Das Audi-Lager hatte sich in Moskau gute Chancen auf ein Top-Ergebnis ausgerechnet, doch das fünfte Rennen der Saison endete in einem ziemlichen Debakel. Mit Jamie Green, Mike Rockenfeller, Timo Scheider und Adrien Tambay sahen gleich vier Audi-Piloten nicht die Zielflagge. Ausfälle gehören in der DTM zur Tagesordnung, doch in der Ingolstädter Führungsetage brannte die Luft. Den Verantwortlichen gefiel überhaupt nicht, was sie sich vom Kommandostand aus anschauen mussten: Ihre Piloten schossen sich gegenseitig von der Strecke!

Das Unglück nahm schon in der ersten Runde seinen Lauf, als Edoardo Mortara und Green aneinandergerieten, woraufhin der Brite vorzeitig Feierabend machen musste. "Ich war innen mit den Optionsreifen, und ich glaube, er hat mich nicht gesehen", sagte Mortara über Green, den Feind aus dem eigenen Lager. Green selbst bestätigte dessen Annahme: "Ich wusste nicht, dass er da war, das habe ich erst gemerkt, als er mich getroffen hat - und dann war es zu spät."

Foto: DTM
Foto: DTM

Rockenfeller am Boden zerstört

Ein ärgerlicher Ausfall für Green und Mortara musste sich mit Platz neun zufrieden geben - ein Rückschlag beim Kampf um die Meisterschaft. Was die Audi-Bosse aber wirklich auf die Palme brachte, war ausgerechnet der amtierende Champion Rockenfeller. Beim Re-Start nach der zweiten Safety-Car-Phase rasselte er mit Tambay zusammen und sorgte für das Aus der beiden RS5-Boliden. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Piloten Chancen auf einen Podestplatz oder zumindest ein Top-Ergebnis.

Rockenfeller konnte es nicht fassen, nach seinem Ausfall blieb er minutenlang neben seinem Auto stehen, hielt sich die Hände vors Gesicht und sah seine Chancen, den Titel zu verteidigen, in weite Ferne rücken. Rocky agierte in dieser Situation zu ungestüm, regte sich noch während der Safety-Car-Phase via Teamfunk auf. "Mein Rennen ist gelaufen", wetterte er in englischer Sprache mit deftigeren Worten in Richtung Phoenix-Kommandostand. Teamchef Ernst Moser versuchte seinen Schützling noch zu besänftigen, doch da war es schon zu spät.

Foto: Audi
Foto: Audi

Rockenfeller gibt Fehler zu

Rockenfeller gilt als einer der angenehmsten Fahrer im Feld, der stets die Ruhe bewahrt - doch in Moskau ging es völlig daneben. "Es war ganz klar mein Fehler und keine Absicht", räumte Rocky ohne zu zögern ein. "Ich wollte nach dem Re-Start nur hinter Adrien herfahren, denn eine Runde später hätte ich ohnehin zum Reifenwechsel an die Box gemusst. Vielleicht waren meine Vorderräder nicht warm genug. Ich war auf jeden Fall überrascht, dass sie blockiert haben und ich Adrien hinten reingerutscht bin."

Im Wissen darum, dass ihm Rockenfeller nichts Böses wollte, versuchte Tambay die Ruhe zu bewahren - wenn es auch kein Geheimnis sein dürfte, dass die verlorenen Punkte sehr schmerzen. "Jeder hat gesehen, was passiert, ich möchte niemanden beschuldigen", so der Franzose. "Mike tut es leid. Es sollte nicht passieren, dass zwei Audi kollidieren. Aber solche Dinge passieren. Wir haben heute ein Podiumsergebnis verloren, wir hätten leicht auf dem dritten Platz landen können."

Foto: DTM
Foto: DTM

Ullrich: Das darf nicht passieren

Audis Motorsportchef Wolfgang Ullrich dürfte froh gewesen sein, als das Rennen in Moskau vorbei war. Mattias Ekströms dritter Platz beruhigte zwar etwas, verdeckte aber nicht den Blick auf das Audi-Gesamtbild. "Wir sehen es natürlich gar nicht gerne, wenn sich zwei Audi-Piloten gegenseitig aus dem Rennen reißen", so Ullrich. "Heute ist das gleich zweimal passiert. Es war in beiden Fällen keine Absicht, trotzdem darf es nicht vorkommen. Wir haben dadurch wertvolle Punkte und einen Teil unseres Vorsprungs in der Herstellerwertung eingebüßt."

Audi führt nach fünf Rennen weiter und liegt mit 223 Punkten an der Spitze. Die Piloten von Verfolger BMW haben zusammen bislang 196 Zähler gesammelt.