Martin, hast du die Entscheidung, der DTM nach 16 Jahren den Rücken zu kehren, alleine getroffen? Wer war involviert?
Martin Tomczyk: Letztendlich war es natürlich meine Entscheidung. Aber ich habe mich beraten. Als erstes mit meinem Bruder, der gleichzeitig mein Manager ist. Er ist ja schon seit meinen ersten Kartrennen dabei. Deshalb war er meine erste Anlaufperson. Natürlich habe ich auch mit meiner Frau darüber gesprochen. Ich habe sie über mein Vorhaben unterrichtet und wir haben Wege und Lösungen gefunden. Meine Entscheidung habe ich danach BMW mitgeteilt.
Wie hat deine Frau, Christina Surer, denn reagiert?
Martin Tomczyk: Christina weiß, wie das Business läuft. Da hat sie mich voll und ganz unterstützt, ganz klar. Sie will natürlich auch, dass ich Spaß dabei habe, was ich mache. Sie hat auch gesehen, dass das in der DTM nicht mehr so der Fall war. Sie sieht, dass es jetzt wieder in die Richtung geht, in die ich hin möchte.
Ist es dir wirklich schon bewusst, dass du jetzt deine letzten DTM-Rennen fahren wirst?
Martin Tomczyk: Da meine Entscheidung gereift ist und nicht ad-hoc getroffen wurde, konnte ich mich schon darauf vorbereiten. Ich bin zwar ein emotionaler Mensch, aber momentan bin ich noch voll fokussiert auf die nächsten Rennen. Wie es letztendlich beim letzten Rennen auf dem Hockenheimring sein wird, wird man dann sehen...
Was wirst du am meisten an der DTM vermissen?
Martin Tomczyk: Das kann ich wahrscheinlich erst beantworten, wenn ich nicht mehr fahre. Die DTM hat mich 16 Jahre lang als Rennsportler geprägt. Ich hatte hier meine Anfänge im Profi-Motorsport. 16 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Da wird es sicherlich die eine oder andere Person geben, die ich vermissen werde, auch das eine oder andere Racing, was wir durchaus auch hatten, als es so wahnsinnig toll war. Es wird schon ein paar Sachen geben.
Felipe Massa hat sich kürzlich einen würdigen Abgang aus der Formel 1 ausgesucht und geht jetzt auf Abschieds-Tournee. War sein Rücktritt ein Vorbild für dich?
Martin Tomczyk: Nein, als Massa seinen Rücktritt bekanntgab, war meine Entscheidung schon seit einiger Zeit gefallen. Für mich gehört es auch dazu, nach 16 Jahren den Fans frühzeitig mitzuteilen, dass ich meine letzten sechs Rennen fahren würde.
Hattest du dir den Nürburgring dafür als Bühne gewünscht?
Ja, in Absprache mit BMW. Der Zusammenhang mit dem Nürburgring - auf dem ich wirklich tolle Rennen hatte -hat für mich hier einfach als Gesamtpaket gepasst. Das erschien mir auch passender als in Budapest oder beim Finale in Hockenheim, wo es sicherlich noch einige andere Themen geben wird.
Du hast gesagt, die DTM sei dir zu politisch und technisch geworden. Was meinst du genau damit?
Martin Tomczyk: Für mich persönlich steht der Fahrer nicht mehr so im Fokus, wie es früher der Fall war. Für mich ist es als Rennfahrer essenziell wichtig, die Leidenschaft am puren Rennsport zu haben. In der DTM hat sich diese leider etwas ins Negative entwickelt. Ich hoffe, dass die DTM dieses Signal gesehen hat und dass sich wieder alles mehr ins Positive entwickelt.
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