Hinter den Kulissen kommt die DTM nie zur Ruhe - vor allem 2014 nicht. Zur kommenden Saison wird es Änderungen geben, so viel steht fest. Motorsport-Magazin.com stellt die aktuellen Regeln auf den Prüfstand und gibt einen Ausblick auf die Saison 2015. Diesmal: die Track Limits.

Track Limits: Über die Grenzen hinaus

Ganze 42 Mal blinkte es am Samstagmittag auf den Zeitenmonitoren am Red Bull Ring. Die immer wiederkehrende Info aus der Rennleitung: Track Limit überschritten. In den beiden Trainings zum diesjährigen Rennen in Spielberg wurde es den Regelhütern nicht langweilig. Immer wieder missachteten die Piloten die Streckenbegrenzung in der vorletzten Kurve. Es gilt: Wer mit allen vier Rädern die weiße Linie überfährt, wird bestraft. In Trainings und Qualifying mit gestrichenen Zeiten, im Rennen mit einer Strafe.

Nicht wenige Zuschauer müssen sich gefragt haben: Sind die DTM-Piloten einfach zu doof, um innerhalb der beiden weißen Linien auf der Strecke zu fahren? Natürlich loten die Fahrer in den Trainings die Grenzbereiche aus um sich einen Vorteil zu verschaffen, doch auf dem Red Bull Ring war das Maß bei weitem überschritten. "Am Ende denkt der Fan, wir wären zu blöd, zwischen zwei weißen Linie zu fahren", war Timo Glock alles andere als glücklich. Track Limits sind auf Strecken wie dem Hockenheimring, Budapest, Lausitzring und Red Bull Ring immer wieder ein großes Thema, das für Streitigkeiten sorgt.

Spielberg ist ein Paradebeispiel für Track Limits, Foto: DTM
Spielberg ist ein Paradebeispiel für Track Limits, Foto: DTM

2015: Mobile Randsteine als Lösung

2015 soll damit endlich Schluss sein - zumindest in dieser exzessiven Art und Weise. Mittels der Fahrervereinigung DTMDA machen sich die Piloten stark dafür, kommendes Jahr eine Lösung für dieses Problem zu finden. Mobile Randsteine könnten künftig in Problem-Bereichen dafür sorgen, dass die überschrittenen Streckenlimits der Vergangenheit angehören. Dieser Punkt steht auf der Agenda der Gespräche mit Blick auf 2015 weit oben.

"Es funktioniert nicht, so gut die Regel auch angedacht war", sagte DTMDA-Sprecher Manuel Reuter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Unser Vorschlag seitens der DTMDA für die Zukunft: Auf Strecken, bei denen häufig Probleme mit den Streckenlimits auftreten, würde ein mobiles System Abhilfe schaffen. Wenn auf solchen Strecken wie Ungarn und Spielberg Randsteine hinter die existierenden weißen Linien geschraubt werden, hat sich das Problem erledigt. Dann gibt es das Thema Track Limits in Zukunft in dieser Form nicht mehr."

Streckenlimits - ewige Crux in der DTM, Foto: BMW AG
Streckenlimits - ewige Crux in der DTM, Foto: BMW AG

Fahrer selber schuld?

Allerdings muss die Frage gestellt werden, inwiefern die Fahrer selbst daran schuld sind, wenn sie mit allen vier Rädern die Strecke verlassen. Sollte ein Profi nicht in der Lage sein, die Abstände richtig abzuschätzen? Eine Erklärung lieferte Audi-Pilot Jamie Green. "Es ist für uns nicht einfach, auf die Innenseite des Autos zu achten", so der Brite. "Wir wissen immer sehr genau, wo unsere Außenseite ist. Das sieht man zum Beispiel am Norisring ganz gut. Aber die Innenseite ist ohne optischen Anhaltspunkt kaum abzuschätzen."

In der Tat bestätigen auch ehemalige DTM-Fahrer, dass es fast unmöglich ist, Zentimeter genaue Abstände in einem Rennauto mit geschlossenen Radkästen abzuschätzen. Da es in der DTM um Hundertstelsekunden geht, reizen es die Piloten natürlich bis zum Ende aus. Das Problem: Eine weiße Linie ist für den Fahrer im Auto nicht spürbar. Ganz anders sieht die Sache bei Randsteinen aus - hier bekommt der Pilot im Cockpit direktes Feedback beim Überfahren der künstlichen Begrenzungen.

In Zandvoort wird der Grenzgang meist bestraft, Foto: DTM
In Zandvoort wird der Grenzgang meist bestraft, Foto: DTM

Bei Fehler: Strafe

Noch schöner - auch für Fans - sind traditionelle Naturstrecken wie Zandvoort. Wenn ein Fahrer hier zu weit von der Strecke abkommt, landet er einfach im Kiesbett oder in der Mauer. "Wenn ein Fahrer einen Fehler macht, muss er auch dafür bestraft werden - siehe etwa Zandvoort", meinte auch DTM-Experte Reuter. "Sonst können wir auch auf Parkplätzen fahren und weiße Striche auf den Asphalt malen. Wir müssen hier eine nachvollziehbare Lösung finden."

Einen ersten Erfolg konnte die DTMDA bereits am Lausitzring-Wochenende erzielen. Die weiße Linie in Kurve 1 wurde ein wenig nach außen verschoben, um den nervigen Track Limits Einhalt zu gebieten. Mit Erfolg. So konnten die Fahrer leichter ein- und abschätzen, ob sie die Strecke verlassen. "Wir sind uns alle einig, dass wir das Thema, einen Zentimeter zu viel über eine weiße Linie zu fahren, nicht mögen", sagte Glock. "Eine Runde zu streichen oder eine Stop-and-Go-Strafe oder irgendetwas zu geben wegen Überfahren eines Track Limits, ist immer ungut." Auch für die Fans, die nicht selten rätselnd vor dem Fernseher saßen...

Nächster Prüfstand: das Rennformat

Lesen Sie in der nächsten Motorsport-Magazin.com-Ausgabe von 'Regeln 2015 auf dem Prüfstand': das Rennformat. Wie sieht die DTM 2015 aus? Spätere Rennen und Qualifyings, mehr Training, gar zwei Rennen pro Wochenende? Möglichkeiten gibt es einige...