Auf das Österreich-Wochenende 2014 sollte man Mercedes besser nicht ansprechen. Das vergangene Rennen auf dem Red Bull Ring entwickelte sich zum Debakel für die Stuttgarter, nachdem Pole-Setter Robert Wickens in aussichtsreicher Position die schwarze Flagge sah, weil er eine Durchfahrtsstrafe ignorierte. Mercedes-Leiter Wolfgang Schattling sprach damals von einer der krassesten Fehlentscheidungen in der Geschichte der DTM.

Nachdem auch noch Pascal Wehrleins Auto in der Boxengasse infolge einer Kollision mit Marco Wittmann stark beschädigt wurde, verkam das Österreich-Wochenende zum absoluten Flop für Mercedes. Ob diesmal alles besser wird?

Mit diesem Screenshot wehrte sich Mercedes 2014 gegen das angebliche Unsafe Release von Wickens, Foto: Mercedes-Benz
Mit diesem Screenshot wehrte sich Mercedes 2014 gegen das angebliche Unsafe Release von Wickens, Foto: Mercedes-Benz

Das Team: "Im Vorjahr haben wir am Red Bull Ring eine gute Performance gezeigt, wurden aber aufgrund von Strafen nicht dafür belohnt. Man kann sagen, wir haben noch eine Rechnung offen", sagte Mercedes-AMG DTM Teamchef Ulrich Fritz im Vorfeld der beiden Rennen in Spielberg. Wiedergutmachung ist sowieso angesagt, nachdem die letzten beiden Rennen in Zandvoort katastrophal für Mercedes und auch Audi verlaufen waren. Bei den BMW-Festspielen in den Niederlanden war die Mercedes-Truppe mit ihren durch Erfolgsballast erschwerten Boliden chancenlos gewesen.

In Spielberg sollte das Feld wieder ausgeglichener sein. Allerdings wird sich Mercedes' heißestes Eisen im Feuer, Pascal Wehrlein, im wahrsten Sinne des Wortes schwer tun. Zusammen mit Mattias Ekström hat der Meisterschaftsdritte die meisten Zusatzkilos an Bord. Immerhin: Es geht um die Halbzeitmeisterschaft in der DTM. Im Kollektiv läuft es gut für Wehrlein, Wickens und Co.: Abgesehen vom Norisring fehlten zwar die großen Highlights, doch die acht C 63-Piloten punkteten gemeinsam ordentlich. Mercedes belegt aktuell den zweiten Platz in der Herstellerwertung hinter Audi mit einem Rückstand von 48 Punkten.

Hat aus Mercedes-Sicht die besten Titelchancen: Pascal Wehrlein, Foto: Mercedes-Benz
Hat aus Mercedes-Sicht die besten Titelchancen: Pascal Wehrlein, Foto: Mercedes-Benz

Die Fahrer: Besonders Robert Wickens ist hoch motiviert, in Spielberg gute Ergebnisse einzufahren. Die Flaggen-Klatsche aus dem vergangenen Jahr ärgerte den Kanadier ungemein. "Ich habe das Gefühl, dass ich nach dem vergangenen Jahr noch eine offene Rechnung mit Spielberg habe", sagte Wickens. "Im letzten Jahr stand ich auf der Pole Position. Daher habe ich hohe Erwartungen und will an diesem Wochenende zwei starke Ergebnisse einfahren."

Ähnlich formulierte es Markenkollege Wehrlein: "Die letzten Jahre konnte ich immer gute Ergebnisse erzielen. Durch meinen Rennausfall im letzten Jahr habe ich allerdings noch eine Rechnung mit Spielberg offen und freue mich schon sehr, endlich wieder im Auto zu sitzen."

Für den jungen Lucas Auer steht ein besonderes Rennwochenende bevor. Der Rookie bestreitet sein Heimspiel auf dem Red Bull Ring. Während seiner Formelkarriere fühlte sich der Österreicher stets wohl auf dem zweitlängsten Kurs im Rennkalender. Schafft er es zum zweiten Mal in seiner DTM-Karriere in die Punkte? Auer: "In der Formel 3 war ich auf der Strecke oft erfolgreich. Das hat zwar nichts zu sagen, aber zumindest gehe ich so mit einer hohen Motivation in das Rennwochenende."

Lucas Auer fuhr bislang einmal in die Punkteränge, Foto: DTM
Lucas Auer fuhr bislang einmal in die Punkteränge, Foto: DTM

Das Auto: Mercedes sollte nach dem Debakel in den Niederlanden nun wieder bei der Musik sein. Der Red Bull Ring kam den Stärken des Mercedes-AMG C 63 DTM in den vergangenen Jahren - als es sonst zweitweise überhaupt nicht lief - immer entgegen. Harte Bremszonen und die drei langen Geraden in Spielberg spielen dem Mercedes-Boliden in die Karten. Das war auch in dieser Saison zu beobachten, vor allem bei den Stadtrennen auf dem Norisring. In der Saison 2014 zeigte Robert Wickens mit der Pole Position, wozu Mercedes beim österreichischen Gastspiel in der Lage ist.

Teamchef Uli Fritz: "Ich denke, die Rennen in Spielberg werden ein weiterer wichtiger Gradmesser für uns. Wir führen die Teamwertung an und liegen auch in der Fahrer- und Herstellerwertung in guter Position. Ziel für das kommende Wochenende ist es, so hoch wie möglich zu punkten."

Spielberg sollte dem Mercedes-AMG C 63 DTM gut liegen, Foto: Mercedes-Benz
Spielberg sollte dem Mercedes-AMG C 63 DTM gut liegen, Foto: Mercedes-Benz

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Spielberg sollte eine spannende Angelegenheit werden. Mit einer völligen Hersteller-Dominanz wie bei den vergangenen Rennwochenenden ist diesmal nicht zu rechnen. Mercedes sollte gute Chancen auf Topergebnisse haben, das haben die letzten Österreich-Auftritte bewiesen. In Sachen Meisterschaft sind die Augen klar auf Pascal Wehrlein gerichtet. Allerdings tritt der Mercedes-Junior mit dem schwersten Auto im Feld an. Inwiefern können die Kollegen ihn unterstützen, und wozu ist er aus eigener Kraft imstande? Der Titel des Halbzeit-Meisters hat zwar keinen sportlichen Wert, lässt sich aber gut vermarkten... (Robert Seiwert)