Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Zeit der Standard/Option-Reifen in der DTM nähert sich dem Ende. Wie genau es in der kommenden Saison an der Reifen-Front aussieht, ist derzeit noch nicht klar. Absehbar ist allerdings, dass die Lösung der vergangenen beiden Jahre nicht mehr tragbar ist. "Das Thema ist extrem schwierig", sagte Audi-Rennleiter Dieter Gass bei einer Telefonkonferenz am Mittwoch. "Es gibt mehrere Optionen, die einem mehr oder weniger gefallen mögen."

Eine durchaus realistische Möglichkeit ist, eine der beiden Reifenmischungen abzuschaffen. Dieser Schritt war schon zu Beginn dieser Saison angedacht gewesen, wurde jedoch spät umgeworfen. Stattdessen wurde die 50-Prozent-Regel eingeführt, die besagt, dass die schnellen Option-Reifen nur 50 Prozent der Renndistanz eingesetzt werden dürfen. Da die Option-Reifen auf den meisten Strecken allerdings locker eine Rennhälfte durchhielten, entwickelte sich die DTM zu einer Happy-Hour-Veranstaltung: zwei Rennen in einem.

In Zandvoort funktionierte der Option-Reifen wie geplant, Foto: Audi
In Zandvoort funktionierte der Option-Reifen wie geplant, Foto: Audi

Zandvoort als Ausnahme

Eine positive Ausnahme war das letzte Rennen in Zandvoort. Die Strecke gilt wegen seines rauen Asphalts und seines Layouts als arg strapazierend für die Reifen - und in der Tat gab es Unterschiede in der Performance zwischen Autos, die auf den gleichen Reifen fuhren. "In Zandvoort hat der Option-Reifen zum einen der ersten Male das gemacht, was er von Anfang an hätte machen sollen", so Gass. "Er hat nämlich nach einer gewissen Anzahl Runden, die kleiner ist als 50 Prozent Renndistanz, einen deutlichen Abbau gehabt - beim einen Auto mehr, beim anderen weniger."

So hatte der Plan für die Options einmal ausgesehen, als die neuen Mischungen 2012 von Hankook eingeführt wurden. In der Realität war der Option-Reifen jedoch viel zu widerstandsfähig und bot lediglich einen extremen Zeitenvorteil von bis zu drei Sekunden. "Das war eigentlich das, was im Klassenheft des Option-Reifen drin stand, sich aber leider nur auf einer Strecke wie Zandvoort verifiziert hat", so Gass. Das zeigt die Problematik, in dem Reifenthema etwas zu entwickeln, was auf jeder Strecke tut, was es machen soll. Und das ist mit Sicherheit mit den zwei Reifentypen, die wir haben, nicht erreichbar. Da müssten wir noch mehr Reifen haben."

Zandvoort war die perfekte Strecke für den schnellen Option-Reifen, Foto: DTM
Zandvoort war die perfekte Strecke für den schnellen Option-Reifen, Foto: DTM

2015 nur noch ein Reifentyp

Da mehr Reifen allerdings auch mehr Geld kosten, geht der Trend wohl in die andere Richtung. Weniger Reifen und keine unterschiedlichen Mischungen mehr deuten sich als Lösung für die Saison 2015 an. "Ich gehe davon aus, dass wir 2015 nur noch einen Reifentyp in der DTM haben werden", glaubte auch DTM-Experte Manuel Reuter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Was wir uns alle vorgestellt haben - schöne Zweikämpfe zwischen Fahrern mit unterschiedlichen Reifen - fiel leider flach. Die Idee war gut, aber in der DTM funktioniert es nicht."