Am späten Sonntagabend haben die Rennkommissare auf dem Red Bull Ring eine Entscheidung gefällt: Timo Scheider wird aus der Wertung des zweiten Rennens in Spielberg ausgeschlossen. Damit verliert der Audi-Pilot seinen sechsten Platz und acht Meisterschaftspunkte. "Den Wertungsausschluss muss ich akzeptieren", sagte Scheider. Infolge des Rennausschlusses erbt Lucas Auer Platz sechs. Antonio Felix da Costa rückt auf die zehnte Position vor und ergattert damit als einziger BMW-Pilot einen Meisterschaftszähler.
So lautet die Begründung der Sportkommissare: "Nach Ansicht der Sportkommissare muss aufgrund der Telemetriedaten und der vorliegenden Videoaufnahmen davon ausgegangen werden, dass die Kollision absichtlich herbeigeführt wurde. Das betroffene Audi Team Phoenix verzichtete auf eine Berufung."
Und weiter: "In einer zweiten Entscheidung leiteten die Sportkommissare vor Ort die Vorfälle rund um eine mögliche unsportliche Anweisung per Funk durch das Audi Team Phoenix bzw. Audi Sport an das Sportgericht des DMSB zur weiteren Untersuchung weiter. Bis zu einer Entscheidung des Sportgerichts bleibt das Ergebnis des 2. Rennens in Spielberg vorläufig."
Größere Strafen möglich
Je nach Ausgang der Untersuchungen könnte der Fall bis vor das DMSB-Sportgericht in Frankfurt gehen. Sollte sich herausstellen, dass einer der Audi-Verantwortlichen den konkreten Funkspruch an Scheider abgab, seine Konkurrenten von der Strecke zu schießen, droht großer Ärger.
"Dann besteht auch noch die Möglichkeit, dass der Fall an das Sportgericht des DMSB weitergeleitet wird, was eine Verhandlung in einer paar Wochen zur Folge hätte", sagte DMSB-Pressesprecher Michael Kramp auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.. "Dort können dann auch größere Strafen verhängt werden - bis zum Lizenzentzug für Fahrer oder Team. Aber das steht alles in den Sternen. Das hängt jetzt sehr stark davon ab, wie sich das Team und der Fahrer äußern."
Sollte das Sportgericht in dieser kontoversen Angelegenheit aktiv werden, können gegebenenfalls Strafen gegen Scheider selbst, sein Team Phoenix Racing und auch Audi Sport ausgesprochen werden. Beispielsweise könnte Phoenix Racing die Beweberlizenz für einen bestimmten Zeitraum verlieren, weil sie es einer dritten Partei erlaubt haben, in den Funkkreis einzugreifen.
Timo, schieb ihn raus!
Scheider stand in der letzten Runde im absoluten Mittelpunkt des Geschehens in der Steiermark. Zunächst wurde er wenige Runden vor Schluss von Mercedes-Pilot Robert Wickens eingebremst. Der Kanadier wollte vermutlich seinem - direkt hinter Scheider fahrenden - Teamkollegen Pascal Wehrlein helfen. Dieser sollte noch am Audi vorkommen, um im Kampf um die Führung in der Gesamtwertung Punkte auf Rennsieger Mattias Ekström gutzumachen.
Als Wehrlein die beiden passiert hatte, war jener Funkspruch aus der Audi-Box zu hören, der "Timo, schieb ihn raus!" lautete. Tatsächlich schob Scheider Sekunden später Wickens' Auto auf Wehrleins auf. Beide Mercedes-Piloten schieden daraufhin aus. Scheider konnte weiterfahren und beteuerte nach dem Rennen, keinen Funkspruch gehört zu haben. "Ich habe keinen Funkspruch bekommen. Erst als ich in der Box war, hat man mich gefragt, ob ich den Funkspruch gehört habe. Aber in dem Moment selbst habe ich nichts registriert", so der 36-Jährige.
Scheider selbst war nach Rennen recht sicher gewesen, keine Strafe zu erhalten. Zwar war ihm bewusst, dass der kontroverse Funkspruch ein merkwürdiges Bild abgegeben haben muss, doch er bekräftigte, nicht absichtlich in Wickens' Heck geknallt zu sein. "Ich habe mir die Daten auch noch mal angeschaut, weil ich mir nichts vorwerfen wollte", sagte Scheider. "Die Daten haben klar gezeigt, dass ich weder später noch sonst irgendwie anders gebremst habe als vorher. Von daher war ich angesichts der Situation entspannt."
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