Die DTM-Saison 2016 bringt zahlreiche Neuerungen mit sich, die nun beim Start in Hockenheim ihren wahren Einfluss offenbaren. Motorsport-Magazin.com zeigt vor jedem Rennwochenende die Brennpunkte in der Tourenwagenserie. Diese Fragen stellen sich vor dem ersten Rennen des Jahres auf dem Hockenheimring:

Wie stark ist der leichte BMW?

Am Wochenende dürften erst mal alle Augen auf BMW gerichtet sein. Wegen eines konstruktionsbedingten Nachteils darf der M4 dieses Jahr 7,5 Kilo ausladen, außerdem wird der Heckflügel 50mm breiter. Nun stellt sich die Frage, wie groß der Vorteil für BMW genau ausfällt. Bei den Testfahrten war nichts zu erkennen - es waren aber eben auch nur Tests. Insider befürchten, dass BMW zumindest beim Saisonbeginn deutlich überlegen sein wird. Die Teamchefs von Audi und Mercedes waren zumindest alles andere als begeistert. "Das ist scheiße", lautete auch Mike Rockenfellers erster, ehrlicher Gedanke zur BMW-Bevorteilung.

Was bringt die neue Erfolgsballast-Regel?

Hersteller-Rennen hören ab sofort hoffentlich der Vergangenheit an, Fünfer- oder Siebener-Siege einer Marke darf es nicht mehr geben. Für 2016 werden die Gewichte jeweils nach dem Qualifying vergeben, Messlatte ist die theoretische Bestzeit des jeweils schnellsten Fahrers eines Herstellers. Das ist zumindest theoretisch die sinnvollste Lösung, um für breiteren Wettbewerb zu sorgen. Vermutlich wird es dieses Jahr noch mehr unterschiedliche Sieger geben als 2015. Interessant: Die Autos wurden jetzt so konstruiert, dass die Gewichte im Innenraum angebracht werden. Früher musste dafür der Unterboden der Boliden entfernt werden.

Ist DRS jetzt sinnvoller?

Eine neue, relativ komplizierte DRS-Regelung soll helfen, den Flügel mehr zum Überhol-Tool zu machen. Dafür steht den Fahrern eine bestimmte Anzahl Schüsse je nach Rundenanzahl zur Verfügung. Nicht wenige zweifeln allerdings, ob die neue Regel wirklich für mehr Überholmanöver sorgt. Die Fahrer müssen sich ihre Aktivierungen nun besser einteilen, das könnte Spannung bringen. Nur: Wenn der Großteil des Feldes die gleiche Strategie wählt, ändert sich nicht viel. Immerhin sollte es nicht mehr vorkommen, dass bei einem Zweierduell ein Fahrer einfach bis zur letzten Runde wartet und dann final mit DRS überholt.

Was kann der neue Mercedes?

Mercedes tritt als einziger Hersteller mit einem überarbeiteten Auto an. Beim neuen Mercedes-AMG C 63 handelt es sich allerdings mehr um eine Facelift-Variante des Vorgängers. Die Unterschiede sind eher optischer Natur (Scheinwerfer, Grill) und dürfen per Reglement keinen Wettbewerbsvorteil bringen. Aber: Die Aerodynamik hat sich etwas verändert, die Fahrer mussten sich anpassen. In Hockenheim im Renntrim dürfte sich zeigen, wie lange die Umgewöhnung tatsächlich dauert. Gut möglich, dass es gerade in den ersten Rennen etwas schwieriger für die Mercedes-Fahrer wird.

Wer ist jetzt der Favorit?

Mit Pascal Wehrlein ist der amtierende Meister in Richtung Formel 1 abgewandert. Der Shooting-Star war zuletzt auch abseits der Strecke das Zugpferd von Mercedes. Sein Verlust schmerzt also auf mehreren Ebenen. Geht jetzt mehr über das Kollektiv? Schließlich wartet Mercedes seit 2010 auf den Gewinn der nächsten Markenmeisterschaft. Mit Wehrlein, Marco Wittmann und Mike Rockenfeller gab es zuletzt drei deutsche Champions. Schlägt jetzt die Stunde der Briten? Vor allem Jamie Green gilt intern als Favorit für 2016. Mit Spengler, Ekström, Paffett, Scheider und Co. gibt es aber genügend weitere Kandidaten mit Meister-Potenzial.

Reicht die extrem kurze Vorbereitung?

Noch nie zuvor konnten die Fahrer so wenig testen wie dieses Jahr. Nur bei den vier Tagen in Hockenheim durften alle Fahrer ins Cockpit klettern - Sparkurs der DTM lässt grüßen. Vor allem Piloten, die das Team oder den Renningenieur gewechselt haben, machen sich Sorgen über die alles andere als optimale Vorbereitung. Die Auswirkungen sollten sich in Hockenheim und auch an den darauffolgenden Rennwochenenden bemerkbar machen. Es braucht eben immer eine gewisse Zeit, bis ein Team wirklich eingespielt ist. Sollte es also zu taktischen Pannen kommen, darf man nicht vergessen, dass sich die Fahrer so wenig vorbereiten konnten wie in kaum einer anderen Sportart.

Schafft Ekström sein Doppelprogramm?

Mattias Ekström ist knackige 37 Jahre jung, aber immer noch putzmunter. Das beweist der Schwede einmal mehr beim Saisonstart in Hockenheim. Neben der DTM startet er auch noch in der Rallycross-WM gegen Stars wie Sebastien Loeb oder Ken Block. "Grundsätzlich ist der Freitag und Samstag relativ locker, der Sonntag ein bisschen strenger", sagte Ekström lediglich. Tatsächlich ist das Programm aber durchgängig knackig. Will Ekström wirklich jede Session mitnehmen, bleibt ihm zwischendurch kaum Zeit zum Durchatmen. Der Fokus wird dabei aber garantiert auf der DTM liegen.