Das DTM-Finale in Hockenheim wird für Pascal Wehrlein eine emotionale Angelegenheit. Der 23-Jährige bestreitet seine letzten Rennen in Diensten von Mercedes, nachdem er in sechs Jahren mit dem Autobauer aus Stuttgart so einiges erlebt hatte.

Überraschender DTM-Einstieg 2013, DTM-Champion 2015, Formel-1-Debüt für Mercedes-Kunde Manor 2016, 2018 die DTM-Rückkehr und schließlich die öffentliche Trennung vor knapp einem Monat. Die Liste ist lang.

Dabei hätte es für Wehrlein im Mercedes-Umfeld auch nach dem Ausstieg aus der Tourenwagenserie weitergehen können. Mercedes-DTM-Teamchef und HWA-Vorstandsmitglied Uli Fritz bot ihm die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung in der Formel E bei Neueinsteiger HWA an. Doch Wehrlein lehnte ab, konzentrierte sich stattdessen darauf, in die Formel 1 zurückzukehren.

Wehrlein: Formel-1-Möglichkeit bevorzugt

"Pascal war interessiert an einem Formel-E-Sitz bei uns", sagte Fritz zu Motorsport-Magazin.com beim Formel-E-Launch in Affalterbach. "Er hat aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Möglichkeit der Formel 1 bevorzugen würde. Wir hatten da einfach andere Positionen."

Fritz hätte vermutlich an Wehrlein festgehalten, doch der hätte sich voll auf die Formel E, in die Mercedes Ende 2019 werksseitig einsteigen wird, fokussieren müssen. Der F1-Traum wäre mit einem langfristigen Engagement wohl gestorben.

Weil sich Wehrlein bei den Gesprächen im Sommer nicht festlegen wollte, plante Fritz um. Bei Formel-E-Neuling HWA gehen nun DTM-Titelanwärter Gary Paffett und - so lauten die aktuellen Spekulationen - der bei McLaren gechasste Stoffel Vandoorne an den Start. Fritz: "Ich kann mir mit einem neuen Team nicht erlauben, Fahrer nach zwei Rennen schon wieder auszuwechseln."

Wehrlein: Nachfolger von Nick Heidfeld?

Wehrlein könnte stattdessen in der kommenden Formel-E-Saison gegen HWA antreten. Der gebürtige Worndorfer hat für Mahindra getestet und soll dort Nachfolger von Nick Heidfeld werden. Das Cockpit beim indischen Rennstall dürfte Wehrlein sicher sein.

Die verbindliche Zusage will er aber wohl erst geben, wenn es mit der Formel 1 endgültig nicht mehr klappt. Toro Rosso dürfte Wehrleins letzter Strohhalm sein. "Unterschrieben ist noch nichts", sagt Wehrlein bezüglich seiner Zukunft. "Ich habe mehrere gute Angebote, ich muss mich einfach nur noch entscheiden. Die DTM wird es höchstwahrscheinlich nicht sein. Es wird eine andere Rennserie sein, es können aber auch zwei Serien werden."

Letztes Rennen mit Mercedes-Stern

Wehrleins Rückkehr in die DTM nach zwei Jahren in der Formel 1 verlief anders als erhofft. Der jüngste Champion der Geschichte fuhr nur einmal aufs Podium und belegt den achten Platz in der Gesamtwertung.

"Ich möchte mich mit zwei guten Ergebnissen von der Mercedes-Familie und den vielen Fans an der Strecke verabschieden", sagt er. "Ich bin mir sicher, dass es am Sonntag ein sehr emotionaler Moment für mich wird, wenn ich zum letzten Mal mit dem Mercedes-Stern auf dem Auto über die Ziellinie fahre."