Die DTM bei Sat.1 - das war eine der großen Veränderungen zur Saison 2018. Nach 18 Jahren bei der ARD war die Tourenwagenserie zu Beginn des Jahres zum Privatsender abgewandert. Dass die TV-Quoten nicht die Werte des großen öffentlich-rechtlichen Senders erreichen würden, war den meisten Beteiligten schon im Vorfeld klar. Genauso sollte es auch kommen.

Durchschnittlich verfolgten 600.000 Zuschauer die 20 Saisonrennen auf Sat.1 (inklusive der Misano-Rennen bei kabel eins). Der Markanteil - ebenfalls eine wichtige TV-Währung - betrug im Schnitt 5,2 Prozent aller deutschen Fernsehzuschauer. In der relevanten Zielgruppe der 14-49-Jährigen lag der Marktanteil mit 5,4 Prozent (210.000 Zuschauer im Schnitt) etwas höher.

Zum Vergleich: In der Saison 2017 schalteten durchschnittlich 890.000 ARD-Zuschauer bei den Rennen der DTM ein. 2016 schauten im Schnitt 940.000 Zuseher zu, die magische Eine-Million-Grenze wurde nicht mehr erreicht. Das sollte auch dem vergleichsweise kleinen Sat.1 nicht gelingen.

Berger: Sat.1 brennt für die DTM

Die Quoten dürften niemanden vom Hocker hauen. Die Umsetzung des neuen TV-Partners kam jedoch größtenteils gut an. "Ich war extrem zufrieden mit der ganzen TV-Präsentation", sagte DTM-Boss Gerhard Berger beim Saisonfinale in Hockenheim. "Sat.1 hat ein tolles Team, die brennen für die Serie. Zu Beginn war ich nervös, weil sich so viel geändert hatte. Aber sie haben das Bestmögliche herausgeholt."

Das spannende Finale und den Dreikampf um die Meisterschaft schauten 500.000 Zuschauer am Samstag, sonntags schalteten 710.000 Fans ein. Ein ordentlicher Wert zum Abschluss der ersten Saison mit Sat.1, die sich bis mindestens einschließlich 2019 zur DTM bekannt haben. "Natürlich will man immer mehr Quote, aber das erste Jahr mit Sat.1 war positiv", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass zu Motorsport-Magazin.com.

DTM 2018: TV-Quoten bei Sat.1 im Überblick

RennenQuoteMarktanteil
1Hockenheim 1700.0008,3
2Hockenheim 2630.0006,3
3Lausitzring 1470.0002,9
4Lausitzring 2690.0006,2
5Budapest 1660.0007,1
6Budapest 2870.0007,4
7Norisring 1580.0005,0
8Norisring 2580.0003,8
9Zandvoort 1520.0005,6
10Zandvoort 2610.0005,1
11Brands Hatch 1510.0004,5
12Brands Hatch 2590.0004,8
13Misano 1 (kabel eins)460.0002,2
14Misano 2 (kabel eins)410.0002,1
15Nürburgring 1520.0005,9
16Nürburgring 2600.0004,9
17Red Bull Ring 1550.0005,4
18Red Bull Ring 2740.0004,7
19Hockenheim II 1500.0005,9
20Hockenhem II 2710.0006,3

Starker Auftakt am Hockenheimring

Der Auftakt in die neue Saison hatte sogar für hohe Erwartungen gesorgt. 700.000 Menschen wollten sehen, wie Sat.1 die DTM präsentiert. Der Markanteil von 8,3 Prozent war mit Abstand der Bestwert in der gesamten Saison. Das Sonntagsrennen auf dem Hockenheimring verfolgten 630.000 Zuschauer, was ebenfalls den Gesamtdurchschnitt überstieg.

Schwer tat sich Sat.1 - genau wie die ARD - mit den Samstagsrennen. Nur 470.000 Zuschauer schauten das erste Lausitzring-Rennen an und auch die Samstags-Läufe in Zandvoort (520.000), Brands Hatch (510.000) und am Nürburgring (520.000) zogen den Wochenenddurchschnitt nach unten.

"Es geht in die richtige Richtung", sagt Mercedes-Teamchef Uli Fritz zu Motorsport-Magazin.com. "Es wäre schön, wenn man noch ein paar zusätzliche Einschaltquoten hinbekommen könnte. Aber das Produkt entwickelt sich von Rennen zu Rennen weiter."

Sat.1 wollte der DTM einen frischen Anstrich verleihen, Foto: Sat.1
Sat.1 wollte der DTM einen frischen Anstrich verleihen, Foto: Sat.1

Nachtrennen mit Beigeschmack

Einen Beigeschmack hinterließ das zu kabel eins abgeschobene Rennwochenende in Misano. Die ersten Nachtrennen in der Geschichte der DTM zählten zu den absoluten Highlights im Rennkalender, doch Sat.1 setzte zur Prime Time lieber auf das wesentlich quotenstärkere Trash-TV-Format 'Promi Big Brother' (1,73 Mio. Zuschauer am Samstag, 2,05 Mio. am Sonntag).

Die Misano-Rennen erreichten eine überraschend gute Zuschauerquote (460.000 / 410.000), aber den erwartungsgemäß schlechten Marktanteil (2,2 Prozent / 2,1 Prozent). Eine Wiederholung, sowohl was kabel eins als auch Nachtrennen allgemein angeht - steht für die Saison 2018 zur Debatte. "Nachtrennen sind schwierig für die TV-Übertragung", stellte Gerhard Berger entsprechend fest.

Werbefreie Rennen im Live-Stream

Nicht in die Wertung gehen die Zuschauerzahlen bei den Livestream-Übertragungen auf der ran-Webseite von Sat.1 ein. Geschickt: Im Live-Stream verzichtete Sat.1 komplett auf Werbung, Kommentator Eddie Mielke und TV-Experte Timo Scheider setzten die Übertragung nahtlos fort. Ein Zugewinn für den Live-Stream, der im Vergleich zum Fernsehen aber noch nicht als harte Währung angesehen wird.

Hinzukommen weitere Specials im Live-Stream vor und nach Rennen, unter anderem Experten-Runden mit prominenten Gästen, nachdem die TV-Übertragung bereits geendet hatte. "Die Basis ist toll, darauf können wir richtig was aufbauen", sagte BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt zu Motorsport-Magazin.com. "Sie haben wie schon beim Football den Social-Media-Aspekt reingebracht."

DTM bei Sat.1: Gelungenes Debüt mit Luft nach oben

Auch nach dem Wechsel von der ARD zu Sat.1 zeigt sich: Die DTM hat im deutschen Fernsehen weiter ihre Daseinsberechtigung, der Ruhm vergangener Zeiten mit Millionen-Einschaltquoten ist jedoch längst verflogen. Nur zum Vergleich: RTL erreichte dieses Jahr mit der Formel 1 einen Zuschauerschnitt von 4,74 Millionen pro Grand Prix.

Der Übergang vom öffentlich-rechtlichen hin zum privaten Sender Sat.1 hat reibungslos, und besser als von einigen Kritikern erwartet, funktioniert. In Sachen TV-Quote ist für die Saison 2019 aber sicherlich noch Luft nach oben. Cross-Promotion über andere TV-Formate hinweg gilt in diesem Zusammenhang als Zauberwort. Nun liegt es an Sat.1, die Erkenntnisse aus der Debüt-Saison umzusetzen.