Der DTM-Auftakt in Hockenheim zieht viele bekannte Gesichter an. Zu ihnen zählt auch Pascal Wehrlein, seines Zeichens jüngster Champion der DTM-Geschichte und seit dieser Saison Formel-1-Pilot. "Mit ein bisschen Abstand hier zu sein, ist richtig cool. Klar, am liebsten würde ich selbst fahren und im Auto sitzen", ist die Zuschauerrolle für Wehrlein noch ein wenig ungewohnt. "Die letzten Jahre war ich immer voll drin und angespannt, hatte nur einen Tunnelblick. Jetzt sehe ich alles, alle acht Autos, alle Teams, ich sehe mir Fahrer und Teams an. Das ist auch mal cool, auf der Seite zu sein."

Als die Boliden am Freitag zum ersten Mal die Boxengasse verließen, stellte sich bei Wehrlein ein leicht wehmütiges Gefühl ein. "Wenn man drei Jahre mit dabei war und auch noch die Meisterschaft gewonnen hat, gewöhnt man sich daran. Jetzt sieht man die Autos zum ersten Mal ohne einen selbst fahren", schildert der nunmehrige F1-Pilot. "Natürlich kitzelt es mich. Am liebsten würde ich selbst miteinsteigen und mitfahren. Das will ich immer. Ich bin nicht gerne an einer Rennstrecke, um nur zuzuschauen."

Besonders vermisst hat Wehrlein in den letzten Monaten die Mercedes-Mannschaft von HWA, mit der dem Jungspund im vergangenen Jahr der große Wurf, der Gewinn des DTM-Titels, gelang. "Ich bin sehr herzlich empfangen worden. Gerade mit meinen Mechanikern bin ich befreundet", schildert der 21-Jährige. "Wir haben nicht nur an der Strecke zusammengearbeitet, sondern waren auch abseits davon Freunde. Alle widerzusehen war wirklich cool."

Nachfolger gesucht: Wehrlein wird seinen Titel nicht verteidigen, Foto: Speedpictures
Nachfolger gesucht: Wehrlein wird seinen Titel nicht verteidigen, Foto: Speedpictures

Wer wird Wehrleins Nachfolger?

Wer Wehrleins Nachfolger als Champion wird, ist wie so oft in der DTM völlig offen. Der Deutsche hat jedoch wenig überraschend eine Präferenz. "Ich hoffe, dass es einer meiner Teamkollegen von Mercedes wird. Ich drücke ihnen die Daumen. Ich glaube, bei Mercedes gibt es einige Fahrer, die sehr schnell sind und Meisterschaften gewonnen haben wie Gary [Paffett] und Paul [Di Resta]", setzt Wehrlein auf seine Markenkollegen. "Ich hoffe, dass einer von ihnen 2016 Champion wird."

Kann Esteban Ocon in Wehrleins Fußstapfen treten?, Foto: Mercedes-Benz
Kann Esteban Ocon in Wehrleins Fußstapfen treten?, Foto: Mercedes-Benz

Wehrleins Nachfolger bei Mercedes ist Esteban Ocon, der gleichzeitig auch der einzige Rookie in der DTM-Saison 2016 ist. Der Franzose gewann im vergangenen Jahr die GP3 und nimmt 2016 neben seinem DTM-Engagement auch die Testfahrerrolle beim Formel-1-Team von Renault ein. "Er ist in einer ähnlichen Situation wie ich damals war", sieht Wehrlein Parallelen zwischen seinem und Ocons Werdegang. "Die DTM ist eine Tourenwagenserie, vorher ist er Formelautos gefahren. Da muss man sich erstmal dran gewöhnen."

Große Umstellunsgprobleme sieht Wehrlein auf Ocon allerdings nicht zukommen. "Jeder von uns kann schnell Auto fahren. Den Unterschied macht es in der DTM, die letzten paar Zehntel zu finden", weiß Wehrlein. "Das ist schwer. Auch bei der Setuparbeit benötigt man Erfahrung. Alles kommt mit der Erfahrung."

Wehrlein sitzt nun im F1-Cockpit von Manor, Foto: Sutton
Wehrlein sitzt nun im F1-Cockpit von Manor, Foto: Sutton

Wehrlein lobt die DTM

Vergleichen kann Wehrlein nun auch die Formel 1 mit der DTM, und dabei kommt der Youngster zu einem Fazit, welches der Tourenwagenserie durchaus schmeichelt. "Die Fahrer in der DTM werden nicht unterschätzt, aber die Formel 1 ist die Königsklasse. Dann denkt man vielleicht, dass alle Fahrer in anderen Serien nicht so gut seien. Aber in der DTM ist das Niveau sehr, sehr hoch", hält Wehrlein mit dem Verweis auf die hohe Leistungsdichte in der DTM fest.

Der 21-Jährige ist überzeugt, dass die Tourenwagenserie der Formel 1 in puncto Fahrern um nichts nachsteht, selbst wenn oftmals gegenteiliges behauptet wird. "Die Top-Fahrer sind in beiden Serien extrem schnell und sehr schwer zu schlagen. Da ist jeder Profi und Experte in seinem Bereich." Während der Umstieg für die jungen Piloten von der DTM auf die F1 leicht sei, falle es den älteren Fahrern zunehmend schwerer, sich auf ein Formel-1-Auto umzustellen. "Aber es sind in beiden Serien Spezialisten in ihren Bereichen", ist Wehrlein überzeugt.