Weltmeister werden statt für die Teamkollegen zu fahren - Mattias Ekström dürfte die Entscheidung, das DTM-Finale auf dem Hockenheimring auszulassen, nicht allzu schwer gefallen sein. Die Freigabe für seinen Start in der Rallycross-WM musste er sich allerdings zunächst bei Audi einholen. Da Ekström in der WRX den Titel auf einem Audi holen kann, dürfte den Verantwortlichen der Entschluss diesmal etwas leichter gefallen sein.
Jedenfalls fehlt der Schwede beim Abschluss in Hockenheim - verpasst er damit etwa seine letzten Rennen in der DTM? Im Zuge der vermuteten Reduzierung des Starterfeldes zur Saison 2017 wurde auch über Ekströms Rücktritt diskutiert. Der 38-Jährige war in dieser Saison mehr abseits als auf der Strecke aufgefallen, hatte sich immer wieder Verbal-Duelle mit Fahrerkollegen geliefert oder sich über die aktuelle Auto-Generation beschwert.
Der Verrückteste im Fahrerlager
Dieser Unmut wurde Ekström nicht selten als Lustlosigkeit ausgelegt - was die Gerüchte über ein Karriereende verstärkt hatte. Aber: Im ausführlichen Gespräch mit Motorsport-Magazin.com hatte der Audi-Veteran erklärt, warum er sich wirklich medial wirksam zu Wort meldet. "Ich bin wahrscheinlich der verrückteste Motorsport-Enthusiast im Fahrerlager", sagte Ekström. "Wer mich kennt, weiß, wie hart ich für den Motorsport arbeite und wie viel Leidenschaft ich dafür habe. Deshalb ärgere ich mich auch so sehr, wenn jemand versucht, meine Traumwelt zu zerstören. Wegen Politik oder sonst etwas. Das ist seit 15 Jahren mein Leben, wovon ich immer geträumt habe."
Sollte Ekström tatsächlich seine letzte Saison bestreiten, würde er in Budapest die letzten beiden Rennen seiner großen DTM-Karriere bestreiten. Nicht gerade der geeignetste Ort für den Abschied, dürften sich die Zuschauerzahlen doch eher in Grenzen halten. Darauf hatte schon Martin Tomczyk keine Lust gehabt und stattdessen den Nürburgring gewählt. "Das erschien mir passender als in Budapest oder beim Finale in Hockenheim, wo es sicherlich noch einige andere Themen geben wird", sagte der scheidende BMW-Pilot bei Motorsport-Magazin.com.
Scheider: Dann wäre ich extrem sauer...
Für einen DTM-Veteran gilt: Es wird sich in Hockenheim groß verabschiedet. Im Motodrom, garniert mit Donuts unter dem Applaus der Zuschauer. Schwer vorstellbar, dass sich einer wie Ekström heimlich, still und leise während der Winterpause zurückzieht. Das wäre bei einem solch verdienten Fahrer kaum angemessen.
Dass DTM-Piloten tatsächlich so ticken, bestätigte kürzlich Timo Scheider im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Also ich bin 16 Jahre in dem System", sagte der zweifache Champion. "Ich wäre böse, wenn man mir die Chance nehmen würde, mich ordentlich zu verabschieden. Das ist sicher. Ich gehe davon aus, dass ich einen Hersteller hinter mir habe, der die Sensibilität dazu hat." Nämlich den gleichen wie Ekström...
Scheider auf die Frage, was er sich zu seinem eigenen Abschied aus der DTM wünschen würde: "Wenn es dazu kommen sollte - wovon ich momentan nicht ausgehe - wäre ich extrem sauer, wenn man mir nicht die Chance geben würde, mich nach 16 Jahren bei meinen Fans dankbar zu verabschieden." Und das geht eben am besten beim Saisonfinale in Hockenheim, wo die Tribünen traditionell gut gefüllt sind, bevor sich die Serie anschließend in die meist triste Winterpause verabschiedet.
Ein Verlust für die DTM
Einiges deutet also darauf hin, dass Ekström das Hockenheim-Finale zwar auslässt, dafür 2017 aber noch eine weitere Saison in der DTM dranhängt. Dass er sportlich noch locker mithalten kann, konnte der Meister von 2004 und 2007 auch in diesem Jahr erneut beweisen. Auch der DTM könnte es nicht schaden, einen der auffälligsten Typen unserer Zeit zu halten. Ohne Ekström wäre es dieses Jahr abseits der Strecke nur halb so spannend gewesen - unzählige Geschichten von Pappnasen und Norisring-Arschlöchern als Beleg dafür.
"Es wäre schade, wenn man solche Charaktere verlieren würde", bestätigte der frühere DTM-Pilot Manuel Reuter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Fahrer wie Martin, Timo oder Mattias sind seit mehr als 15 Jahren dabei. Das sind gestandene Männer mit einer erfolgreichen Historie in der DTM. Die können natürlich anders reden, haben ein anderes Standing in der Öffentlichkeit und werden auch anders wahrgenommen."
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