Der plötzliche Tod von Charly Lamm überschattet das Renngeschehen an diesem Wochenende. Ob bei den 24 Stunden von Daytona in den USA oder dem Formel-E-Lauf in Santiago de Chile: Überall ist die Trauer groß über den schmerzlichen Verlust des langjährigen Teamchefs von Schnitzer Motosport. Vor allem im BMW-Lager ist die Stimmung bei Fahrern und Verantwortlichen gedrückt.

Fahrer wie Augusto Farfus oder Philipp Eng, die in den letzten Jahren unter Lamm für Schnitzer fuhren, brauchten eine Weile, um sich in Daytona wieder auf den Rennsport konzentrieren zu können.

Schöne Geste beim Langstrecken-Klassiker in den USA: Auf den BMW-Rennwagen ziert der Schriftzug 'Godspeed, Charly' (Gott, behüte dich) die Heckpartien. In Chile beim Formel-E-Rennen wurden die Nasen der BMW-Autos mit schwarzer Folie überzogen. Auch die Konkurrenz von Audi ehrt den am Donnerstag verstorbenen Lamm mit schwarzen Streifen an ihren Rennwagen.

Wie wichtig Charly Lamm in den vergangenen vier Jahrzehnten für die Motorsportwelt war, zeigt die enorme Resonanz auf den tragischen Verlust. Von FIA-Präsident Jean Todt über DTM-Boss Gerhard Berger bis hin zu DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck trauerten die Größen des Rennsports aus aller Welt.

Hier in Daytona ist man sich einig: Ein BMW-Sieg beim 24-Stunden-Rennen im Gedenken an Charly Lamm wäre ein ganz besonderes Ereignis. Für Piloten wie Farfus, der mit Schnitzer 2009 und zuletzt 2018 in Macau Rennsiege feiern durfte, war Lamm vielmehr als ein Teamchef. Farfus und Co. bezeichnen die Schnitzer-Ikone als einen Freund, als einen Teil der Familie.

Was Charly wirklich für den Motorsport bedeutete, bringt auch der frühere BMW-Motorsportchef Dr. Mario Theissen auf den Punkt. "Es tut weh, dass Charly Lamm nicht mehr da ist", sagt er zu Motorsport-Magazin.com. "Charly war immer da, rund um die Uhr. In seinem Metier, vor allem im Langstreckensport, war Charly mit seinen Schnitzer Buben kaum zu schlagen. Mit ihm an der Seite konnte man jede Herausforderung bestehen."

Theissen weiter: "Und das, obwohl Charly der anständigste Kerl war, der mir im Motorsport begegnet ist. Jederzeit fair und bescheiden war ihm am liebsten, wenn sein großer persönlicher Anteil am Erfolg nicht weiter auffiel. Abseits der Rennstrecke waren wir längst Freunde geworden. Wir hatten uns auf gemeinsame Unternehmungen in der Zeit danach gefreut, die ihm nun nicht mehr vergönnt sind. Motorsport war das Leben für Charly Lamm, er hat ihn geliebt, und er hat sich ihm bis zum letzten Tag verpflichtet gefühlt."

Lamm hatte sich Ende vergangenen Jahres nach 42 Jahren aus dem Motorsport und vom Schnitzer-Kommandostand zurückgezogen. Mit der Mannschaft auf Freilassing feierte er in den Jahrzehnten großartige Erfolge, darunter den einzigen BMW-Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 1999. Mit dem insgesamt 14. Sieg in Macau durch BMW-Werksfahrer Farfus im FIA GT World Cup verabschiedete sich Lamm als einer der erfolgreichsten Teamchefs in der Geschichte des Motorsports.