Sensation in Misano! Marco Wittmann gewann das fünfte Rennen der DTM-Saison 2019 vom letzten Startplatz. Der BMW-Pilot setzte sich dank einer gewagten Boxenstopp-Strategie durch und profitierte zudem von einer frühen Safety-Car-Phase. Wittmann feierte auf dem italienischen Kurs seinen zweiten Sieg in der laufenden Saison sowie den 13. seiner DTM-Karriere.

Pole-Setter Rene Rast fuhr mit einem Rückstand von acht Sekunden auf den zweiten Platz. Audi-Markenkollege Loic Duval fuhr seinen dritten Startplatz über die Ziellinie und komplettierte das Podium beim ersten von zwei Rennen an diesem Wochenende.

Die Geschichte des Rennens schrieb Wittmann. Der zweifache Champion musste vom letzten Platz ins Rennen gehen, nachdem ihn die Technik wenige Stunden zuvor außer Gefecht gesetzt hatte: Im Qualifying konnte Wittmann wegen eines Problems keine einzige Runde zurücklegen und musste somit vom letzten Platz ins Rennen gehen.

Angesichts dieser aussichtslosen Position entschieden sich BMW und Wittmann für einen frühen Boxenstopp nach der ersten Runde - der Plan ging auf! In Runde 3 fiel BMW-Markenkollege Joel Eriksson wegen eines technischen Problems aus und löste damit eine Safety-Car-Phase aus. Zu diesem Zeitpunkt hatten nur Wittmann und Ferdinand Habsburg im Aston Martin ihre Pflicht-Reifenwechsel absolviert.

Während DTM-Rookie Habsburg seine Reifen nicht über die Distanz bringen konnte und letztendlich bis auf den 14. Platz zurückfiel, betrieb Wittmann ein überragendes Reifen-Management. Der Franke schaffte es mit nur einem Reifensatz über die komplette Distanz von 55 Minuten plus drei Runden.

"Das Glück kam uns natürlich ein bisschen entgegen", erklärte Wittmann. "Wir wussten, dass diese Strategie die einzige Chance ist, gute Punkte zu holen. Es war schwieriger als es ausgesehen hat. 38 Runden auf einem Reifensatz zu fahren - das ist enorm. Ich habe nur gebetet, dass die Reifen halten und dass ich keinen Reifenschaden bekomme. Es war auf Messers Schneide."

Rast dahinter entschied sich für eine konventionelle Strategie mit einem Reifenwechsel zur Rennmitte. In der zweiten Hälfte holte der amtierende Vize-Meister konsequent zu Spitzenreiter Wittmann auf, war aber am Ende nicht schnell genug. Wittmann rettete den völlig unerwarteten Sieg bis über die Ziellinie.

Hinter dem Podest-Trio fuhren Bruno Spengler, Nico Müller und Mike Rockenfeller auf die Plätze vier bis sechs. Philipp Eng und BMW-Markenkollege Sheldon van der Linde komplettierten die Top-8.

Die Meisterschaft: Rene Rast ist neuer Spitzenreiter mit 75 Punkten nach dem fünften Saisonrennen. Dahinter belegt Misano-Sieger Marco Wittmann den zweiten Platz mit 68 Zählern. Philipp Eng fiel von der ersten auf die dritte Position zurück und hat bislang 65 Punkte gesammelt. Zwei Audis und zwei BMW in Front: Audi-Mann Nico Müller komplettiert die Top-4 mit 51 Zählern. In der Hersteller-Wertung führt Audi (272 Punkte) vor BMW (231) und Aston Martin (15).

So lief Doviziosos DTM-Premiere

Gaststarter Andrea Dovizioso beendete sein erstes Rennen in der DTM von Startplatz 15 auf der 12. Position. Überraschend: 'Dovi' konnte mit starken Rundenzeiten glänzen und ließ sich sogar auf den einen oder anderen Zweikampf ein. Der MotoGP-Star startet in Misano - eine Woche nach seinem Podestplatz beim MotoGP-Lauf in Mugello - für Audi. Im Design von Arbeitgeber Ducati steigt der 33-Jährige für das Audi-Kundenteam WRT ins Cockpit.

"Ich hatte viel Spaß", sagte Dovizioso bei Sat.1. "Leider bin ich von hinten gestartet, so konnte ich nicht sehen, was die Top-Fahrer vorne machen. Wie ich die Reifen und das Auto gemanagt habe, fand ich nicht schlecht. Jetzt muss ich die Rundenzeiten der Top-Fahrer analysieren. Ich hatte einige schöne Kämpfe und der Re-Start mit den ganzen Autos war echt verrückt!"

