Neues Format, neues Glück? Wer ist Favorit? Wie schlagen sich die Rookies? Vor Beginn der neuen DTM-Saison gab es einige offene Fragen. Nach dem Saisonstart in Hockenheim besteht nun die Möglichkeit, erstmals Bilanz zu ziehen. Motorsport-Magazin.com blickt auf die bestimmenden Punkte des Wochenendes.

Top: Ekström als Regengott

Mattias Ekström fuhr im Regen in einer anderen Liga, Foto: DTM
Mattias Ekström fuhr im Regen in einer anderen Liga, Foto: DTM

War das eine grandiose Vorstellung von Mattias Ekström! Der Schwede setzte sich im Sonntagsrennen an die Spitze, musste kurz Marco Wittmann vorbeiziehen lassen und verschwand später mit Beginn des Regens in einer eigenen Liga. Leistete Edoardo Mortara nach dem Wechsel auf Regenreifen noch verzweifelt Widerstand, ließ er den Routinier schließlich ziehen. In der Folge setzte sich Ekström ab und hatte im Ziel ein für DTM-Verhältnisse überragendes Polster.

"Das Rennen hat vom Anfang bis zum Ende sehr viel Spaß gemacht", freute sich der Audi-Pilot nach dem Rennen. Er wechselte eine Runde nach seinem Markenkollegen Mortara die Reifen, musste also eine Runde länger mit Slicks auf der nassen Fahrbahn zubringen. Dennoch konnte er den Rückstand schnell aufholen. Ein Faktor dabei: seine Erfahrung. "Im Regen zahlt es sich für die alten Hasen endlich mal aus. Dennoch hätte ich es lieber trocken gehabt. Regenrennen sind eine andere Art von Rennen, weil man im Nassen nicht so gut sieht", erklärte der 36-Jährige. Insgesamt brillierte Audi an diesem Wochenende: Platz eins durch Jamie Green am Samstag, am Sonntag platzierte sich Edoardo Mortara hinter Ekström auf Rang zwei. Starker Auftritt der Ingolstädter!

Top: Neues Rennformat hält Versprechen

Es war eine kleine Revolution in der DTM: zwei Qualifyings, zwei Rennen, mehr Zeit auf der Strecke. Die Hoffnung der Verantwortlichen: mehr Action. Und nach dem ersten Rennwochenende wurden die Hoffnungen absolut bestätigt. Sowohl am Samstag, als auch am Sonntag waren die Rennen spannend, Zweikämpfe wurden geführt und das Geschehen war absolut nachvollziehbar. Experten und Beteiligte berichteten unisono: der Weg, auf dem sich die Tourenwagen-Serie befindet, ist der richtige.

Stellvertretend äußerte sich Bruno Spengler bei Motorsport-Magazin.com. "Ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Format. Es ist gut aus Fahrersicht", kommentierte der Kanadier. Er führte aus: "Sonntagmorgen ist noch ein Qualifyng und dann ein Rennen, da steht man gerne auf und freut sich darauf. Du fährst häufiger mit wenig Pause. Das macht Spaß."

Top: Mercedes ist wieder da

2014 fuhr Mercedes meistens der Musik hinterher. Das Defizit war teilweise so gravierend, dass sich Audi und BMW dazu durchgerungen hatten, Mercedes eine Weiterentwicklung zu ermöglichen, obwohl dies qua Reglement ausgeschlossen war. Über den Winter dann hat Mercedes einen deutlich besseren Job gemacht. Der Podestplätze aus den ersten beiden Rennen in Hockenheim stehen für die Marke mit dem Stern zu Buche. Samstag belegte Pascal Wehrlein Platz zwei, Paul di Resta wurde Dritter. Am Sonntag im Regen konnte Mercedes die Leistung weitestgehend bestätigen, Gary Paffett war neben Mattais Ekström der schnellste Pilot im Feld und flog durchs Feld auf Platz drei.

Top: Gary Paffett als heimlicher Sieger

Genau diese Leistung war ein weiteres Highlight an diesem Wochenende. Paffett wurde am Samstag von Martin Tomczyk unsanft aus dem Rennen genommen, danach platzte dem Briten fast der Kragen. Im Qualifying für das Sonntagsrennen wurde er zwar Achter, aufgrund eines Verstoßes gegen das technische Reglement jedoch musste er das Rennen vom 23.Platz aufnehmen. Was dann folgte, war ein nahezu heroischer Auftritt. Platz um Platz kämpfte er sich nach vorne, fuhr aggressiv, aber nicht unfair. Kurz vor Schluss überholte er sogar seinen besonderen Freund Martin Tomczyk und belegte im Ziel Rang drei.

