Der Sieg für Marco Wittmann in Zandvoort war alles andere als in Stein gemeißelt, denn in den letzten Runden des Sprintrennens wurde es mit Markenkollege Antonio Felix da Costa noch einmal eng. Der Portugiese, der den Großteil des Rennens seine Reifen geschont hatte, legte einen Zahn zu und nutzte das DRS, um die Lücke zu schließen.

Obwohl er nah herankam und Wittmann deutlich unter Druck setzte, wagte Da Costa kein Überholmanöver. Hielten ihn die Verantwortlichen an der Boxenmauer etwa zurück? Der Schnitzer-Pilot wiegelte ab. "Wir durften heute nicht so viele Risiken eingehen. Es ist ein großer Wendepunkt für BMW in dieser Saison. Wir hatten bislang zu kämpfen und jeder brauchte diese Punkte", betonte er.

"Der größte Lohn war heute also nicht für mich, sondern für BMW. Das müssen wir akzeptieren und das ist der Grund, warum ich keine großen Risiken eingehen wollte. Außerdem ist das mein erstes Podium in der DTM - das musste ich nach Hause fahren", fügte Da Costa hinzu.

"Natürlich hat er etwas Druck auf mich ausgeübt", gestand Wittmann. Vor allem die erste Kurve sei aufgrund von DRS brenzlig gewesen. "Er hat versucht, zu pushen. Letzten Endes war es wirklich faires Racing und ein großartiger Erfolg für uns alle", unterstrich der amtierende Meister. "Es ist Balsam für die Seele für uns alle bei BMW nach dem schwierigen Auftakt."

Der Zandvoort-Faktor

Mit einem nie dagewesenen siebenfachen Triumph schrieb BMW am Samstag in Zandvoort Geschichte. Einzig Martin Tomczyk, der mit einem technischen Defekt ausschied, fehlte zum perfekten Ergebnis. "Es war nicht das perfekte Rennen - wir hätten acht Autos vorne haben können", scherzte daher Maxime Martin, der als Dritter aufs Podium fuhr und ein teils recht einsames Rennen fuhr.

Das Podest-Trio verzeichnete einen sehr guten Start ins Rennen, weshalb Polesetter Augusto Farfus das Nachsehen hatte. "Der Schlüssel zum Erfolg war der Start", meinte Wittmann. "Ich konnte Augusto ausbeschleunigen, hatte richtig viel Grip. Dann hieß es in erster Linie, die Reifen gut managen über die Distanz."

Antonio Felix da Costa schwärmte vom Grip seines Boliden, Foto: BMW AG
Antonio Felix da Costa schwärmte vom Grip seines Boliden, Foto: BMW AG

Neben Start und Reifen spielte auch die Streckencharakteristik eine wichtige Rolle beim Erfolg. "Wir wussten, dass es besser werden würde als bei den vorherigen Rennen", sagte Wittmann. "Strecken wie Zandvoort passen besser zu unserem BMW." Auch dass der BMW aufgrund der Performancegewichte das leichteste Auto sei, habe eine Rolle gespielt. "Heute sind wir auf den ersten sieben Plätzen angekommen und das nehmen wir gerne mit."

Für Da Costa war allerdings auch die Fahrzeugbalance ein wichtiger Faktor. "Es ist schwierig, für alle zu sprechen, aber wir hatten bislang mir der Balance des Autos zu kämpfen. Es war hart, eine Balance zu finden, die sowohl in langsamen als auch schnellen Kurven funktioniert", berichtete er. "Diese Strecke funktioniert für unser Auto ganz gut, das war auch letztes Jahr der Fall. Ich hatte heute das Gefühl, dass das Auto viel Grip hatte." Auf anderen Strecken habe BMW Probleme gehabt, den Grip zu finden, um einen Vorteil aus frischen Reifen ziehen zu können.

Trügerische Tabelle

"Auf dieser Strecke sind unsere Autos, sowohl der M3 als auch der M4, immer gut zurecht gekommen. Daraus konnten wir im Qualifying schon viel Kapital schlagen und hatten dann auch gute Starts - bis auf Augusto leider. Danach sind alle stabil unterwegs gewesen, die Jungs konnten auch gut Druck machen", lobte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. "Wir sind wahnsinnig zufrieden, das ist ein super Ergebnis für uns, gerade auch in der Situation. Die Saison hat denkbar schlecht angefangen."

Der Siebenfach-Erfolg spiegle jedoch nicht das Kräfteverhältnis in der DTM wider. "Aber es zeigt, dass wir als Team gut zusammenstehen. Wir haben uns nicht verrückt machen lassen. Wir haben hart gearbeitet und müssen das auch weiter tun. Ich bin stolz auf alle. Das war eine Team- und Moralleistung."