Jubel, Trubel, Heiterkeit. Bei BMW herrschte nach dem Rennwochenende in Zandvoort so gute Stimmung wie schon lange nicht mehr vor. Nach dem Katastrophenstart in die Saison schlugen die Münchner bei den beiden Rennen auf dem Dünenkurs mit voller Macht zurück. Am Samstag gab es einen historischen Siebenfachsieg zu feiern, am Sonntag belegten BMW-Piloten immerhin die ersten fünf Plätze.

Felix da Costa hält Farfus in Schach

Antonio Felix da Costa feierte seinen ersten DTM-Sieg, Foto: BMW AG
Antonio Felix da Costa feierte seinen ersten DTM-Sieg, Foto: BMW AG

"Ich bin sprachlos. Was für ein fantastisches Wochenende", frohlockte Antonio Felix da Costa, der nach dem dritten Platz am Samstag das Sonntagsrennen für sich entschied und damit als erster portugiesischer Sieger DTM-Geschichte schrieb. Felix da Costa startete von der Pole Position und verteidigte gekonnt den Platz an der Sonne. Das war auch notwendig, denn nur zu gerne hätte sich der hinter ihm fahrende Augusto Farfus den Rennsieg gesichert.

"Mein zweiter Stint war super gut, ich war super schnell. Ich konnte extrem nah hinterherfahren und hatte eine gute Pace, aber hier ist es einfach unmöglich zu überholen", schilderte der Brasilianer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die Tücken von Zandvoort. Da sich Felix da Costa keine Blöße gab, bot sich für Farfus keine Möglichkeit, ein Überholmanöver zu setzen.

"Ich habe gehofft, er würde einen Fehler begehen, wollte aber kein dummes Manöver machen, weil wir bei BMW eine Familie sind", gab sich der Brasilianer hart, aber fair. "Natürlich will ich wie er auf der Spitze des Podiums stehen, aber ich würde das Manöver nur setzen, wenn ich mir sicher bin, dass ich sauber vorbekomme. Er hat es gut gemacht und keine Fehler begangen."

Dass Farfus schlussendlich Zweiter und nicht Dritter wurde, war einem nicht optimalen Boxenstopp von Bruno Spengler geschuldet, der vor dem Reifenwechsel noch an der zweiten Position lag. "Wir mussten ein bisschen warten, um kein ‚Unsafe Release´ zu riskieren", erklärte der Kanadier, nahm die Sache aber einigermaßen locker. "Dennoch war es ein toller Tag. Das Wochenende war für BMW einfach sensationell."

Das Podium war fest in BMW-Hand, Foto: BMW AG
Das Podium war fest in BMW-Hand, Foto: BMW AG

Glock zufrieden, Wittmann ärgert sich

Platz vier in den Dünen ging an Timo Glock, der damit sein bestes Saisonergebnis verzeichnete. Der ehemalige Formel-1-Pilot profitierte von einer gelungenen Boxenstoppstrategie des MTEK-Teams. "Meine Mannschaft absolut richtig entschieden, uns einen Tick früher reinzuholen, und das war natürlich perfekt", freute sich Glock im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Um ein Haar wäre es ihm dank der Strategie sogar gelungen, Spengler zu überholen und auf das Podium zu fahren. "Da hat dann halt eine Sekunde gefehlt und ich hab zurückgesteckt und bin das ganze Rennen Bruno gefolgt", erklärte Glock, der nach dem schwachen Saisonstart noch gemeint hatte, BMW würde in dieser Saison kein einziges Rennen gewinnen. "Ich bin glücklich, dass meine negative Prognose vom Lausitzring widerlegt wurde", grinste er. "Dafür darf mir mein Chef auch gern in den Arsch treten."

Im Gegensatz zu Glock zeigte sich der amtierende Champion Marco Wittmann nur bedingt zufrieden. Der Franke belegte den fünften Platz und lieferte sich das eine oder andere Scharmützel mit Piloten der Konkurrenz. "Beim Boxenstopp wurde es brenzlig. Aus meiner Sicht war das ein Unsafe Release von Molina", klagte Wittmann, der sich danach auch über Lucas Auer ärgern musste, der mit seinen alten Reifen eine Blockade darstellte, anstatt Platz zu machen. "Der soll noch mal in die Fahrschule gehen", schimpfte Wittmann im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Timo Glock profitierte von einer gelungenen Strategie, Foto: DTM
Timo Glock profitierte von einer gelungenen Strategie, Foto: DTM

Misserfolge führen zu Erfolg

Doch warum trat BMW in Zandvoort eigentlich so bärenstark auf, dass die Gegnerschaft praktisch ohne Chance war? Zu verdanken hatte man dies den Misserfolgen der ersten Saisonrennen, da Mercedes und Audi Performancegewichte zuladen mussten, sodass die Münchner Boliden deutlich leichter waren. Der Unterschied betrug bis zu 25 Kilogramm.

"Wir wissen, dass wir uns gut geschlagen haben, weil wir ein super leichtes Auto hatten, und ein super leichtes Auto hilft hier am meisten", gab sich Farfus keinen Illusionen hin, der zwar kein Freund dieser Regelung ist, sich über ihre Auswirkungen aber dennoch freute. "Wenn du gut bist, bekommst du mehr Gewicht, und wenn du schlecht bist, weniger", brachte es der Brasilianer auf den Punkt. "Wir müssen am Boden bleiben und nicht abheben, aber es gibt dem ganzen Team natürlich Selbstvertrauen."

Ähnliche Töne schlug auch BMW-Motorsportchef Jens Marquardt gegenüber Motorsport-Magazin.com an. "Ich bin megastolz auf die ganze Truppe. Das waren harte Wochen und Monate, aber es zeigt sich eben in so einer Situation, wie gut ein Team funktioniert", fand er viele lobende Worte. Wie Farfus war sich aber auch Marquardt bewusst, dass der Erfolg den besonderen Umständen geschuldet war, die sich aus der Kombination Strecke und Gewicht ergaben. "Wir müssen jetzt hart weiterarbeiten. Die Saison ist noch lang", mahnte er deshalb trotz der ausgelassenen Jubelstimmung dazu, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Die Nagelprobe folgt in drei Wochen in Spielberg, wo die BMW-Boliden deutlich schwerer als in Zandvoort beladen sein werden.