"Vielleicht sind wütende Fahrer schneller", vermutete ein glücklicher Paffett nach dem Rennen. Hochzufrieden war Paffet mit seinem Arbeitsgerät. "Das Rennen war perfekt. Das Auto war im Regen sehr gut. Wir waren viel schneller als die anderen, haben sofort den Rhythmus gefunden. Es war unglaublich so fahren zu können. Wenn du nah rankommst, siehst du eigentlich nichts wegen des Sprays, aber wir konnten ganz einfach überholen", analysierte er das Rennen.

Flop: BMW nur dritte Kraft

Als Titelverteidiger in der Fahrer- sowie der Teamwertung wollte BMW auch beim Saisonstart 2015 seine Vorreiterrolle in der DTM demonstrieren. Doch daraus wurde nichts. Die Münchner fanden sich auf einmal im Mittelfeld wieder. Im Samstagsrennen wurde Maxime Martin als bester BMW-Pilot nur Siebter, am Sonntag sah das Ergebnis mit Platz vier für Martin Tomczyk und dem fünften Rang für Marco Wittmann etwas besser aus.

"Wieder vier Autos in den Top 10. Ich denke, das ist ordentlich. Von vier und fünf hätte ich mir am Anfang sicherlich ein bisschen mehr erwartet, aber man hat gesehen, unter diesen Bedingungen war es sehr schwierig. Und ganz zum Schluss mit dem vielen Regen war es dann richtig schwierig", kommentierte Motorsport-Chef Jens Marquardt die Leistung am Sonntag. Dennoch bleibt nach dem ersten Wochenende der DTM in diesem Jahr das Gefühl, dass BMW in der Spitze nur die Rolle des Verfolgers einnimmt.

Flop: Rookies ohne Glück

Drei Rookies gehen 2015 in der DTM an den Start. Maximilian Götz und Lucas Auer fahren für Mercedes, Tom Blomqvist bestreite sein Debütjahr für BMW. In Hockenheim bestritten alle drei ihr erstes Wochenende, die ersten beiden Rennen. Doch mehr als Erfahrung sammeln war für die drei nicht möglich. Nicht ein Punkt steht nach zwei Rennen zu Buche. Dabei hatten die drei jedoch auch viel Pech.

Maximilian Götz sah immerhin zweimal die Zielflagge, Foto: Mercedes-Benz
Maximilian Götz sah immerhin zweimal die Zielflagge, Foto: Mercedes-Benz

Am Samstag wurde Tom Blomqvist in eine Kollision in der Startphase verwickelt, als er von Antonio Felix da Costa getroffen wurde und in der Folge in Timo Scheider krachte. Blomqvist musste sein Auto danach abstellen. Lucas Auer wurde unglücklich in den Zweikampf zwischen Martin Tomczyk und Gary Paffett verwickelt und musste ebenfalls aufgeben. Maximilian Götz wurde von Christian Vietoris umgedreht und wurde 16. Am Sonntag dann konnte Auer gar nicht erst teilnehmen, weil er in der Runde zur Startaufstellung von der Strecke rutschte und in die Reifenstapel krachte, Götz und Blomqvist landeten wiederum am Ende des Feldes.

Flop: Extrem enger Zeitplan

So positiv die Reaktionen der Fahrer und Hersteller auf das Format waren, so kritisch wurde die allgemeine Zeitplanung des Wochenendes gesehen. Neben der Zeit im Auto stehen noch einige Termine abseits des eigenen Boliden auf dem Programm. "Mit Medien und Besprechungen hier und da, das macht das Ganze sehr anspruchsvoll und zeitintensiv, aber das gehört ja dazu", sagte Maximilian Götz gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Zwar verbringe man nun mehr Zeit im Auto. "Aber das andere kommt ja noch dazu. Das ganze Paket ist schon extrem anspruchsvoll für die Fahrer habe ich gehört. Es ist sehr getaktet, es geht Schlag auf Schlag. Da muss man sich im Kopf frei machen. Das ist eine Herausforderung", stellte Götz fest. Auch Martin Tomczyk sieht die zwei Seiten der Medaille: "Erstens sitzen wir natürlich mehr im Auto, was natürlich positiv ist. Aber die Zeiten dazwischen sind extrem eng und es ist alles extrem durchgetaktet. Also viel Zeit für etwas anderes hat man nicht."