seltenen Fehler beim Startvorgang begangen hatte und bis ans Ende des Feldes zurückfiel, bevor ihn eine günstige Safety-Car-Phase zum Sieg führte.

Eine gute Startposition bleibt auch mit den neuen Turbo-Rennautos der Schlüssel zum Erfolg in der DTM - mehr aber noch die zur Saison 2017 eingeführten Extra-Punkte im Qualifying. Und keiner weiß besser als Rast, dass diese essenziell sind für den Titelgewinn in der Tourenwagenserie.

Den Triumph 2017 im Rookie-Jahr hätte Rast ohne die Extra-Zähler nicht gefeiert - punktgleich vor Markenkollege Jamie Green wäre der Rosberg-Pilot sogar nur auf Platz drei hinter den Audi-Kollegen Mattias Ekström und Mike Rockenfeller gelandet. Im vergangenen Jahr bescherten auch Gary Paffett von DTM-Aussteiger Mercedes die Zusatzpunkte den Titel.

DTM 2017: Meisterschaft mit/ohne Qualifying-Punkte

Mit Quali-PunktenFahrerOhne Quali-Punkte
179 (1.)Rene Rast (Audi)162 (3.)
176 (2.)Mattias Ekström (Audi)171 (1.)
173 (3.)Jamie Green (Audi)162 (4.)
167 (4.)Mike Rockenfeller (Audi)166 (2.)
160 (5.)Marco Wittmann (BMW)145 (5.)

DTM 2018: Meisterschaft mit/ohne Qualifying-Punkte

Mit Quali-PunktenFahrerOhne Quali-Punkte
255 (1.)Gary Paffett (Mercedes)230 (2.)
251 (2.)Rene Rast (Audi)238 (1.)
233 (3.)Paul Di Resta (Mercedes)222 (3.)
164 (4.)Marco Wittmann (BMW)158 (4.)

Rast schickt sich an, diese Tradition in der Saison 2019 fortzusetzen. In den letzten acht Qualifyings hat er ununterbrochen gepunktet und dabei 19 von maximal 30 möglichen Zählern gesammelt.

Müller hingegen erreichte nur bei zwei Gelegenheiten die Top-3 und musste sich mit bislang fünf Extra-Punkten begnügen. "In den Rennen haben wir bislang sehr stark ausgesehen, aber in den Qualifyings können wir uns noch verbessern. Darauf werden wir für den Rest der Saison auch einen besonderen Fokus legen. Wenn uns das gelingt, ist alles möglich", kündigte der 27-Jährige vor dem Wochenende in Brands Hatch an.

DTM 2019: Meisterschaft mit/ohne Qualifying-Punkte

Mit Quali-PunktenFahrerOhne Quali-Punkte
158 (1.)Rene Rast (Audi)139 (1.)
136 (2.)Nico Müller (Audi)131 (2.)
118 (3.)Marco Wittmann (BMW)107 (3.)
111 (4.)Philipp Eng (BMW)107 (4.)

Im Wissen um die Relevanz der Qualifying-Punkte tut Audi gut daran, trotz des überlegenen Rennwagens ein besonderes Augenmerkt auf Marco Wittmann zu legen. Das BMW-Aushängeschild kann wie kaum ein anderer das Maximum aus seinem Paket herausholen. Das beweist der zweifache DTM-Champion auch in der laufenden Saison mit einer starken Ausbeute von elf Punkten in den Qualifyings.

Hinter Spitzenreiter Rast (49 Punkte) hat Wittmann seit der Extrapunkte-Einführung 2017 mit 32 Zählern die zweitmeisten aller DTM-Fahrer gesammelt. Hinter den DTM-Assen aus den beiden Lagern folgt dann lange Zeit nichts. Mit Respektabstand belegen Timo Glock (16), Philipp Eng (14), Nico Müller (12), Jamie Green (11) und Daniel Juncadella (10) die weiteren Plätze in dieser Kategorie.

2018 in Brands Hatch hat Rast ("Eine echte Männerstrecke") bewiesen, dass er den anspruchsvollen Grand-Prix-Kurs meistern kann. Hinter den dominanten Mercedes war er mit den Startplätzen drei und vier der mit Abstand bestplatzierte Audi-Pilot. Müller kam nicht über die Positionen 13 und 15 hinaus und auch Wittmann tat sich mit zwei neunten Plätzen im Qualifying schwer.

"Brands Hatch zeichnet sich durch viele schnelle Passagen aus, was das Überholen üblicherweise erschwert, da man dort den vorausfahrenden Autos nicht so einfach folgen kann", wusste Wittmann in dieser Woche um die Bedeutung des Qualifyings und schickte eine Kampfansage voraus: "In der Gesamtwertung ist noch alles möglich."