"Timo, schieb ihn raus" - ein Funkspruch wird zum Skandal. Bis zur letzten Runde war der zehnte Lauf der DTM in Spielberg zwar ein Chaos-Rennen, aber nur aufgrund des heftigen Regens. Bis Timo Scheider zwei Mercedes-Piloten kurz vor Schluss aus dem Feld schob. Brisant: Meisterschaftsführender Pascal Wehrlein war zwar nur auf Rang sechs unterwegs, hätte damit aber ausreichend Punkte gesammelt, um Platz eins in der Gesamttabelle gegen den späteren Sieger Mattias Ekström zu verteidigen.
Aber von vorne. In der letzten Runde liefert sich Audi-Pilot Timo Scheider ein hartes Duell gegen die Mercedes-Piloten Robert Wickens und Pascal Wehrlein. Die Reihenfolge kurz vor dem Funkspruch gliedert sich wie folgt: Wehrlein auf Rang sechs, Wickens dahinter und Scheider auf Position acht. Plötzlich hört man im TV deutlich den Befehl vom Audi-Kommandostand an Scheider: "Timo, schieb' ihn raus!" In der folgenden Kurve berührt der Audi-Fahrer den vor ihm fahrenden Wickens am Heck, der wiederum Wehrlein mit ins Aus reißt. Für beide Mercedes-Piloten endet das Rennen in der letzten Runde im Kiesbett, während Scheider auf der sechsten Position das Ziel erreicht.
Wehrlein: Sehr, sehr dreckig von Audi
Hart getroffen hat Audi damit vor allem "Halbzeitmeister" Pascal Wehrlein. Der 20-jährige verliert durch seinen Ausfall wertvolle Punkte im Meisterschaftskampf gegen Audi-Fahrer Matthias Ekström. Wehrlein liegt nun nur mehr auf Position drei in der Gesamttabelle. "Es war offensichtlich nicht nur ein kleiner Schubser, sondern man ist uns komplett hinten drauf gefahren", ärgert sich der aufgebrachte Wehrlein direkt nach dem Rennen.
"Nachdem ich die Situation auch im Fernsehen gesehen habe, und den Funkspruch gehört habe, finde ich das sehr, sehr dreckig von Audi. Aber es kriegt jeder seine Strafe, es kommt alles wieder zurück", so der 20-Jährige. Scheider hingegen sollte dem Mercedes-Piloten nun einige Zeit aus dem Weg gehen. "Heute ist der Tag, an dem Timo Scheider seine Vorbildfunktion für unseren Sport verloren hat", lauten Wehrleins harte Worte gegen den Kollegen.
Wolff: Unter jeder Würde
Für Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz ist der Vorfall klar. "Es war klar Absicht. Den Meisterschaftsführenden auf Ansage so aus dem Rennen zu nehmen, hat mit fairem Sport nichts zu tun und ist nicht das, was wir in der DTM sehen wollen", erklärt Fritz. Auch Scheiders Verhalten kann der Teamchef nicht nachvollziehen. "Wenn man so eine Anweisung über Funk bekommt ist das die eine Geschichte, sie auszuführen als Fahrer enttäuscht mich schon schwer."
Auch Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff zeigt sich am Sonntag sichtlich geschockt. "Wenn es diesen Funkspruch gab, soll derjenige nie wieder auf eine Rennstrecke dürfen", will der Österreicher den Befehl im ersten Moment gar nicht glauben. "Vorher war es hart aber fair. Aber sollte das wirklich so gewesen sein, wäre es indiskutabel und unter jeder Würde. Das tut man nicht", so Wolff.
"Ich erinnere mich nicht, dass es das schon mal in der DTM gab", stimmt Norbert Haug der Diskussion bei. "Das war absolut unsportlich", erklärt auch der zweite Betroffene Robert Wickens.
Fritz: Eine Strafe ist nicht genug
Der Vorfall wird nun untersucht, wie auch Fritz bestätigt. "Die Stewards müssen entscheiden, wie es da weitergeht", erklärt der Teamchef. Für ihn ist die Sache allerdings klar. "Aus meiner Sicht ist es nicht genug, nur darüber nachzudenken, ob Timo Scheider bestraft wird, weil es war kein Rennunfall, es war Absicht und das auf klare Anweisung", so Fritz. "Für mich war das grob unsportliches Verhalten und das passt für mich zu keinem einzigen Reglement."
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