Audi bläst zur Aufholjagd

In der Herstellerwertung liegt Audi nach sechs Saisonrennen 16 Punkte hinter BMW, in der Fahrerwertung ist Marco Wittmann dem bestplatzierten Audi-Piloten, Mattias Ekström, 39 Punkte voraus. "So lange mathematisch noch Chancen bestehen, werden wir den Kopf nicht in den Sand stecken", betonte Audi-DTM-Leiter Dieter Gass. "Und auch wenn es am Nürburgring ganz schlecht für uns laufen sollte, gibt es danach noch Möglichkeiten, auch wenn die natürlich immer kleiner werden würden. Ich sehe den Nürburgring also nicht als allerletzte Chance."

Dennoch ist den Ingolstädtern klar, dass man bei nur vier verbleibenden Rennen bei jedem Event eine bestimmte Performance abliefern muss, wenn man noch in den Titelkampf eingreifen will. Der Schwachpunkt in diesem Jahr war die Leistung im Qualifying. "Da müssen wir uns überlegen, wie wir das für das Wochenende am Nürburgring verbessern können", meinte Gass.

Ob Audi der Eifelkurs liegt oder nicht, spielt für Ekström keine Rolle, denn er glaubt, dass in der neuen DTM die Unterschiede zwischen den Autos so gering sind, dass man fast nicht mehr von einer Audi-, BMW- oder Mercedes-Strecke sprechen kann. "Ich würde sagen, das kommt auf den Fahrer und die Tagesform an, das Setup des Autos - wenn man das alles auf den Punkt bringt."

Schützenhilfe für Ekström?

Einen Faktor können mitunter auch die Teamkollegen spielen. Zuletzt in Spielberg klappte es mit der Schützenhilfe für Ekström noch nicht so ganz. Audi räumte Kommunikationsprobleme ein. Timo Scheider erklärte zur Verfahrensweise am Nürburgring, dass erst einmal jeder Pilot der Ingolstädter sein Qualifying fährt und dann Bilanz gezogen wird, wer wo steht und vor allem, von welchem Platz Ekström startet. "Mattias und ich wissen, wie man eine Meisterschaft gewinnen kann und muss. Wenn der Fall eintritt, dass man ihn unterstützen kann, wäre ich der Letzte, der ihn nicht unterstützen würde", meinte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Mattias Ekström ist Marco Wittmanns erster Verfolger., Foto: DTM
Mattias Ekström ist Marco Wittmanns erster Verfolger., Foto: DTM

Ekström als 'alter Sack' (O-Ton-Scheider) wisse, wie man die Meisterschaft noch drehen und das Maximum herausholen kann. "Fakt ist, dass er in allen Rennen statistisch gesehen durchwachsene Qualifyings hatte, das heißt es wird das Hauptaugenmerk für ihn werden, da nicht zu weit hinten zu stehen", verdeutlichte er. "Ich finde es spannend, wo die Reise hingeht. Ich drücke natürlich für Audi die Daumen, dass es gut endet oder noch einen Schritt in die richtige Richtung gehen kann. Aber wir müssen auch realistisch sein und sagen, dass es ganz, ganz schwer wird."

Wittmann gelassen

Marco Wittmann liegt in der Fahrerwertung deutlich vor seiner Konkurrenz und gilt damit als Favorit auf den Titel. Von dieser Tatsache lässt sich der Franke allerdings nicht beeindrucken. "Ich gehe ganz entspannt an die Sache heran, auch wenn ich die Tabelle anführe. Nun ist es das Ziel, solange dort vorne zu bleiben wie möglich. Ich fahre aber weiter von Rennen zu Rennen und habe daher keinen großen Druck", versicherte er Motorsport-Magazin.com.

Warum er es schafft, so ruhig zu bleiben, erklärt er damit, dass er während seiner Zeit in den Nachwuchsklassen einen Mentaltrainer hatte und nach wie vor dessen Methoden anwendet, auch wenn er mittlerweile nicht mehr von ihm betreut wird. "Wenn sich ein Rennfahrer mit gewissen Abläufen und Rhythmen wohl fühlt, dann versucht er das beizubehalten. Das ist auch in meinem Fall so. Ich versuche immer, den gleichen Ablauf durchzugehen, was gut funktioniert. Ich lasse mich da selten aus der Ruhe bringen."

Hofft Mercedes auf Regen?

Im vergangenen Jahr feierte Robert Wickens bei typischem Eifelwetter seinen ersten Sieg. 2014 hofft der Kanadier allerdings nicht auf Petrus' Mithilfe. "Um ehrlich zu sein, hoffe ich nicht auf Regen und zwar, was die langfristige Sicht angeht. Mercedes war immer stark im Nassen, aber wenn es regnet, lernen wir nicht wirklich etwas über unser Auto, um es besser zu machen", erläuterte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

"Wir behandeln jedes Wochenende mehr oder weniger als Testsession. Wenn es regnet, machen wir nicht wirklich Fortschritte mit dem Auto", fügte er hinzu. "Wenn es regnet, dann regnet es eben. Ich kann das Wetter nicht kontrollieren, aber für die Zukunftsperspektive wäre es besser, wenn es trocken ist."

Wirbel abseits der Rennstrecke

Die Diskussionen um die Disqualifikation von Wickens am Red Bull Ring sind noch lange nicht beendet. Mercedes verfasste wenige Tage nach dem Rennen einen offenen Brief an die DTM-Kommission. Die Stuttgarter erklären in diesem, warum sie die Entscheidung der Rennleitung für inhaltlich falsch halten und warum sie aus ihrer Sicht dem Sport schadet.

"Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Ich fand den gut", lautete das Feedback von Audi-Pilot Scheider. "Er war sehr konstruktiv, nicht beleidigend. Er war in meinen Augen richtig geschrieben. Ich kann nur positiv sehen, wie das dargestellt wurde." Im Laufe des Rennwochenendes ist mit weiteren Reaktionen zu rechnen.