DTM Misano: So lief das Samstags-Rennen

Die Startaufstellung: Rene Rast startete zum ersten Mal in der laufenden Saison sowie zum sechsten Mal in seiner DTM-Karriere von der Pole Position. Der amtierende Vizemeister führte ein Audi-Quartett an der Spitze an. Hinter Rast qualifizierte sich überraschend Rookie Jonathan Aberdein vom Kundenteam WRT als Zweiter. Loic Duval und Robin Frijns sorgten zudem für eine zweite reine Audi-Startreihe. Gaststarter Andrea Dovizioso ließ zwei Aston Martin hinter sich und nahm sein erstes DTM-Rennen als 15. in Angriff. Marco Wittmann musste das Rennen wegen technischer Probleme im Qualifying aus der Box aufnehmen.

Der Start: Während Rene Rast den Start locker für sich entschied, wurde Jonathan Aberdein vom zweiten auf den fünften Platz durchgereicht. Loic Duval übernahm die zweite Position. Dahinter gelang Bruno Spengler von P6 ein Blitzstart, der ihn bis auf den dritten Platz nach vorne führte. Andrea Dovizioso konnte seinen 15. Startplatz nicht verteidigen und fiel kurz nach dem Beginn auf die letzte Position zurück.

Der Re-Start zur 8. Runde: Nach dem frühen technisch bedingten Ausfall von Joel Erikssons BMW sammelte das Safety Car das gesamte Feld wieder ein, nachdem Wittmann und Habsburg als Einzige zuvor ihre Pflicht-Boxenstopps absolviert hatten. Beim Re-Start bleiben Rast und Duval an der Spitze, dahinter tat sich Spengler gegen den angriffslustigen van der Linde schwer. Im hinteren Feld sorgte Dovizioso für Action, als er zunächst gegen Wittmann kämpfte, dann Fittipaldi überholte und die Runde auf Platz 13 beendete.

Die Boxenstopps: In der Hoffnung auf ein Safety Car holte BMW Marco Wittmann schon nach der ersten Runde zum Pflicht-Reifenwechsel an die Box. Auch R-Motorsport entschied sich für die Risiko-Variante und berief Ferdinand Habsburg nach Runde 1 an die Boxengasse. Und tatsächlich kam es in Runde 7 zu einer Neutralisationsphase.

Timo Glock absolvierte als erster Fahrer nach dem Safety Car in Runde 10 seinen Pflichtstopp und ließ einen frischen Satz der Hankook-Reifen aufziehen. Einen Umlauf später entschied sich mit Philipp Eng der dritte der fünf verbleibenden BMW-Fahrer für einen relativ frühen Reifenwechsel. Und in Runde 13 war es nach dem Stopp von Sheldon van der Linde nur noch Bruno Spengler auf P3, der einen BMW mit dem ersten Reifensatz auf der Strecke pilotierte.

Die Audi-Fahrer begannen erst im Anschluss mit ihren Pflicht-Reifenwechseln: Jonathan Aberdein (Runde 13), Nico Müller (14), Mike Rockenfeller (14), Rene Rast (15), Loic Duval (16) und Andrea Dovizioso (16) kamen innerhalb kurzer Zeit an die Box. Bis zur 18. Runde hatte dann das gesamte Feld seinen Pflicht-Reifenstopp absolviert und drehte auf frischen Hankook-Mischungen seine Runden.

Die Zwischenfälle: Paul Di Resta legte mit seinem Aston Martin aus dem hinteren Feld einen Frühstart hin und handelte sich dafür eine 5-Sekunden-Boxenstopp-Strafe ein. Auch Teamkollege Jake Dennis stand unter Beobachtung der Rennleitung, kam aber straffrei davon. In Folge des frühen Safety Car wurde die Renndistanz um zwei Runden verlängert und dauerte somit 55 Minuten plus drei Runden.

Die Ausfälle: In Runde 3 rollte Vorjahressieger Joel Eriksson mit seinem BMW auf der Strecke aus und musste abgeschleppt werden. Die Rennleitung schickte das Safety Car raus. Robin Frijns musste seinen Audi in Runde 15 in zuvor aussichtsreicher Position vorzeitig an der Box abstellen. In Runde 33 fiel auch ein Aston Martin der Technik zum Opfer: Feierabend für Paul Di Resta.