Hockenheim, DTM, Sprintrennen, Runde 15, Spitzkehre. Plötzlich ein lauter Knall. BMW-Pilot Martin Tomczyk kracht heftig in den Mercedes von Routinier Gary Paffett. Von hinten rauscht Mercedes-Rookie Lucas Auer heran, kann nicht mehr ausweichen und donnert in die Unfallgegner. Für das Trio ist das Rennen gelaufen.

"Nach der Safety-Car-Phase waren meine Bremsen noch nicht perfekt. Ich war im Windschatten von Lucas Auer und wollte ihn ausbremsen. Dann bin ich etwas später auf die Bremse – und die Hinterachse hat sofort blockiert", rechtfertigt sich Tomczyk. "Ein dummes Manöver. Hirnlos", poltert dagegen Paffett, noch während des Rennens. Gerade erst hatte er in einer Wiederholung gesehen, wie es zu dem Unfall gekommen war.

Später beschreibt Paffet die Sitation im Detail. "Ich war gerade hinter Bruno [Spengler], wollte ihn überholen und bin in die Spitzkehre gefahren. Dann habe ich in der Mitte der Kurve nur einen heftigen Schlag von hinten gespürt und bin herumgeschleudert worden. Da wusste ich aber noch nicht warum. Dann habe ich die Szene nachher gesehen. Es war einfach unfassbar. Er [Tomczyk] war schon halb in der Bremszone und hatte völlig die Kontrolle verloren", sagt Paffett. Dann schimpft sich der 34-Jährige regelrecht in einen Rausch.

"Sowas zu machen, war total dumm. Wir haben morgen ja auch noch ein Rennen. Er hat damit sein Auto stark beschädigt. Er hat mein Auto stark beschädigt. Und er hat Lucas' Auto stark beschädigt. Das ist einfach dumm. Und er hat das zu verantworten. Er kann sagen, dass die Reifen stehen geblieben sind, okay. Aber du musst dein Auto doch kontrollieren können, wenn du es schon so lange fährst. Dann weißt du doch, wie es sich verhält, was die Bremsen tun. Da hat er klar etwas falsch gemacht. Dafür gibt es keine Entschuldigung", poltert Paffett.

Klar anders sieht das Tomczyks Teamchef. "Bis zu dem Vorfall war Martin mit seinem Auto sehr zufrieden. Er sagte, er habe den besten BMW auf der Bremse gehabt. Nach dem Restart waren die vielleicht noch nicht voll durchgewärmt. Er hat gesagt, er habe ganz normal gebremst. Spät, weil er reinstechen wollte. Aber es hat hinten blockiert und er war nur noch Passagier. Das war nicht unkalkuliert. Er hat einfach auf die Stärken seines Autos vertraut. Das hat da leider nicht funktioniert", sagt Jens Marquardt.

Schon 2014 in Zandvoort räumte Tomczyk Paffett ab, Foto: DTM
Schon 2014 in Zandvoort räumte Tomczyk Paffett ab, Foto: DTM

Dumm und hirnlos, aber sicherlich keine Absicht

"Wenn es nach mir geht, muss er auf jeden Fall eine Strafe für die Startaufstellung morgen bekommen. Er hat heute vielen Leuten das Rennen gekostet", fordert der Brite. Zudem sei Tomczyk Wiederholungstäter - was gerade Paffett bereits in der Vergangenheit zu spüren bekommen habe. "Alle machen deshalb immer eine große Sache aus der Beziehung von mir und Martin. Das meiste davon kommt nur von dummen Sachen, die er auf der Strecke gemacht hat. In Zandvoort hat er mich rausgenommen und hier auch. Ich bin bei all diesen Vorfälle ein unschuldiger Passagier gewesen", erinnert Paffett. "Ich weiß nicht, warum es immer ich bin, den er trifft. Klar, das ist keine Absicht. Das weiß ich auch. Ist doch klar, dass er das nicht absichtlich macht."

Auch ohne den Crash lief der Samstag für Gary Paffett alles andere als perfekt. Durch eine Strafversetzung wegen Missachtens der Parc-fermé-Regel ging der Brite vom letzten Startplatz in das Rennen. Kurz nach dem Start profitierte Paffett vom allgemeinen Chaos, schenkte seine so gewonnenen Position allerdings wieder her. "Ich habe mich aus dem ganzen Trubel herausgehalten. Viele Leute haben dumme Sachen gemacht in der ersten Runde, es gab viele Beschädigungen, überall sind Teile herumgeflogen und es gab viele Autos, die da ausgeschieden sind. Aber ich bin da sauber durchgekommen, bin auf der Strecke geblieben. Es gibt keinen Grund am Ende des Feldes Vollgas zu fahren und das Auto zu zerstören", erklärte Paffett seine Zurückhaltung.

Hoffnung auf Rennen zwei

Kaum kehrte Ruhe ein, startete Paffett seine Aufholjagd. "Da hat uns auch das Safety Car geholfen. Wir waren vor bis auf P12 und wollten Punkte holen. Das war das Ziel heute. Und ich denke, wir hätten es geschafft. Die Pace war gut", sagt Paffett. "Hoffentlich können wir uns morgen weiter vorne qualifizieren."